Politik

Euro-Banken: In einem Jahr 375 Milliarden Euro an neuen Risiken angehäuft

Die Risiken der europäischen Banken sind im vergangenen Jahr nicht kleiner geworden, sondern gewaltig gestiegen. Niemand weiß, wie die Banken den vielen Schrott loswerden sollen. Die Lage ist brandgefährlich.
12.08.2013 01:57
Lesezeit: 2 min

Deutsche Bank, Crédit Agricole und Barclays sind die am schlechtesten kapitalisierten Banken in Europa. Sie brauchen dringend frisches Geld und müssen Vermögenswerte von 661 Milliarden Euro abstoßen, um das Risiko eines Bailouts zu reduzieren.  Das ist das Ergebnis einer Studie der Royal Bank of Scotland (RBS).

Die europäischen Banken sind unverändert ein erhebliches Sicherheitsrisiko für Europa. Ihre Bilanzen umfassen zusammengezählt etwa 32 Billionen Euro. Das entspricht dem Dreifachen des jährlichen BIP der Euro-Zone. Insgesamt müssen 3,2 Billionen Euro an riskanten Vermögenswerten aus den Bilanzen gestrichen werden, um den Vorschriften der Bankenregulierung Basel III zu entsprechen (mehr hier).

Den größten Teil dieser riesigen Summe müssen die kleinen und mittleren Banken aus ihren Bilanzen herausstreichen (2,6 Billionen Euro). Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Kreditvergabe an kleinere Banken ins Stocken geraten könnte.

Denn die Banken können faule Assets nicht aus dem Eigenkapital bezahlen. Sie müssen sie so lange mitschleppen, bis es entweder kracht oder aber ein Wunder dafür sorgt, dass die Risiken verschwinden.

Der Finanzblog Zerohedge hat errechnet, dass die Banken ihre Probleme in der Krise nicht nur nicht gelöst, sonders sogar vergrößert haben: In einem Jahr sind die Risiken um 375 Milliarden Euro gestiegen.

„Es gibt zu viele Schulden, die in den Bilanzen der Banken festgeschrieben sind“, sagte James Campbell, Analytiker bei Berenbank in einem Bericht der FT. „Das größte Problem ist, dass die Banken immer noch nicht genug Kapital haben, um diese Kredite abzuschreiben.“ Eine neue Finanzkrise würde Europa nach Ansicht der RBS nicht überstehen (mehr hier).

Mag man den Zahlen der EZB Glauben schenken, dann haben die Banken ihre Bilanzen seit 2012 bereits um 2,9 Billionen Euro reduziert. Kredite wurden nicht wieder erneuert. Neue Investments wurden reduziert und ganze Sparten abseits des Kerngeschäftes veräußert.

Doch nur mit der Verkleinerung der Bilanzen ist es nicht getan. „Wenn man Banken dazu zwingt, Ihr Eigenkapital zu erhöhen, müssen sie mit den Vermögenswerten, die sie noch besitzen, mehr Risiko eingehen“, sagte Bridget Gandy, leitende Managerin, bei Fitch. „Es geht nicht nur um die Größe einer Bank.“ Vielmehr brauche man neben einer Eigenkapitaldecke auch einen finanziellen Ausgleich zum Risikogeschäft einer Bank.

Die Banken geben immer weniger Aktien heraus und erhalten folglich weniger Kapital. Um mehr Profit zu machen, müssen die Banken dann mehr Risiko eingehen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Bail-ins im Falle einer Bankenpleite. Dann wird nämlich für die Rettung einer Bank wie nach dem Vorbild in Zypern auf die Einlagen der Sparer zurückgegriffen (hier).

Neues Geld gibt es derzeit nur von der EZB. Der Interbankenmarkt in Südeuropa liegt weitgehend auf Eis. Die Banken vergeben untereinander keine Kredite mehr. Die so entstehende Kreditklemme verhindert auch Impulse für die Realwirtschaft und verringert die Wahrscheinlichkeit, der anhaltenden Rezession zu entkommen.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Personalbindung neu gedacht: Warum Freiwilligkeit stärker wirkt als Loyalität
20.07.2025

Kluge Personalbindung funktioniert nur ohne Zwang: Wer Mitarbeitende an sich ketten will, verliert die Besten – echte Loyalität gibt es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jobshadowing: Einblicke und neue Perspektiven schaffen
20.07.2025

Im Rahmen von Job Shadowing können Interessierte von erfahrenen Mitarbeitern lernen und Einblicke in die Arbeitsabläufe innerhalb des...

DWN
Technologie
Technologie Drohnen: Warum Europa beim Luftraum ein Problem hat
20.07.2025

Spionagedrohnen überfliegen ungehindert Militärstützpunkte, kooperative Kampfdrohnen fehlen – und beim Einsatz ziviler Drohnen...

DWN
Technologie
Technologie Huawei schlägt zurück: Chinas Tech-Gigant lässt Apple & Co. alt aussehen
20.07.2025

Totgesagt und sanktioniert – doch jetzt ist Huawei zurück an der Spitze. Mit eigener Chiptechnologie und ohne Android zeigt Chinas...

DWN
Immobilien
Immobilien Mängel beim Immobilienkauf: So setzen Käufer ihre Rechte durch
20.07.2025

Wasser im Keller, Schimmel hinter der Tapete – und im Vertrag steht „gekauft wie gesehen“. Doch wer Mängel verheimlicht, verliert...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China frisst Tesla: Wie Elon Musk seine eigene Konkurrenz großzog
19.07.2025

Elon Musk wurde in China gefeiert, hofiert und mit Privilegien überschüttet – doch während Tesla half, Chinas E-Auto-Industrie...

DWN
Technologie
Technologie Lokale Rechenzentren: Auslaufmodell oder Bollwerk digitaler Souveränität?
19.07.2025

Cloud oder eigenes Rechenzentrum? Unternehmen stehen vor einem strategischen Wendepunkt. Lokale Infrastruktur ist teuer – aber oft die...

DWN
Panorama
Panorama Rentenvergleich: So groß ist der Unterschied zwischen Ost und West
19.07.2025

Im Osten der Republik erhalten Frauen im Schnitt deutlich mehr Rente als im Westen. Jahrzehntelange Unterschiede in der Erwerbsbiografie...