Finanzen

Streit um Kapitalbedarf für Griechenlands Banken

Die griechischen Banken haben offenbar einen weit größeren Finanzierungsbedarf, als die Regierung in Athen zugibt. Griechenland geht von einer Lücke von weniger als 6 Milliarden Euro aus. Die Schätzungen der Troika beziffern den Kapitalbedarf auf etwa 20 Milliarden Euro.
26.02.2014 00:10
Lesezeit: 2 min

In Athen ist offenkundig ein Streit zwischen der griechischen Regierung und deren Kapitalgebern, der Troika, bestehend aus EZB, dem IWF und der EU-Kommission, ausgebrochen.

Seit Dienstag befindet sich die Troika wieder in Griechenland, um erneute Prüfungen hinsichtlich der Verwaltungsreformen und damit einhergehenden Entlassungen von Staatsbediensteten, als auch den ins Stocken geratenen Privatisierungen der Staatsbetriebe vorzunehmen. Dazu gehört auch die Ermittlung der Finanzierungsbedarfe des griechischen Haushalts für 2014 und 2015.

Parallel dazu gibt es jetzt harte Auseinandersetzungen zwischen dem Finanzministerium in Athen und den Prüfern der Troika hinsichtlich der Rekapitaliserung griechischer Geschäftsbanken.

Die griechische Zentralbank BoG (Bank of Greece) weist die Schätzungen der „Troika“ zurück, wonach sich der fehlenden Finanzbedarf der griechischen Banken auf bis zu 20 Milliarden Euro beläuft (mehr hier). Die BoG schätzt den Fehlbetrag auf lediglich 6 Milliarden Euro, berichtet die griechische Tageszeitung Kathimerini.

Um den Finanzierungsbedarf der Banken zu berechnen, hat die griechische Zentralbank offenbar den US-amerikanischen Vermögensverwalter Blackrock – der als der weltweit größte Vermögensverwalter gilt – engagiert, um einen griechischen Banken-Stresstest vorzunehmen. Laut Berechnungen von Blackrock benötigen die griechischen Banken demnach lediglich 6 Milliarden Euro Rekapitalisierungs-Hilfen.

Da die Troika einen Betrag veranschlagt, der weit über dem Dreifachen des genannten Betrags liegt, gibt es nun heftigen Streit mit der Troika über die „Methodologie“ des Bilanz-Checks von Blackrock, wie Kathimerini meldet.

Hintergrund des Streits dürfte sein, dass die griechische Regierung wohl aus einem Extra-Topf bzw. Fonds, der für künftige Bankenrettungen mit offenbar 10 Milliarden Euro ausgestattet ist – und den die europäischen sowie internationalen Geldgeber (IWF) speisten – einige Milliarden für den eigenen Staatshaushalt verwenden möchten.

Sollten also die lediglich die von Blackrock veranschlagte sechs Milliarden Euro für den Rekapitalisierungsbedarf von Banken benötigt werden, blieben – rein theoretisch – für den griechischen Staatshaushalt etwa vier Milliarden Euro übrig.

Die Troika möchten diesen Fonds jedoch unangetastet lassen, bis die EZB den Stresstest für die griechischen Banken durch die EZB durchgeführt hat, da der Fonds als Sicherheitsnetz für notleidende griechische Banken vorgesehen ist.

Leitende Beamte der Troika gehen nach wie vor von einem Finanzierungsbedarf von 20 Milliarden Euro aus.

Insbesondere soll der IWF laut einem Bericht der Financial Times angekündigt haben, seine eigenen Schätzungen zu veröffentlichen, sollte die griechische Regierung an ihrer 6-Milliarden-Version festhalten.

Ende dieses Monats will das griechische Finanzministerium die Schätzungen des US-amerikanischen Vermögensverwalters Blackrock veröffentlichen, obwohl diese Einschätzung bereits seit einem Vierteljahr vorliegt.

Darüber hinaus wird seit längerem über ein drittes Hilfspaket für Griechenland von Seiten der Eurogruppe diskutiert. Das Land ist ohne weitere Unterstützung nicht überlebensfähig.

„Wenn Griechenland Ende des Jahres, wenn das Rettungspaket ausläuft, weitere, begrenzte finanzielle Unterstützung brauche, dann sind wir bereit, diese zu geben“, sagte Schäuble vor einigen Tagen der CNBNC. „Vorausgesetzt, dass Griechenland bis dahin seinen Verpflichtungen nachkommt“, so der deutsche Finanzminister auf dem G20-Treffen in Sydney (hier).

Laut Eurostat ist Griechenland mit Stand des 2.Quartals 2013 in Höhe von 169,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) verschuldet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Buffetts Abgang, Zölle, Milliardenflucht: Steht der Markt vor einem Wendepunkt?
13.05.2025

Turbulente Zeiten an der Wall Street: Während Großinvestoren Milliarden abziehen und Strategen vor dem Ende des Booms warnen, stürmen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lateinamerika im Fokus: Chinas Milliardenoffensive gegen Washingtons Einfluss
13.05.2025

Chinas Regierung sucht neue Verbündete – nicht aus Not, sondern mit Strategie. Während die USA auf Konfrontation setzen, stärkt Peking...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelskrieg mit Ansage: Warum Europas Vergeltung Washington teuer zu stehen kommen könnte
13.05.2025

Die EU zieht die Reißleine: Mit einem neuen Maßnahmenpaket über 95 Milliarden Euro kontert Brüssel die US-Strafzölle – und trifft...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Munich Re: Milliardenschaden durch Waldbrände in Kalifornien
13.05.2025

Flammen wüten immer wieder durch Kalifornien – und hinterlassen nicht nur verkohlte Wälder, sondern auch tiefe Spuren in den Bilanzen...

DWN
Politik
Politik Trump besucht erneut die Golfstaaten – Wirtschaftsinteressen stehen im Vordergrund
13.05.2025

Warum reist Donald Trump erneut als erstes nach Saudi-Arabien – und nicht etwa zu den engsten Nachbarn der USA? Hinter dem glanzvollen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trump: Die Arzneimittelpreise müssen um 59 Prozent sinken
13.05.2025

Die Pharmabranche gerät weltweit unter Druck: Mit einer neuen Ankündigung hat US-Präsident Donald Trump den globalen Arzneimittelmarkt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Kommission kündigt Importverbot für russisches Gas an – doch wo bleibt das Gesetz?
13.05.2025

Die EU verkündet das Ende russischer Gasimporte – aber präsentiert (noch) keine juristische Grundlage. Experten warnen: Was die...