Finanzen

Suizid: Banker der Deutschen Bank fürchtete Finanz-Prüfung

Lesezeit: 1 min
27.03.2014 00:15
Der tote Banker der Deutschen Bank fürchtete offenbar eine Bilanzprüfung durch die Behörden. Er wurde vor Kurzem erhängt in seinem Londoner Apartment aufgefunden. Der Risiko-Manager war für das Derivate-Geschäft der Deutschen Bank zuständig.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Ein ehemaliger Manager der Deutschen Bank, der sich im Januar 2014 das Leben nahm, fürchtete offenbar eine staatliche Finanzprüfung im Derivate-Geschäft der Bank. Das geht aus einem Gutachten seines Psychologen hervor.

William Broeksmit arbeitete bis Februar 2013 in der Risiko-Bewertung der Deutschen Bank. Danach begab er sich in den Vorruhestand, war jedoch weiterhin als Berater für die Bank tätig. Er galt als einer der brillantesten Köpfe der Deutschen Bank und als „einer der Gründer unserer Investmentbank“, wie Jürgen Fitschen und Ashu Jain nach seinem Tod bekannt gaben.

Der 58-jährige Amerikaner wurde von der Polizei erhängt in seiner Wohnung im Londoner Nobel-Stadtteil South Kensington gefunden. Die Behörden gehen von einem Selbstmord aus (mehr hier). Der Gerichtsmediziner sagte aus, dass Broeksmit mehrere Abschiedsbriefe hinterließ, ohne jedoch auf deren Inhalt einzugehen.

Eine der Abschiedsnotizen richtete sich direkt an Anshu Jain, wie das Wall Street Journal berichtet. Jain und Broeksmit kannten sich seit den neunziger Jahren, als sie gemeinsam das Derivate-Geschäft von Merrill Lynch aufbauten. 1996 wurden beide dann von der Deutschen Bank abgeworben, wo sie das europäische Derivate-Geschäft des Geldinstituts aufbauten. Jain plante den Amerikaner Broeksmit noch im Jahr 2012 in den Vorstand zu berufen, doch die Beförderung wurde durch die BaFin blockiert. Als Grund gab die Aufsichtsbehörde den Mangel am Management-Erfahrung von Broeksmit an.

Broeksmit fürchtete sich wohl vor Finanzprüfungen in den Bereich des Derivate-Handels. Sein Psychologe sagte aus, Broeksmit litt deshalb unter Schlafstörungen und exzessivem Alkoholkonsum. Finanzaufsichtsbehörden in Deutschland, Italien und den USA prüfen derzeit, ob die Bank durch komplizierte Derivate-Transaktionen versuchte, eigene Verluste zu verstecken.

„Mr. Broeksmit wurde nicht verdächtigt, fehlerhaft gehandelt zu haben“, so eine Sprecherin der Deutschen Bank.

Broeksmit arbeitete bereits mit US-Behörden zusammen, die gegen die Deutsche Bank ermittelten, wie das Wall Street Journal berichtet. Unter anderem wurde er im Libor-Skandal von den Ermittlern aufgesucht. Er beklagte sich in seinem Umfeld darüber, dass ehemaligen Kollegen ihn seitdem meiden würden und er sich von engen Vertrauten im Stich gelassen fühlte.

Gegen die Deutsche Bank wurde in den USA aus verschiedenen Gründen ermittelt: wegen der Manipulation des Libor–Zinssatzes (hier), wegen der Manipulation des Devisenmarktes (hier) und wegen ihrer Rolle im Hypothekengeschäft, dass die Krise von 2008 auslöste (hier).


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Termin für Neuwahlen: Scholz zeigt Verhandlungsbereitschaft und ist offen für Gespräche
08.11.2024

Die Ampel-Koalition ist Geschichte, und der Druck auf Kanzler Scholz wächst, rasch Klarheit über den Termin für Neuwahlen zu schaffen....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Intel-Ansiedlung nach US-Wahl: Ökonom sieht geringe Chancen für Magdeburg
08.11.2024

Nach der US-Wahl sieht der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Reint Gropp, kaum noch Chancen für eine...

DWN
Politik
Politik Vertrauensfrage oder konstruktives Misstrauensvotum: Wie Deutschland den ungeliebten Kanzler los werden könnte
08.11.2024

Wutanfall vom Tele-Prompter? Stilfragen hin oder her! Der Wahlkampf bestimmt den Terminkalender zu den Neuwahlen. Das kann die Union nicht...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt EPEA macht Produkte kreislauffähig: Cradle to Cradle als Erfolgsrezept für Unternehmen
08.11.2024

Ob die Carlsberg Brauerei, der Spielzeughersteller Schleich oder Liebherr als Produzent von Kühlgeräten – die EPEA GmbH aus Hamburg...

DWN
Politik
Politik Mauerfall: Bundestag würdigt den Mut der Ostdeutschen zum 35. Jahrestag des Mauerfalls
08.11.2024

Der Bundestag zieht nach 35 Jahren Mauerfall eine Bilanz. Einige Abgeordnete äußern sich dabei durchaus kritisch - und dies aus...

DWN
Politik
Politik Ökonom Jens Boysen-Hogrefe zum Ampel-Ende: „Der offene Haushalt kommt zur Unzeit”
08.11.2024

Jens Boysen-Hogrefe vom Kieler Institut für Weltwirtschaft kritisiert im DWN-Interview nicht nur den Zeitpunkt, an dem der offene Haushalt...

DWN
Politik
Politik Rente steigt 2025 um etwa 3,5 Prozent – Heil setzt sich für Rentenreform ein
08.11.2024

Die Renten in Deutschland sollen im kommenden Sommer voraussichtlich um rund 3,5 Prozent steigen. Dies geht aus dem Entwurf des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ampel-Aus: Wirtschaft fordert Steuersenkungen und das Lockern der Schuldenbremse
08.11.2024

Stabilität, Verlässlichkeit, Vertrauen – all dies bot die Ampel-Regierung in den vergangenen Wochen nicht. Stattdessen gab es Zoff und...