Politik

Türkei: Polizei setzt Wasserwerfer und Tränengas gegen Demonstranten ein

Bei Protesten gegen die geplante Einschränkung des Internets kam es in der Türkei zu gewaltsamen Ausschreitungen. Die Demonstranten warfen Steine, die Polizei reagierte mit Wasserwerfen und Tränengas. Die Protestler werfen Premier Erdogan vor, durch die Zensur jede Diskussion über den Korruptions-Skandal im Keim ersticken zu wollen.
09.02.2014 11:28
Lesezeit: 1 min

Aktuell:

US-Think Tank: Deutschland soll sich nicht in Weltpolitik einmischen

Bei einer Protestaktion gegen neue Internet-Zensur in der Türkei ist die Polizei am Samstag gegen Hunderte Demonstranten vorgegangen. Die Beamten gingen hinter gepanzerten Fahrzeugen in Stellung und setzten in der Istanbuler Innenstadt Tränengas und Wasserwerfer ein. Einige der Demonstranten warfen Steine.

Das Parlament hatte in dieser Woche ein Gesetz gebilligt, mit dem die Behörden Webseiten innerhalb weniger Stunden blockieren können (mehr hier). Kritiker sehen darin den Versuch, die Diskussion über einen Korruptionsskandal zu ersticken. Sie bezeichnen die dadurch gegebenen Befugnisse für die Behörden als „orwellsches“ Unterfangen.

Besorgt äußerten sich auch Reporter ohne Grenzen. Ihrer Einschätzung nach werde das Ziel verfolgt, „Cyber- Zensur, die staatliche Kontrolle des Internets und Überwachung zu verstärken“. Der Ausschuss zum Schutz von Journalisten (CPJ) nannte das Vorgehen ein „Abgleiten in den Internet-Autoritarismus“ in einem Land, in dem schon jetzt die meisten Journalisten weltweit eingesperrt seien.

Selbst die türkische Industrie-und Wirtschaftsvereinigung sieht den jüngsten Vorstoß kritisch. Ihrer Ansicht nach stünde das Ansinnen im „Konflikt mit den Grundsätzen der Gewaltenteilung“, würde die Zensur erhöhen und Investoren abschrecken.

Die Regierung hat dagegen erklärt, damit die Privatsphäre von Menschen schützen zu wollen. Das Gesetz muss noch vom Staatspräsidenten unterschrieben werden.

Der Korruptionsskandal ist die größte Bedrohung für die Macht von Regierungschef Recep Tayyip Erdogan seit seinem Amtsantritt vor elf Jahren. Die Affäre wurde im Dezember öffentlich, als ihm nahestehende Geschäftsleute festgenommen wurden (hier). Seitdem hat die Regierung Hunderte Polizisten entlassen und versucht, die Gerichte stärker zu kontrollieren.

Weitere Themen

Zensur: Japan lügt bei Fukushima-Strahlung

Doug Bell: Harmonische Beziehung mit der Erde wiederfinden

Mysteriöse Selbstmorde: Zwei weitere Banker tot aufgefunden

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...