Finanzen

China-Tech kommt: Google verkauft Motorola an Lenovo

Nach nur zwei Jahren stößt Google den Handy-Hersteller Motorola wieder ab. Für 2,9 Milliarden Dollar kauft der chinesische Computer-Konzern Lenovo Motorola auf. Es handelt sich dabei um die größte Technologie-Übernahme eines chinesischen Unternehmens.
30.01.2014 11:44
Lesezeit: 2 min

Google stößt nur zwei Jahre nach dem milliardenschweren Kauf den Handyhersteller Motorola an den chinesischen Computer-Konzern Lenovo ab. Mit 2,9 Milliarden Dollar und damit einem Viertel dessen, was die Amerikaner auf den Tisch gelegt hatten, ist es die größte Technologie-Übernahme eines Unternehmens aus China in den USA. Erst vergangene Woche hatte Lenovo, der weltgrößte Computerkonzern, für 2,3 Milliarden Dollar einen Teil der IBM -Serversparte erworben.

Google behält allerdings einen Großteil der wertvollen Motorola-Patente und kann sich wieder auf sein erfolgreiches Handy-Betriebssystem Android konzentrieren, mit dem die Mehrheit aller Smartphones ausgestattet ist. Für Lenovo ist der Milliarden-Kauf die Gelegenheit, einen Fuß in den wichtigen amerikanischen Markt zu bekommen, um Weltmarktführer Samsung und den iPhone-Hersteller Apple anzugreifen.

Der Verkauf von Motorola, dessen Geschäft Google seit der Übernahme einen Verlust von insgesamt 1,5 Milliarden Dollar einbrockte, kam an der Börse gut an. Die Google-Aktie legte nachbörslich an der Wall Street 2,6 Prozent zu. Für das Lenovo-Papier ging es am Donnerstag indes in Hongkong mehr als acht Prozent nach unten. Anleger befürchteten, dass Lenovo zu viel für Motorola auf den Tisch legt. Noch ist völlig unklar, ob das Geschäft von den US-amerikanischen und chinesischen Behörden genehmigt wird - besonders, wo Lenovo im selben Zeitraum auch den IBM-Spartenkauf über die Bühne bringen muss und gegenseitige Ausspähvorwürfe die politische Debatte bestimmen.

Wegen der Patente dürfte Google bei seinem etwa zweijährigen Motorola-Abenteuer - dem größten Zukauf in der Firmengeschichte - letztlich nicht so viel Verlust gemacht haben wie es scheint. Einerseits erwarb der von Larry Page geführte Konzern damals rund 17.000 Schutzrechte, deren Wert von Google mit fünf Milliarden Dollar veranschlagt wurde, und von denen nun nur rund 2000 Patente an die Chinesen übergehen. Beide Unternehmen gaben allerdings keinen Einblick darin, welche Schutzrechte den Besitzer wechseln. Zudem hat Google bereits für 2,4 Milliarden Dollar die Motorola-Fernsehgeräte-Sparte verkauft.

Mit Lenovo entsteht nun ein starker Konkurrent für Marktführer Samsung, der ebenfalls mit der Android-Software arbeitet. Der verstärkte Wettbewerb zwischen den Chinesen und den Südkoreanern dürfte vor allem Google zugutekommen, die damit bei der Preisbestimmung wieder in eine bessere Verhandlungsposition geraten. „Dieser Schritt wird es Google ermöglichen, alle Energie auf Innovationen im Android-Geschäft zu legen - zugunsten aller Smartphone-Besitzer“, sagte Page. Zudem bleiben die Amerikaner auch bei der Hardware im Geschäft: Sie betreiben auch weiterhin mit anderen Herstellern die Nexus-Tablet-Reihe als Konkurrenz zum iPad von Apple.

Lenovo hat eine Historie als Konzern, der sich mit Hilfe von Zukäufen stärkt: „Es macht eine Menge Sinn, Motorola zu nutzen, um im Handygeschäft an Glaubwürdigkeit zu gewinnen und Zugang zu interessanten Märkten zu erhalten. Dies hatte Lenovo bereits mit dem ThinkPad von IBM gemacht“, sagte Technologie-Analyst Frank Gillett. Im Jahr 2005 hatte Lenovo bereits für 1,75 Milliarden Dollar das IBM-Computergeschäft erworben und sich nach und nach als Branchenprimus etabliert.

In Deutschland sind die Chinesen vor allem wegen des Aldi-Lieferanten Medion bekannt, der seit 2011 zum Konzern gehört. Auch ist es nicht so, dass Lenovo noch keine eigenen Erfahrungen im Smartphone-Geschäft gesammelt hat. Mit seinen Lephones konzentriert sich die Firma auf Schwellenländer wie Russland und Indien und stieg auf dem riesigen Heimatmarkt zur Nummer zwei auf. In die USA hat sich der Konzern allerdings bisher nicht gewagt. Dort zögern Kunden häufig beim Kauf chinesischer Hardware - Gründe dafür sind unter anderem Sicherheits- und Qualitätsbedenken.

In den USA ist Motorola allerdings trotz seiner Probleme auf dem Weltmarkt weiterhin eine bekannte und anerkannte Marke. Durch die Akquisition steigt Lenovos Marktanteil im Smartphone-Geschäft nach eigenen Angaben auf mehr als sechs Prozent. Lenovo sei „sehr zuversichtlich“, Motorola in die schwarzen Zahlen zu führen, kündigte Finanzchef Wong Waiming an.

Der weltgrößte Suchmaschinen-Betreiber Google wollte am Abend Einblick ins Schlussquartal geben. Im dritten Quartal war der Gewinn trotz der Motorola-Verluste um 37 Prozent auf fast drei Milliarden Dollar gestiegen. Analysten rechnen für das vierte Quartal im Schnitt mit einem Gewinn von knapp 4,2 Milliarden Dollar.

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