Der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdoğan denkt trotz des aktuellen Korruptionsskandals nicht an einen Rücktritt. Er werde die Krise überstehen, sagte der Ministerpräsident am Sonntag vor Anhängern in der Provinz Manisa. Diejenigen, die versuchten, ihn zu stürzen, würden mit ihren Vorhaben genauso scheitern wie die Anti-Regierungsdemonstrationen im vergangenen Sommer im Gezi-Park in Istanbul. "Sie sagten Gezi und zerschmetterten Fenster. Nun sagen sie Korruption und schlagen Scheiben ein. Diese Verschwörung wird keinen Erfolg haben", rief Erdoğan den jubelnden Menschen zu. Der Skandal sei ein internationaler Komplott. Seinen Gegnern gehe es nicht um Korruption, sie hätten eine Schwächung der Türkei im Sinn.
Das Land wird von einem Korruptionsskandal erschüttert, der bis in das Umfeld Erdoğans reicht. Am Freitag war es in Istanbul bei einer Demonstration gegen ihn zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen. Polizisten setzten Wasserwerfer und Tränengas ein, als Demonstranten den Rücktritt Erdoğans forderten. Vor eineinhalb Wochen waren überraschend Dutzende Korruptionsverdächtige festgenommen worden. Die Ermittlungen richten sich auch gegen Söhne von inzwischen zurückgetretenen Ministern. Erdoğan hat rund 70 an den Ermittlungen beteiligte Polizisten entlassen. Zudem baute er sein Kabinett in großem Stil um und holte sich als besonders loyal geltende Politiker an seine Seite. Der Regierungschef weist in dem Korruptionsskandal jegliches Fehlverhalten zurück.
An den Bebauungsplänen für den Gezi-Park hatten sich im Sommer landesweite Proteste gegen Erdoğan entzündet. Die Demonstrationen ebbten nach ein paar Wochen ab, nachdem Erdoğan Härte gezeigt hatte.
Die Türkei steckt in eine schweren Wirtschafts-Krise (hier), die durch Erdoğans starrsinnige und autokratische Politik ins Chaos führen kann (präziser hier).