Im Aufsichtsrat der Bahn formiert sich nach Erkenntnissen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" offenbar Widerstand gegen die geplante Berufung des ehemaligen Kanzleramtschefs Ronald Pofalla in den Vorstand des Unternehmens. Teile des Aufsichtsrats wollten verhindern, dass die Führungsspitze weiter aufgebläht werde, schreibt der "Spiegel" laut einer Vorabmeldung vom Samstag. Ein Aufsichtsratsmitglied wird mit den Worten zitiert: "Unser Ziel ist es eigentlich seit längerem, die Zahl der Vorstände zu reduzieren. Deshalb wird das Upgrade für Pofalla mit Sicherheit nicht einfach durchgewinkt."
Dem Blatt zufolge hat Pofalla seinen Wechsel in den Bahnvorstand wohl schon seit längerem geplant. Nach Aussage eines Bahn-Insiders werde in dem Unternehmen bereits seit mehr als einem halben Jahr darüber gesprochen, einen Vorstandsposten für Regierungskontakte zu schaffen. Dabei sei von Anfang an der Name Pofalla im Spiel gewesen, hieß es. Über die konkreten Gespräche sei aber nur ein enger Führungskreis der Bahn informiert gewesen.
Die Grünen kritisierten den eventuellen Wechsel Pofallas zur Bahn. "Wenn ein bundeseigenes Unternehmen für ein gerade erst ausgeschiedenes Regierungsmitglied extra einen so hoch dotierten Posten schafft, dann riecht das schon sehr nach Versorgung", wird die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt vom "Spiegel" zitiert.
Dagegen verteidigte der ehemalige Bahn-Chef Hartmut Mehdorn die Personalie. "Solange jeder Bürgermeister in diesem Land die Bahn als sein Eigentum betrachtet, braucht der Konzern einen starken hauptamtlichen Lobbyisten", sagte Mehdorn dem Blatt zufolge. Pofalla sei die perfekte Wahl.