Politik

Euro-Hawk: Interne E-Mail verschärft Druck auf de Maizière

Der Verteidigungsminister hätte sich früher und intensiver mit der Realisierung des Euro-Hawk-Projektes auseinandersetzen müssen, kritisiert der Rechnungshof. De Maizière habe sich auf die Bringschuld seiner Mitarbeiter verlassen. Schon 2009 waren die Zulassungsprobleme bekannt– das Milliardenprojekt hätte viel früher eingestellt werden müssen.
25.07.2013 01:25
Lesezeit: 2 min

Das Drohnenprojekt Euro-Hawk der Deutschen Bundeswehr hätte bereits 2009 aufgrund von damals schon bekannten Zulassungsproblemen neu bewertet und abgebrochen werden können. Zu diesem Schluss kommt die Prüferin des Untersuchungsausschusses des Bundesrechnungshofes, Angelika Bauch.

„Letztendlich haben wir festgestellt, dass das Controlling nicht funktioniert hat“, sagte Bauch Bundestags-Untersuchungsausschuss einem Bericht von n-tv zufolge. „Es gab überhaupt keine richtige fachliche Bewertung.“ Man habe zwar die Probleme erkannt, „aber die Tragweite der Risiken zu gering eingeschätzt“, sagte Bauch. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière soll am kommenden Mittwoch vor den Ausschuss treten und eine Aussage machen.

Der Euro-Hawk hat bereits mehr als 500 Millionen Euro an Steuergeldern verschluckt, bevor der Verteidigungsminister das Drohnenprojekt wegen der fehlender Zulassung für den deutschen Luftraum hat stoppen lassen. Hätte der Minister früher die Reißleine gezogen, hätte das dem Steuerzahler viel Geld gespart.

Der Minister hatte bereits im Vorfeld für Aufsehen gesorgt, da er sich nicht an geltendes Recht gehalten hat. Der Bundesrechnungshof musste ein ganzes Jahr warten, bis ihm das Verteidigungsministerium alle zur Prüfung des Projektes erforderlichen Unterlagen zur Verfügung gestellt hat (mehr hier).

Auch der Hersteller der Euro-Drohne erhebt schwere Vorwürfe gegen den Verteidigungsminister. Man sei nicht von der Einstellung des Projektes informiert worden. Auch die Begründung für die Einstellung sei „haltlos“, so ein Sprecher des Rüstungskonzerns Northrop Grumman (hier).

Viel wahrscheinlicher ist, dass sich die Leitung des Ministeriums nicht ausreichend über die Planung und die Realisierung des Projektes im Klaren war. Auch die Vorgänger de Maizières, Carl-Theodor zu Guttenberg und Franz Josef Jung, trifft eine Mitschuld. Die Verteidigungsminister hätten sich zu sehr auf ihre Mitarbeiter verlassen. Als Verantwortliche gebe es für sie jedoch „eine Holschuld, dass man sich in regelmäßigen Abständen informieren lässt“, sagte Bauch.

Zusätzlich zum Rechnungshof warf am Mittwoch im Drohnen-Untersuchungsausschuss auch eine E-Mail ein schlechtes Licht auf de Maizière. Die Mail wurde von der SPD vorgelegt und stammt aus dem Januar 2012. Darin warnt der zuständige Abteilungsleiter Detlef Selhausen vor einer „dramatischen Kostenexplosion“ hinsichtlich des Euro-Hawk-Projekts, berichtet n-tv.

Selhausen hatte die Mail an das Büro des Staatssekretärs de Maizières, Stéphane Beemelmans, gesendet und darin davon abgeraten, die Beschaffung der Drohne durch Bestellung so genannter „Langläuferteile“ zu starten. Auch wenn nicht nachzuweisen ist, ob auch de Maizière vom Inhalt der E-Mail in Kenntnis gesetzt wurde, so bezeugt sie doch, dass das ganz enge Arbeitsumfeld um ihn herum, darüber Bescheid wusste.

De Maizière hatte jedoch stets betont, erst im März 2012 von den Problemen um die Zulassung der Drohne gehört zu haben. Von dem Aus des Euro-Hawks soll er sogar erst über ein Jahr später, im Mai 2013, erfahren haben. Erst am 13. Mai hatte der Verteidigungsminister dies nachträglich gebilligt.

An einen Rücktritt denkt de Maizière indes nicht. Er habe schon oft das Amt gewechselt, ohne die Früchte seiner Arbeit einsammeln zu können. „Jetzt möchte ich mal ernten", sagte de Maizièr der „Stuttgarter Zeitung".

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trump-Zölle könnten Preiskarussell, Zinserhöhungen und Insolvenzen anheizen - die EU bereitet sich vor
02.04.2025

Die Regierungen weltweit bereiten sich auf die massive Einführung von Zöllen durch US-Präsident Donald Trump vor, die, so sein Plan,...

DWN
Finanzen
Finanzen Tesla-Aktie stürzt ab: Miese Tesla-Auslieferungen belasten - was das für Anleger bedeutet
02.04.2025

Die weltweiten Auslieferungen des US-Autobauers Tesla sind im vergangenen Quartal um 13 Prozent auf 336.681 Fahrzeuge zurückgegangen....

DWN
Panorama
Panorama Polizei: Kriminalstatistik 2024 zeigt Ausländeranteil bei Gewaltdelikten in Deutschland steigt deutlich
02.04.2025

Die Kriminalstatistik der Polizei offenbart ein besorgniserregendes Bild: Die Zahl der erfassten Gewalttaten ist 2024 um 1,5 Prozent...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mercedes-Benz erwägt Ausstieg aus dem Billigsegment in den USA aufgrund von Trump-Zöllen
02.04.2025

Die Mercedes-Benz Group prüft derzeit, ob sie ihre günstigsten Fahrzeugmodelle in den USA aus dem Sortiment nimmt. Hintergrund sind die...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Volatile Märkte vor Trumps Zollerklärung
02.04.2025

Die US-Börsen dürften überwiegend mit Verlusten in den Mittwochshandel starten, vorbörslich stecken die Technologieindizes an der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DWS-Aktie unter Druck: Deutsche-Bank-Tochter muss Millionenstrafe wegen Greenwashing zahlen
02.04.2025

Die DWS, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bank, wurde in Deutschland zu einer Millionenstrafe wegen "Greenwashing"-Vorwürfen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kurzarbeit auf Rekordhoch: Kritik an Verlängerung des Kurzarbeitergeldes wächst
02.04.2025

Die Wirtschaft steckt fest in einer Strukturkrise: seit 5 Jahren kein Wachstum. Die Folge: Immer mehr Unternehmen bauen Stellen ganz ab...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft: Verbände fordern dringenden Kurswechsel der Koalition
02.04.2025

Bitte kein "Weiter-so"! Mit Unmut blicken deutsche Wirtschafts- und Industrieverbände auf das, was die noch namenlose Koalition aus Union...