Politik

Auch Frankreich spioniert seine Bürger aus

François Hollande hat seine Empörung über die Spähaffäre am lautesten von allen EU-Führern verbreitet. Nun kommt heraus: Auch Frankreich überwacht die Daten seiner Bürger. Telefon und Internet sind angezapft, ähnlich wie beim PRISM-Programm der NSA.
05.07.2013 12:08
Lesezeit: 1 min

Die französische Direction Générale de la Sécurité Extérieure (DGSE) überwacht die Telefonate, Emails und den Internetverkehr der französischen Bürger, ergaben Ermittlungen der französischen Zeitung Le Monde. Eine wirkliche Überraschung ist das zwar nicht, aber es entblößt die Empörung des französischen Präsidenten über die Späh-Aktivitäten der US-amerikanischen Geheimdienstbehörde National Security Agency (NSA) als bloßes Theater.

Nachdem bekannt wurde, dass die NSA im großen Stil EU-Bürger überwacht und -Botschaften verwanzt hat, forderte François Hollande vehement, die Späh-Aktivitäten der NSA müssten „sofort eingestellt werden“. Er forderte sogar die Einstellung der Verhandlungen über die gemeinsame EU-Freihandelszone mit den USA.

Es erscheint unwahrscheinlich, dass Hollande von den jahrelangen Abhör-Aktivitäten des heimischen DGSE nichts gewusst haben will.

Im Interesse des französischen Geheimdienst steht das Kommunikationsnetzwerk der Bürger: Wer spricht mit wem, ist wichtiger, als der Inhalt, über den gesprochen wurde. Nichtsdestotrotz werden alle Kommunikationsdaten der Bürger „außerhalb jeglicher ernsthafter Kontrollen“ und „über Jahre“ auf den Servern des DGSE gespeichert.

Diese Nachrichten werden nicht dazu beitragen, die Umfragewerte Hollandes bei den Franzosen wieder zu verbessern.

Hollande steht derzeit nämlich auch innenpolitisch unter Druck. Wegen kritischer Äußerungen zur Finanzpolitik der Regierung, warf der französische Präsident die Umweltministerin aus dem Kabinett und setzte den Zusammenhalt der ganzen Koalition aufs Spiel (mehr hier). Darüber hinaus versucht er, die EU-Kommission für die schlechte wirtschaftliche Situation (hier) und den Erfolg rechtsradikaler Parteien in Frankreich verantwortlich zu machen (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Start-up WeSort.AI: Wie künstliche Intelligenz die Mülltrennung revolutioniert
16.05.2025

Die Müllberge wachsen von Jahr zu Jahr, bis 2050 sollen es fast siebzig Prozent mehr Abfall sein. Die Brüder Johannes und Nathanael Laier...

DWN
Politik
Politik Zentralplanerisches Scheitern: Lukaschenkos Preiskontrolle lässt Kartoffeln verschwinden
16.05.2025

Die belarussische Regierung hat mit rigider Preiskontrolle einen der elementarsten Versorgungsbereiche des Landes destabilisiert....

DWN
Finanzen
Finanzen Philipp Vorndran: „Kaufen Sie Immobilien, Gold – und streuen Sie Ihr Vermögen global“
16.05.2025

Anleger müssen umdenken: Investitionsstratege Philipp Vorndran warnt im Gespräch mit Peter Frankl vor einem Kollaps des alten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Kleinaktionäre drängen auf Rückzug von VW-Chef Blume bei Porsche
16.05.2025

VW-Chef Blume steht zunehmend unter Druck: Kritik aus den eigenen Reihen bringt seine Doppelrolle ins Wanken. Wie lange kann er sich noch...

DWN
Finanzen
Finanzen Was sind alternative Investments? Whisky, Windpark, Private Equity – wie Sie abseits der Börse Rendite machen
16.05.2025

Alternative Investments gelten als Baustein für resiliente Portfolios. Doch was genau verbirgt sich hinter dieser Anlageklasse? Warum sie...

DWN
Politik
Politik Dobrindt: Grenzkontrollen markieren den Beginn eines Kurswechsels
16.05.2025

Innenminister Dobrindt setzt auf strengere Maßnahmen und schärfere Grenzkontrollen – ein klarer Kurswechsel in der Migrationspolitik....

DWN
Politik
Politik Grüne kritisieren Wadephuls Aussage zu Verteidigungsausgaben als "naiv"
16.05.2025

Verteidigungsausgaben sollen auf fünf Prozent steigen – ein Vorschlag, der Deutschland spaltet. Doch wie realistisch ist dieses Ziel?...

DWN
Politik
Politik Merz warnt vor Wiederbelebung von Nordstream 2 – Geheimgespräche zwischen USA und Russland
16.05.2025

Geheimgespräche zwischen Washington und Moskau über Nordstream 2 alarmieren Berlin. CDU-Chef Friedrich Merz warnt vor einer...