Die Welt des Ausspionierens offenbart immer skurrilere Facetten. Groß war der Aufschrei der EU bezüglich der Überwachung durch den US-Geheimdienst. Doch irgendwie konnte die EU auch wiederum davon profitieren – wenn man eher optimistisch als pessimistisch denkt. Denn es waren ausgerechnet die Amerikaner, die 2011 aufdeckten, dass E-Mails von Top-EU-Beamten gehackt wurden.
2011 hackten sich nämlich zwei Gruppen, die vermutlich von der chinesischen Regierung den Auftrag erhielten, in mails von Van Rompuy, dem Anti-Terror-Koordinator der EU, Gilles de Kerchove, und anderen EU-Beamten. Ohne die US-Behörden wäre dies der EU gar nicht aufgefallen, so der EUObserver.
Dank der Überwachung durch die US-Geheimdienste wurde also die EU auf die vermeintlichen Hacker aus China aufmerksam. Vermutlich konnten die US-Behörden sogar sehen, welche Kleidungsstücke die Hacker anhatten, als sie sich in die E-Mails hackten. Der ehemalige Diplomat vom Center for Strategic and International Studies, Jim Lewis, sprach erst kürzlich in einem Interview mit der BBC davon, wie die US-Behörden die ganz eigenen Webcams der Hacker nutzten:
„Wissen Sie, man kann einfach die Webcam eines Computers nutzen. Ich habe dies ab und an auch schon gegenüber den Chinesen erwähnt. Ich sagte, ‚Sie sollten dafür sorgen, dass Ihre Hacker besser angezogen sind. Ich habe einen gesehen, der ein Frauen-Schläger-T-Shirt trug und, um Gottes Willen, ich habe auch die Pizza-Schachteln im Hintergrund gesehen.‘“
Sollte die EU trotz der damaligen Hilfe der USA tatsächlich nach Wanzen von US-Geheimdiensten in EU-Räumen suchen wollen, wird sie vermutlich nicht viel Glück haben - zumindest nicht, wenn es um die Herkunft dieser geht. „Der CIA kennzeichnet seine Wanzen als chinesische oder russische Fabrikate“, zitiert der EUObserver den ehemaligen CIA-Beamten, Robert Baer. „Die einzigen Wanzen die als amerikanische Fabrikate gekennzeichnet sind, sind die des israelischen Geheimdienstes Mossad.“