Finanzen

Deflation bedroht Europa

Die Inflationsrate in Großbritannien fiel im vergangenen Monat auf ein 5-Jahrestief, wie die Zentralbank meldete. Sinkende Rohstoffpreise lösten den Preisverfall aus. Dadurch breitet sich die Angst vor einer Deflation in Europa wieder aus.
18.02.2014 12:29
Lesezeit: 2 min

Aktuell:

EU-Wahl: Europa der Sanktionen statt Demokratie

Die Bank of England (BoE) gab bekannt, dass die Inflation in Großbritannien zum ersten Mal seit 5 Jahren unter die Zwei-Prozent-Marke gefallen ist.

Die Preise für Konsumgüter sind im Januar nur noch um 0,6 Prozent gefallen im Vergleich zum Vormonat. Dadurch senkt sich auch die aufs komplette Jahr prognostizierte Inflation von 2,0 auf 1,9 Prozent, wie die nationale Statistikbehörde Großbritanniens verkündete. Den größten Preisverfall erlebten dabei DVDs, Eintrittspreise für Museen, Haushaltswaren und Alkohol, berichtet Bloomberg. Aber auch fallende Rohstoffpreise für Rohöl und Erdgas drückten die Inflation nach unten.

Diese Neuigkeiten nähren erneut Ängste vor einer Deflation in Europa. Bei einer Deflation handelt es sich um einen großflächigen Preisverfall, häufig ausgelöst durch eine Reduktion der im Umlauf befindlichen Geldmenge oder des Kreditumlaufs.

In deflationären Zeiten verleihen Banken weniger Geld an die Bürger, wodurch diese weniger konsumieren können. Die Nachfrage sinkt, was die Unternehmen wiederum zwingt die Preise für Güter und die Löhne der Arbeiter zu senken, um dem Konkurs zu entgehen.

Deflation wird häufig von hoher Arbeitslosigkeit begleitet, da die Unternehmen dem wirtschaftlichen Abschwung mit Entlassungen begegnen, um ihre Kosten zu senken. Das wiederum verschärft den Teufelskreis weiter, denn die arbeitslose Bevölkerung fragt noch weniger Waren und Dienstleistungen nach.

Während Zentralbanken einer Inflation durch höhere Leitzinsen begegnen, um die Kreditvergabe der Banken zu drosseln, senken sie in einer Deflation die Leitzinsen, um die Kreditvergabe anzukurbeln.

Da die Leitzinsen aber zurzeit bereits auf historisch niedrigen Niveaus liegen, sind die Zentralbanken machtlos. Für Privatbanken ist es gerade einfach risikofreier das billige Geld, das sie von der Zentralbank erhalten, in den Aktien- oder Anleihemarkt zu investieren, als risikoreiche Firmen- oder Privatkredite zu vergeben.

Das prägnanteste Beispiel für eine Deflation ist Japan. Das Land befindet sich seit den neunziger Jahren in einer Deflationsspirale und kann dieser trotz enormer Ausweitung der Geldmenge und Senkung der Leitzinsen bis heute nicht entkommen.

Deshalb warnte die Chefin des IWF, Christine Lagarde, Anfang des Jahres erstmals vor einer weltweiten Deflation. „Wenn die Inflation der Geist aus der Flasche ist, dann ist die Deflation das Ungeheuer, das entschieden bekämpft werden muss“, so Lagarde. (mehr hier).

Der Chef der BoE, Mark Carney, sagte angesichts des beginnenden Preisverfalls, dass die Leitzinsen weiterhin auf einem Rekordtief von 0,5 Prozent bleiben werden.

„Die globale Inflation ist gedämpft. Die Kerninflation sowohl in der Euro-Zone als auch in den USA liegt nahe an 1 Prozent. Die Rohstoffpreise fallen und das Pfund Sterling hat seit März um 10 Prozent aufgewertet. All diese Entwicklungen werden einen steigenden Inflationsdruck zurückhalten“, sagte Carney auf einer Presse-Konferenz der BoE.

Weitere Themen

Merkel und Hollande wollen deutsch-französisches Internet

Presserat: Internet-Kommentare sollen strenger kontrolliert werden

Energiewende: Australien setzt wieder auf Kohle

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...