Finanzen

Nervosität in Italien: UniCredit schreibt 14 Milliarden Euro Verlust

In Italien geht die Angst um: Die UniCredit meldet 14 Milliarden Verlust und sorgt für Entsetzen bei Anlegern und Analysten. Das ganze italienische Banken-System steht offenkundig auf einem sehr brüchigen Fundament.
11.03.2014 18:06
Lesezeit: 1 min

Abschreibungen auf Firmenwerte sowie zusätzlichen Rückstellungen für faule Kredite verursachen einen Verlust von 14 Milliarden Euro für die größte Bank Italiens. Analysten hatten noch mit einem Gewinn von rund 916 Millionen Euro gerechnet.

Die italienische Großbank UniCredit ist im vergangenen Jahr tief in die roten Zahlen gerutscht. Wegen Abschreibungen auf Firmenwerte sowie zusätzlichen Rückstellungen für faule Kredite fiel ein Verlust von 14 Milliarden Euro an, wie die HVB-Mutter am Dienstag mitteilte. Analysten hatten mit einem Gewinn von gut 916 Millionen Euro gerechnet.

Die schlechten Zahlen haben alle überrascht - erklären jedoch, warum die italienischen Notenbank mit einer Neubewertung ihres Kapitals der Unicredit ein Milliarden-Geschenk gemacht hat (mehr zu diesem einmaligen Vorgang hier).

Das Mailänder Institut kalkuliert für dieses Jahr mit einem Gewinn von rund zwei Milliarden Euro. Die Wertberichtigungen in der Bilanz wurden im vierten Quartal gebucht, so dass allein in den letzten drei Monaten des Jahres ein Minus von 15 Milliarden Euro entstand. Komplett sei unter anderem der Firmenwert auf Aktivitäten in Italien und Österreich abgeschrieben worden.

UniCredit ist die größte Bank Italiens. Das Land kämpft sich gerade mühsam aus der längsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg heraus. Viele Privatpersonen und Unternehmen können ihre Schulden derzeit nicht zurückzahlen. Die Rückstellungen für faule Kredite summierten sich bei der UniCredit 2013 auf 13,7 Milliarden Euro. Das ist mehr als drei Mal so viel, wie Analysten erwartet hatten. Die UniCredit versucht damit vor dem EZB-Stresstest, ihre Bilanz aufzuräumen.

Durch Aufräumarbeiten vor dem EZB-Stresstest kamen bereits riesige Altlasten bei den italienischen Banken zutage. Der Gesamtbetrag der faulen Kredite wurde auf ein Rekordniveau von 156 Milliarden Euro geschätzt. Investoren verlangen Wertberichtigungen von Problem-Portfolios. Die Errichtung einer Bad Bank wird diskutiert (mehr hier).

Die Münchner HVB, bei der das Investmentbanking der Gruppe gebündelt ist, fuhr in den ersten neun Monaten einen Vorsteuergewinn von 1,6 Milliarden Euro ein. Die Zahlen für 2013 legt die Bank am Mittwoch vor. Vor einem Jahr hatte die HVB eine Sonderdividende nach Mailand überwiesen, um die Kapitaldecke der UniCredit zu stärken. Die Italiener sehen allerdings derzeit keinen Bedarf, frisches Kapital aufzunehmen.

Möglicherweise wird das jedoch nicht reichen: Die italienischen Banken sind alle sehr anfällig, weil sie massiv Staatsanleihen kaufen mussten (hier). Die älteste Bank der Welt, die Monte dei Paschi di Siena, wankt bereits - wenn sie fällt, könnte das ganze System zusammenbrechen, meint neulich der Chef der Bank, Alessandro Profumo.

Er war zuvor Chef der UniCredit gewesen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW-Aktie: Gewinn beim Hersteller BMW sackt ab - die ganz fetten Jahre sind vorbei
14.03.2025

Nach Jahren extremer Erträge geht es für die Autohersteller gerade abwärts. Doch selbst nach den aktuellen Einbrüchen verdienen...

DWN
Politik
Politik Grüne blockieren schwarz-rotes Finanzpaket – Streit um Europas Zukunft
14.03.2025

Die Grünen stellen sich gegen das Finanzpaket von Union und SPD. Fraktionschefin Katharina Dröge fordert, Verteidigungs- und...

DWN
Technologie
Technologie Polen will Bau von AKW an der Ostsee 2028 starten
14.03.2025

Deutschland hat sein letztes Atomkraftwerk abgeschaltet. Polen indes will seinen ersten Reaktor direkt am Ostseestrand errichten. Das...

DWN
Panorama
Panorama Vorsorge Gesundheit: Krankenkassen-Boni noch bis 31. März sichern
14.03.2025

Viele Krankenkassen fördern ein gesundheitsbewusstes Verhalten ihrer Versicherten mit Bonuszahlungen. Wer davon profitieren möchte,...

DWN
Finanzen
Finanzen Die unsichtbare Enteignung: Wie Inflation unser Vermögen entwertet
14.03.2025

Inflation – die größte legale „Enteignung“ der Geschichte? Während Verbraucher unter steigenden Preisen ächzen, kassiert der...

DWN
Immobilien
Immobilien Offene Immobilienfonds in Schockstarre: Anleger ziehen Milliarden ab - wie geht es weiter?
13.03.2025

Aktuelle Daten zeigen, dass Anleger Summen in Milliardenhöhe aus offenen Immobilienfonds abziehen. Januar war der schlimmste Monat seit...

DWN
Finanzen
Finanzen Fast 3000 Dollar: Goldpreis erreicht neuen Höchststand
13.03.2025

Zölle, Gegenzölle, Strafzölle: Der von den USA entfachte Handelsstreit treibt Anleger zum Gold als sicheren Hafen. Seit dem Amtsantritt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Volkswagen-Absatzrekord: VW verkauft mehr Currywürste als Autos
13.03.2025

Vegan war gestern: Sie ist seit Jahren das meistverkaufte Produkt der Marke Volkswagen: die VW-Currywurst. Und während der Autoabsatz...