Finanzen

Harter Schnitt: Commerzbank streicht 9600 Stellen

Die Commerzbank wird bis zum Jahr 2020 etwa 9.600 Vollzeit-Arbeitsplätze abbauen. Die Restrukturierung der Bank wird mindestens 1,1 Milliarden Euro kosten – eine Dividende für die Aktionäre, darunter den Bund, entfällt.
29.09.2016 11:17
Lesezeit: 1 min

Deutschlands zweitgrößte Bank baut in großem Umfang Stellen ab. Bis 2020 will die Commerzbank 9600 Vollzeitstellen streichen, wie sie am Donnerstag mitteilte. Das wäre fast jede fünfte Stelle: Derzeit arbeiten rund 50.000 Menschen bei der Bank. Wie sein Vorgänger Martin Blessing setzt der seit Mai amtierende Konzernchef Martin Zielke den Rotstift an: Bereits in Blessings Amtszeit hatte das Institut seit 2013 etwa 5000 Stellen abgebaut. An der Börse kamen die Neuigkeiten schlecht an: Titel der Bank liegen am Mittag mit über 2 Prozent im Minus.

Die Bundesregierung will die Umbaupläne der Commerzbank und die geplante Streichung der Arbeitsplätze nicht kommentieren. Eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums wollte dazu am Donnerstag keine Stellung nehmen. Nach den Plänen des Instituts soll mehr als jede fünfte der zuletzt 45.0000 Vollzeitstellen wegfallen. Der Bund hält an der zweitgrößten Bank in Deutschland einen Anteil von gut 15 Prozent.

Der Stellenabbau sei Teil der strategischen und finanziellen Ziele bis 2020, die der Vorstand am Freitag beschließen werde, teilte die Bank mit. Es würden aber gleichzeitig auch 2300 neue Stellen „in Wachstumsfeldern“ entstehen, so dass sich der Netto-Stellenabbau auf rund 7300 Vollzeitkräfte belaufe.

Die Commerzbank kämpft wie die Konkurrenz mit den Folgen des anhaltenden Zinstiefs und deutlich verschärften Auflagen der Aufseher. Im ersten Halbjahr brach der Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 40 Prozent auf 372 Millionen Euro ein.

Ihr Geschäft fokussiert die Commerzbank in den zwei Kundensegmenten „Privat- und Unternehmerkunden“ sowie „Firmenkunden“. Die Segmente Mittelstandsbank und Corporates & Markets werden gebündelt und das Handelsgeschäft im Investmentbanking reduziert. Das Mittelstandgeschäft, lange der mit Abstand größte Ertragsbringer des Konzerns, litt zuletzt immer stärker unter dem Niedrigzinsniveau.

Der Umbau soll 1,1 Milliarden Euro kosten. Deshalb streicht die Bank ihren Aktionären vorerst die Dividende. In Aussicht gestellt waren ursprünglich für dieses Jahr 20 Cent je Papier, es wäre die zweite Gewinnausschüttung seit der Finanzkrise gewesen.

Für das dritte Quartal erwartet das Institut ein negatives Ergebnis, im Gesamtjahr 2016 aber einen leichten Gewinn. 2015 schrieb die Commerzbank wieder einen Milliardengewinn und der langjährige Vorstandschef Blessing konnte sich in diesem Frühjahr mit der ersten Dividende seit 2007 verabschieden. Doch schon damals wackelte das Vorhaben, den Milliardengewinn 2016 zu wiederholen, im Sommer kassierte der Vorstand dieses Ziel.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...

DWN
Politik
Politik SPD-Spitze im Umbruch: Bas spricht von historischer Verantwortung
12.05.2025

Die SPD steht nach dem desaströsen Wahlergebnis von 16,4 Prozent bei der Bundestagswahl vor einem umfassenden Neuanfang. In Berlin haben...

DWN
Politik
Politik Beamte in die Rente? SPD und Experten unterstützen Reformidee
12.05.2025

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas erhält Unterstützung aus der SPD für ihren Vorschlag, künftig auch Beamte, Selbstständige und...