Deutschland

Lebensversicherungen sind keine Geld-Anlage mehr

Lesezeit: 2 min
03.09.2013 11:42
Die Niedrigzinspolitik der Zentralbanken wirkt sich zunehmend negativ auf Lebensversicherungen aus. Diese haben Probleme, ihre Renditeziele zu erreichen. Darunter leiden langfristig auch die Kunden der Versicherungen. Die Konditionen werden weiter sinken.
Lebensversicherungen sind keine Geld-Anlage mehr

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die historisch tiefen Zinsen der Zentralbanken führen dazu, dass Sparer nicht mehr wissen, wo sie ihr Geld noch gewinnbringend anlegen sollen. Auch große Unternehmen aus der Versicherungsbranche haben Probleme, die einst an ihre Kunden versprochenen Renditeziele zu erfüllen. Dies meldet die Nachrichtenagentur Reuters und bezieht sich auf einen Bericht des Bundesfinanzministeriums.

„Das im Wesentlichen unverändert anhaltende Niedrigzinsumfeld stellt nach wie vor eine Herausforderung für Anleger wie (Lebens-) Versicherungen, Bausparkassen und Pensionskassen dar", so der Bericht des Finanzministeriums. Auch für die Kunden sind Lebensversicherungen keine rentable Geldanlage mehr.

In den 90er Jahren wurden Versicherungspolicen mit einem Garantiezins von vier Prozent an deutsche Kunden verkauft. Damals war es auch noch kein Problem, diese Renditen zu erwirtschaften. Doch heute liegt der europäische Leitzins bei gerade einmal 0,5 Prozent und Versicherer sowie Pensionskassen müssen immer größere Risiken am Kapitalmarkt eingehen, um ihre Renditeziele noch zu erreichen.

Gewinnausschüttung frisst die Rendite

Mit einer Erholung in der Branche ist nicht zu rechnen. Zudem geraten die Versicherungsunternehmen durch Gewinnausschüttungen an ihre Kunden zusätzlich unter Druck.

„Aufgrund der weiterhin niedrigen Zinsen und der unveränderten Rechtslage ist auch für 2013 mit einer vergleichbar hohen Ausschüttung von Bewertungsreserven wie 2012 zu rechnen", so der Bericht weiter. Nach der Ausschüttung bleibt fast keine Rendite mehr für die Versicherungen übrig.

Hintergrund hierzu ist ein Gesetz, das Versicherer dazu verpflichtet, ihre Kunden durch eine Gewinnausschüttung an Kapitalerträgen zu beteiligen. Diese Erträge sind aber vor allem durch Kursgewinne am Staatsanleihenmarkt zu Stande gekommen. Die Laufzeit der Anleihen beträgt bis zu zehn Jahre. Angesichts der weltwirtschaftlichen Lage ist die Chance sehr hoch, dass die kurzfristigen Kursgewinne der jeweiligen Staatsanleihen in diesem Zeitraum wieder dahin schmelzen. In diesem Fall haben die Versicherer Buchgewinne an ihre Kunden ausgeschüttet, die sie dringend als Risikoreserve bräuchten.

Das Bundesfinanzministerium sieht daher mittel- und langfristig Probleme auf die Versicherungsunternehmen zukommen: „Dies führt zu einer Verschlechterung der künftigen Risikotragfähigkeit der Versicherer", sagte ein Sprecher des Ministeriums.

BaFin soll Versicherungen helfen

Die Versicherungen versuchen sich mit allen Mitteln aus dieser Misere zu befreien. In der letzten Woche sorgte ein Medienbericht für Wirbel, aus dem hervorging, dass mehr als zehn Versicherungsunternehmen die BaFin um Hilfe gebeten haben (mehr dazu – hier). Im Kern ging es den Versicherern darum, die Gewinnbeteiligung ihrer Kunden senken zu dürfen, um so den finanziellen Druck auf die Unternehmen zu mindern.

Die Bundesregierung bekräftigte, sich international stärker für die Risikotragfähigkeit und die Stabilität der Lebensversicherer in Zeiten der Niedrigzinspolitik einzusetzen. Dafür müsse sie aber zunächst abwarten, wie die künftige europäische Regulierung der Lebensversicherer aussehen werde. Erst dann könne man entsprechenden Vorschlag vorlegen.

Auch die Pensionskassen geraten zunehmend unter Druck. So verkündete Lufthansa vor kurzem, dass das derzeitige Niveau der Betriebsrenten nicht mehr finanzierbar sei und man neue Verträge aushandeln müsse (hier).

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sichere Mobilgeräte für Ihr Business: Das Samsung Security Ecosystem

In vielen Unternehmen sind Smartphones und Tablets längst zum unverzichtbaren Arbeitsmittel geworden. Je nach Einsatzgebiet sind die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Chemiebranche enttäuscht: Energiekosten bleiben hoch
27.09.2023

Die Bundesregierung hat der Chemiebranche in einem Spitzengespräch am Mittwoch Unterstützung zugesichert. Doch Maßnahmen zur Senkung der...

DWN
Politik
Politik Abgang eines Vordenkers - die CDU zerlegt sich in der AfD-Debatte
27.09.2023

Mit dem Rücktritt des Chefs ihrer Grundwertekommission, dem Historiker Andreas Rödder, ist das Debakel in der CDU nicht mehr zu...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Melonis Italien wird zur Gefahr für Europas Finanzsystem
27.09.2023

Weithin unbemerkt steuert Italien unter seiner Ministerpräsidentin Giorgia Meloni auf eine neue Finanzkrise zu. Die Reformen, die Italien...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB droht den Banken die Daumenschraube anzuziehen
27.09.2023

EZB-Ratsmitglied Holzmann schlägt eine Verzehnfachung der Mindestreserve vor. Den Banken drohen Kosten in Milliardenhöhe, die sie an die...

DWN
Politik
Politik Bayern soll Gas aus Italien geliefert bekommen
27.09.2023

Bayern kann mit Gas-Lieferungen aus Italien rechnen. Mit der neu entstehenden Pipeline "Adriatic Line" wird eine Alternative zu Russland...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutscher Arbeitsmarkt im Strudel der schwachen Konjunktur
27.09.2023

Wegen der schwachen Konjunktur fehlen die Aufträge. Die Bereitschaft der Unternehmen, neue Mitarbeiter einzustellen, liegt daher auf dem...

DWN
Politik
Politik KfW-Studie: Mittelstand kommt mit teurer Energie gut klar
27.09.2023

Der deutsche Mittelstand hat die hohen Energiepreise gut verkraftet, so eine Studie der staatlichen Förderbank KfW. Die Unternehmen heizen...

DWN
Immobilien
Immobilien Mehrheit der Immobilienbesitzer verweigert Klima-Sanierung
27.09.2023

Die meisten Immobilienbesitzer in Deutschland planen einer Umfrage zufolge in nächster Zeit keine Sanierungsmaßnahmen wie den Einbau...