Von der statistisch behaupteten Lebenserwartung profitieren vor allem die Reichen. Soziale Unterschiede wie Bildungs- oder Einkommensstufe haben starken Einfluss auf die Lebenserwartung. Das gilt für alle vorherrschenden Todesursachen.
Das trifft vor allem auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Lungenkrebs zu, so eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Dafür wurden mehr als 30.000 Personen über einen Zeitraum von zehn Jahren beobachtet. Das Fazit: Je höher das Einkommen, desto eher besteht die Aussicht auf langes Leben.
Der Lebenserwartung zwischen Abiturienten und Hauptschulabsolventen unterscheidet sich bei Männern statistisch um 3,3 Jahre, bei Frauen um 3,9 Jahre.
Das Einkommen hat noch größere Auswirkung auf die Lebenserwartung. Dafür wurden zwei Gruppen verglichen: Jene, die weniger als 60 Prozent des monatlichen Durchschnittseinkommen verdienen. Die zweite Gruppe verfügt über mehr als 150 Prozent des deutschen Durchschnittseinkommens, leben also im relativen Wohlstand. Das Fazit: Wohlhabende Frauen leben acht Jahre länger. Bei den Männern betrug die Differenz ganze 14 Jahre.
Die Schere zwischen Arm und Reich sei in den vergangenen Jahren immer weiter auseinandergegangen, bestätigt auch eine kürzlich veröffentlichte Studie des Max-Planck-Institutes. Mitte der neunziger Jahre hatte ein reicher Rentner in Westdeutschland eine gut drei Jahre längere Lebenserwartung als ein Mann mit niedriger Rente; in Ostdeutschland betrug der Unterschied dreieinhalb Jahre. Im Jahr 2008 betrug der Abstand in Westdeutschland bereits 4,8 Jahre und im Osten gut 5,6 Jahre. Das Ergebnis des Max-Planck-Institutes ist eindeutig: In allen untersuchten Zeiträumen haben einkommensschwache Rentner die höchste, einkommensstarke Rentner die niedrigste Sterblichkeit.
In den USA zeigt sich, dass ein defektes Gesundheits-System maßgebliche Auswirkungen auf das Überleben einer Nation hat. Dort sinkt die Lebenserwartung der Bürger im Vergleich zu anderen Industriestaaten. Obwohl die Ausgaben für Gesundheit in den USA am höchsten sind. Eine Studie der Columbia University zeigt, dass die Ursache im Gesundheitssystem zu finden ist – dort ist der Zugang durch das Einkommen geregelt: Reiche werden versorgt, wer keine Kreditkarte vorweisen kann, wird nach Hause geschickt.