Deutschland

127 Millionen Euro: Steuerzahler müssen Krankenhaus für US-Armee bauen

Lesezeit: 1 min
30.10.2013 00:02
Im Auftrag der US-Streitkräfte wird Deutschland bei Weilerbach in der Pfalz ein neues Militärkrankenhaus bauen. Der deutsche Steuerzahler muss 127 Millionen Euro beisteuern. Dazu ist der Steuerzahler rechtlich verpflichtet - gemäß einem Abkommen mit den „Gaststreitkräften“. Eine Kommission warnt nun vor einer Explosion der Kosten.
127 Millionen Euro: Steuerzahler müssen Krankenhaus für US-Armee bauen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bis 2021 baut Deutschland im Auftrag der US-Streitkräfte ein neues Militärkrankenhaus bei Weilerbach in der Pfalz. Die geschätzten Kosten liegen bei 750 Millionen Euro. Das nur wenige Kilometer entfernte Landstuhl Regional Medical Center soll geschlossen werden. Mit 3.000 Mitarbeitern ist es das größte Militärkrankenhaus außerhalb der USA.

Zwar hatten die USA angekündigt, ihre in Deutschland stationierten Truppen zu reduzieren. Doch offenbar soll der Luftstützpunkt Ramstein als wichtigste europäische Drehscheibe für den Lufttransport von US-Truppen ausgebaut werden. Auch weiterhin wollen die USA größere Kapazitäten für die Versorgung verwundeter Soldaten aus Afrika und Asien aufrechterhalten.

Bereits 2011 hatte die Linken-Fraktion in einer kleinen Anfrage Aufklärung darüber gefordert, was die Bundesregierung über den Bau des neuen Militärkrankenhauses seit wann weiß und wie viel er den deutschen Steuerzahler kostet. Aus der Antwort der Bundesregierung geht hervor, dass sie in die Entscheidung der US-Armee für den Neubau des Militärkrankenhauses nicht eingebunden war.

Zu den Kosten sagte die Bundesregierung: „Entsprechend dem ZA-NTS [Zusatzabkommen zum NATO-Truppenstatut] und den nachgeordneten Ausführungsbestimmungen (ABG 75) werden die Baumaßnahmen der in Deutschland stationierten Gaststreitkräfte durch den Bund realisiert.“ Die Kosten für die Planung lägen bei insgesamt 170 Millionen Euro. Der deutsche Finanzierungsbeitrag betrage dabei 127 Millionen Euro.

Die „Reformkommission Bau von Großprojekten“ der Bundesregierung sagt, das Projekt sei aufgrund seiner Größe und der Komplexität „als sehr ehrgeizig“ zu betrachten, berichtet Die Welt. Es drohe sowohl eine Überschreitung der Kosten als auch eine Verschiebung der Eröffnung. Die Belastungen für den deutschen Steuerzahler dürften im mittleren dreistelligen Millionenbereich liegen.

Auch das Großprojekt Hamburger Elbphilharmonie wird von der Regierungskommission kritisiert, bei dem sich die Kosten auf 789 Millionen Euro mehr als verzehnfacht haben.

Seit Dienstag liegt eine Studie der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zur Umweltverträglichkeit des geplanten US-Krankenhauses vor. Diese kann bis zum 12. Dezember eingesehen werden, berichtet der SWR. Eine Sprecherin der zuständigen Behörde sagte, die Stellungnahmen zu der Studie würden Anfang Januar besprochen.

Das Bundesbauministerium wollte die Umweltverträglichkeit des künftigen Militärkrankenhauses zunächst nicht prüfen lassen. Dagegen klagten Naturschutzverbände. Sie fordern unter anderem, dass weniger Wald gerodet wird. Im Februar 2014 sollen die Rodungen beginnen.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...