Politik

Griechenland: Chef der Privatisierung wegen Korruption gefeuert

In Griechenland muss innerhalb kürzester Zeit der zweite Chef für die Privatisierung sein Amt niederlegen. Er soll im Privatflieger eines Konzerns geflogen sein, dem er kurz zuvor Anteile an einem staatlichen Glückspiel-Unternehmen verkauft hatte. Finanzminister Stournaras versprach der Troika, dass es trotz der Panne keine Verzögerungen bei der Privatisierung geben werde.
19.08.2013 00:51
Lesezeit: 1 min

Der Chef der griechischen Privatisierungs-Agentur HRDAF, Stelios Stavridis, muss zurücktreten. Die Zeitung Proto Thema hatte berichtet, dass Stavridis vom griechischen Oligarchen Dimitris Melissandis im Privat-Jet auf den Feriensitz des Reeders auf der Insel Cephalonien geflogen worden war. Zuvor hatte Melissandis ein Drittel des staatlichen Glückspiel-Unternehmens OPAP erworben. Nachdem der Flug bekannt geworden war, verfügte Finanzminister Yannis Stournaras die Ablöse des Privatisierungschefs – aus „ethischen Gründen“, wie es in einer Mitteilung des griechischen Finanzministeriums hieß.

Stavridis gab an, dass es eine nette Geste des Oligarchen gewesen sei, ihn auf die Insel mitzunehmen, da Melissandis ohnehin nach Frankreich geflogen sei und der Flug daher kein Umweg gewesen sei. Stavridis hat seine Ausbildung in der Schweiz erhalten und hatte sich als Gründer der größten griechischen Swimmingpool-Firma einen Namen gemacht. Kritik an dem Flug bezeichnete Stavridis in einem Radio-Interview als „Heuchelei“.

Sein Vorgänger, Takis Athanasopoulos, war vor einigen Monaten als Chef der Privatisierung zurückgetreten, nachdem er wegen Unregelmäßigkeiten als Chef eines Staatsunternehmens vom Staatsanwalt angeklagt worden war.

Das Privatisierungs-Programm ist Teil der Auflagen der Troika aus EZB, IWF und EU, die Griechenland im Rahmen der Euro-Rettung erfüllen muss. Der IWF verfolgt seit vielen Jahren den Plan, staatliche Unternehmen auf aller Welt zu privatisieren, was der ehemalige Chefvolkswirt des IWF, Joseph Stiglitz, als einen verheerenden Plan zur Ausbeutung der Staaten bezeichnet (hier).

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) will die Privatisierung der europäischen Schuldenstaaten künftig im ESM unabhängig von der Politik gebündelt sehen. Für den BDI ist dies die wirkungsvollste Möglichkeit, von den Schuldenstaaten Sicherheiten im Gegenzug zu einem Schuldenerlass zu erhalten (mehr dazu hier).

Finanzminister Stournaras beeilte sich festzustellen, dass die erneute „Panne“ zu keinerlei Verzögerungen im ambitionierten griechischen Privatisierungs-Programm führen werde.

Bisher hat Griechenland nur einen Bruchteil der zugesagten Privatisierungen durchgeführt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Buffetts Abgang, Zölle, Milliardenflucht: Steht der Markt vor einem Wendepunkt?
13.05.2025

Turbulente Zeiten an der Wall Street: Während Großinvestoren Milliarden abziehen und Strategen vor dem Ende des Booms warnen, stürmen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lateinamerika im Fokus: Chinas Milliardenoffensive gegen Washingtons Einfluss
13.05.2025

Chinas Regierung sucht neue Verbündete – nicht aus Not, sondern mit Strategie. Während die USA auf Konfrontation setzen, stärkt Peking...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelskrieg mit Ansage: Warum Europas Vergeltung Washington teuer zu stehen kommen könnte
13.05.2025

Die EU zieht die Reißleine: Mit einem neuen Maßnahmenpaket über 95 Milliarden Euro kontert Brüssel die US-Strafzölle – und trifft...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Munich Re: Milliardenschaden durch Waldbrände in Kalifornien
13.05.2025

Flammen wüten immer wieder durch Kalifornien – und hinterlassen nicht nur verkohlte Wälder, sondern auch tiefe Spuren in den Bilanzen...

DWN
Politik
Politik Trump besucht erneut die Golfstaaten – Wirtschaftsinteressen stehen im Vordergrund
13.05.2025

Warum reist Donald Trump erneut als erstes nach Saudi-Arabien – und nicht etwa zu den engsten Nachbarn der USA? Hinter dem glanzvollen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trump: Die Arzneimittelpreise müssen um 59 Prozent sinken
13.05.2025

Die Pharmabranche gerät weltweit unter Druck: Mit einer neuen Ankündigung hat US-Präsident Donald Trump den globalen Arzneimittelmarkt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Kommission kündigt Importverbot für russisches Gas an – doch wo bleibt das Gesetz?
13.05.2025

Die EU verkündet das Ende russischer Gasimporte – aber präsentiert (noch) keine juristische Grundlage. Experten warnen: Was die...