Politik

Erdoğan erhebt Territorial-Ansprüche auf dem Balkan

Erneut herrscht Verwirrung zwischen Griechenland und der Türkei. Premier Erdoğan hat im Rahmen einer Rede einen kulturellen Anspruch auf den Balkan gestellt. Damit hat er insbesondere die Regierung in Athen gegen sich aufgebracht. Die Erinnerung an die Türken-Herrschaft sitzt offenbar sehr tief im Gedächtnis.
11.12.2013 01:51
Lesezeit: 1 min

Premierminister Erdoğan hat in der türkischen Kreisstadt Keşan an der türkisch-griechischen Grenze eine Rede gehalten, die in Athen für Entrüstung gesorgt hat.

„Thrakien hat für uns eine besondere Bedeutung. Thrakien ist für uns auch Thessaloniki, Komotini und Xanthi“, zitiert protothema.gr Erdoğan. Doch damit nicht genug. Thrakien sei für die Türkei auch „Ludogorie, Kardzhali, Vardar, Skopje, Priština, Prizren und Sarajewo“, so Erdoğan. Thrakien sei der lebendige Beweis dafür, dass die Türkei und Europa eine gemeinsame Geschichte haben.

Die Antwort Griechenlands auf Erdoğans territoriale und kulturelle Anspielungen des ehemaligen Osmanischen Reichs ließ nicht lange auf sich warten. Für Griechenland sind Erdoğans Worte eine klare Provokation.

Der Journalist Ioanna Zikakou zitiert einen Sprecher des griechischen Außenministeriums in einem Greek Reporter-Artikel:

„Die historischen und geographischen Hinweise auf eine Region mit einer derart starken historischen Bedeutung, wie dem Balkan sollten immer mit Vorsicht durchgeführt werden. Heute ist das einzige Kriterium, die Einhaltung des internationalen Rechts und der Regeln der guten nachbarschaftlichen Beziehungen auf der Grundlage der Achtung der Souveränität und territorialen Integrität aller Staaten der Region. Für Griechenland ist dies eine grundlegende, selbstverständliche und unantastbare Position.“

Griechenlands Reaktion hat einen wichtigen Grund. Im heutigen Griechenland ist das Gebiet von „Westthrakien“ ein potentieller Konfliktherd. Dort leben nach Angaben des Menschenrechts-Reports des US-Außenministeriums 2012 etwa 150.000 „Westthrakien-Türken“. Sie sind die heimischen Nachkommen der Osmanen.

Bei ihnen handelt es sich um eine „diskriminierte“ und „gesellschaftlich ausgeschlossene“ Minderheit. Sie sind offiziell nicht als „Türken“ anerkannt, sondern gelten als Angehörige der „muslimischen Minderheit“, berichtet das US-Außenministerium weiter. Ethnische Minderheitenrechte werden von der griechischen Regierung nicht anerkannt. In den vergangenen Jahrzehnten haben Hunderttausende Türken aus Griechenland ihre Heimat verlassen müssen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...

DWN
Politik
Politik Steinmeier drängt auf mehr gemeinsame Rüstungsprojekte in Europa
08.07.2025

Bei seinem Besuch in Lettland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für mehr Zusammenarbeit in der europäischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwäche in China bremst Porsche: Absatz geht im ersten Halbjahr zurück
08.07.2025

Porsche muss im ersten Halbjahr 2025 einen spürbaren Rückgang beim Fahrzeugabsatz hinnehmen. Besonders in China läuft das Geschäft...

DWN
Politik
Politik Trump verspricht Raketen für die Ukraine – doch zu welchem Preis?
08.07.2025

Donald Trump kündigt neue Waffenlieferungen an die Ukraine an – obwohl er sich lange zurückhielt. Ein Signal der Stärke oder Teil...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie auf Höhenflug: Wie realistisch ist das 250-Dollar-Ziel?
08.07.2025

Die Nvidia-Aktie eilt von Rekord zu Rekord – doch Analysten sehen noch Luft nach oben. Wie realistisch ist das Kursziel von 250 Dollar?...

DWN
Politik
Politik NATO-Chef erwartet Doppelangriff: China greift Taiwan an, Russland die NATO
08.07.2025

Ein gleichzeitiger Angriff Chinas auf Taiwan und Russlands auf die NATO – ausgerechnet NATO-Chef Mark Rutte hält dieses...