Finanzen

Euro funktioniert nicht: EZB-Politik schadet der Wirtschaft in Südeuropa

Die Niedrigzins-Politik von Mario Draghi schadet den Firmen in Südeuropa. Die Unternehmen müssen höhere Zinsen zahlen und verlieren daher ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Deutschland. Die Entwicklung zeigt: Der einheitliche Währungsraum funktioniert nicht.
10.07.2013 02:12
Lesezeit: 2 min

Für Unternehmen in Deutschland und Frankreich zeichnen sich geringere Bankkosten durch die aggressive Niedrigzinspolitik der EZB ab. Die Kosten für neue Kredite könnten um 25 Prozent sinken. Die Firmen in der europäischen Peripherie werden davon in den nächsten Jahren aber nicht profitieren, ergab eine Analyse der FT anhand der Daten der EZB. Die Zinsen für neue Kredite in Portugal und Spanien werden weiter steigen.

„Das ist das größte Problem der spanischen Wirtschaft heutzutage“, sagte Maria Dolores de Cospedal Garcia von der spanischen Partido Popular. Die Kreditvergabe sei zwar noch nicht zum Erliegen gekommen, „aber sie ist sehr langsam“. Das Kreditangebot sei das Problem, da der „Bankensektor beschädigt“ sei.

Deutsche mittelständische Unternehmen werden in den nächsten Jahren durch günstige Kredite um 14 Milliarden Euro entlastet. Französische Unternehmen werden um neun Milliarden Euro entlastet. Deutsche und französische Unternehmen profitieren also von der EZB-Politik. In Italien sind die Auswirkungen der niedrigen EZB-Leitzinsen schon nicht mehr ganz so stark zu spüren, Unternehmen sparen hier aber immerhin noch 2,3 Milliarden Euro.

Das Problem der EZB-Politik: Mit den niedrigen Zinsen können sich die Staaten entschulden - und zwar Deutschland und die Südstaaten. Doch für die Unternehmen im Süden wird die Lage prekär: Ihnen nützt die Politik Mario Draghis nicht im geringsten.

Denn Unternehmen sind keine Banken: Für die ist die EZB-Politik gedacht, und im Banken-Sektor hat Draghis Konzept bisher funktioniert. Die Banken sind von der Krise vergleichsweise unbehelligt geblieben. Der Gedanke dahinter: Es soll zu einer Konsolidierung der Banken kommen. Damit sich die Großen positionieren können, bekommen sie Geld, um sich Zeit zu kaufen (mehr dazu hier).

Die Unternehmen der Realwirtschaft zahlen in Südeuropa die Zeche.

Die Schere zwischen Süd- und Nordeuropa geht ebenfalls weiter auf. Die Bemühungen der EZB laufen ins Leere oder verschlimmern die Situation: Wenn alle spanischen Unternehmen sich zu den Zinskosten in Deutschland refinanzieren könnten, würden sie 14 Milliarden Euro sparen, etwa 15 Prozent der Gesamteinnahmen für 2012. Italien würde gar 15 Milliarden Euro sparen.

Christine Lagarde hat EZB-Chef Draghi daher aufgefordert, den Leitzins erneut zu senken, um die Kreditfinanzierung in Südeuropa zu erleichtern (mehr hier). Eine weitere Senkung wird jedoch wieder zuerst in Deutschland spürbar werden und Europa weiter auseinander treiben.

Die EU-Kommission bereitet sich indes auf den Ernstfall vor. Kommissionspräsident Barroso hält bereits einen Entwurf für eine gemeinsame Einlagensicherung zur Rettung weiterer europäischer Banken bereit. Obwohl Kanzlerin Merkel vehement gegen die Vergemeinschaftung der europäischen Schulden argumentiert, könnte sich nach den Bundestagswahlen ein Ende dieser harten Linie abzeichnen (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Cyberbedrohungen: Unternehmen stehen vor einer Zeitenwende – Sicherheit wird zur wirtschaftlichen Überlebensfrage
29.04.2025

Die Weltwirtschaft hat einen neuen, unsichtbaren Frontverlauf – und dieser verläuft mitten durch die digitalen Netzwerke globaler...

DWN
Politik
Politik Die Hälfte der Deutschen glaubt: Elektroautos sind ein grüner Bluff – was das für Europa bedeutet
29.04.2025

Trotz Milliardensubventionen verliert die grüne Transformation rasant an Rückhalt. Bürger zweifeln, Experten warnen – Europa droht der...

DWN
Politik
Politik Spionage AfD: Ex-Krah-Mitarbeiter angeklagt
29.04.2025

Ein ehemaliger Mitarbeiter des AfD-Politikers Maximilian Krah steht im Verdacht, für einen chinesischen Geheimdienst gearbeitet zu haben...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Zölle: Deutsche Unternehmen bleiben erstaunlich gelassen
29.04.2025

Trotz der hitzigen Rhetorik aus Washington und düsteren Prognosen internationaler Organisationen wie dem IWF zeigen deutsche Unternehmen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alphabet greift nach Europas Kapital: Anleihe-Offensive des Google-Konzerns mit Signalwirkung
29.04.2025

Die Alphabet-Anleihe ist mehr als ein Finanzmanöver: Sie markiert einen geopolitischen Wendepunkt – und eine Kampfansage im Rennen um...

DWN
Politik
Politik US-Zölle: Trump reagiert auf Druck der Autobranche
29.04.2025

US-Präsident Trump rudert bei seiner Zollpolitik zurück: Nach heftiger Kritik aus der Autoindustrie will das Weiße Haus nun Entlastungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Wertekrieg: Warum es ökonomisch vernünftig ist, das Wort „Vielfalt“ zu streichen
29.04.2025

Von der internationalen Wirtschaftselite kaum beachtet, vollzieht sich derzeit in den USA eine tektonische Verschiebung – nicht in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Microsoft vollzieht leisen Rückzug aus China – Angst vor Trump-Sanktionen wächst
29.04.2025

Während sich die Spannungen zwischen den USA und China weiter zuspitzen, zieht sich ein globaler Technologieriese offenbar still und...