Ein ehemaliger Manager der Deutschen Bank, der sich im Januar 2014 das Leben nahm, fürchtete offenbar eine staatliche Finanzprüfung im Derivate-Geschäft der Bank. Das geht aus einem Gutachten seines Psychologen hervor.
William Broeksmit arbeitete bis Februar 2013 in der Risiko-Bewertung der Deutschen Bank. Danach begab er sich in den Vorruhestand, war jedoch weiterhin als Berater für die Bank tätig. Er galt als einer der brillantesten Köpfe der Deutschen Bank und als „einer der Gründer unserer Investmentbank“, wie Jürgen Fitschen und Ashu Jain nach seinem Tod bekannt gaben.
Der 58-jährige Amerikaner wurde von der Polizei erhängt in seiner Wohnung im Londoner Nobel-Stadtteil South Kensington gefunden. Die Behörden gehen von einem Selbstmord aus (mehr hier). Der Gerichtsmediziner sagte aus, dass Broeksmit mehrere Abschiedsbriefe hinterließ, ohne jedoch auf deren Inhalt einzugehen.
Eine der Abschiedsnotizen richtete sich direkt an Anshu Jain, wie das Wall Street Journal berichtet. Jain und Broeksmit kannten sich seit den neunziger Jahren, als sie gemeinsam das Derivate-Geschäft von Merrill Lynch aufbauten. 1996 wurden beide dann von der Deutschen Bank abgeworben, wo sie das europäische Derivate-Geschäft des Geldinstituts aufbauten. Jain plante den Amerikaner Broeksmit noch im Jahr 2012 in den Vorstand zu berufen, doch die Beförderung wurde durch die BaFin blockiert. Als Grund gab die Aufsichtsbehörde den Mangel am Management-Erfahrung von Broeksmit an.
Broeksmit fürchtete sich wohl vor Finanzprüfungen in den Bereich des Derivate-Handels. Sein Psychologe sagte aus, Broeksmit litt deshalb unter Schlafstörungen und exzessivem Alkoholkonsum. Finanzaufsichtsbehörden in Deutschland, Italien und den USA prüfen derzeit, ob die Bank durch komplizierte Derivate-Transaktionen versuchte, eigene Verluste zu verstecken.
„Mr. Broeksmit wurde nicht verdächtigt, fehlerhaft gehandelt zu haben“, so eine Sprecherin der Deutschen Bank.
Broeksmit arbeitete bereits mit US-Behörden zusammen, die gegen die Deutsche Bank ermittelten, wie das Wall Street Journal berichtet. Unter anderem wurde er im Libor-Skandal von den Ermittlern aufgesucht. Er beklagte sich in seinem Umfeld darüber, dass ehemaligen Kollegen ihn seitdem meiden würden und er sich von engen Vertrauten im Stich gelassen fühlte.
Gegen die Deutsche Bank wurde in den USA aus verschiedenen Gründen ermittelt: wegen der Manipulation des Libor–Zinssatzes (hier), wegen der Manipulation des Devisenmarktes (hier) und wegen ihrer Rolle im Hypothekengeschäft, dass die Krise von 2008 auslöste (hier).