Deutschland

Ifo-Sinn: „Mindestlohn treibt Jugendarbeitslosigkeit“

Hans-Werner Sinn vom Ifo-Institut fürchtet nach der Einführung des Mindestlohns den Verlust von 900.000 Arbeitsplätzen. Dem Max-Planck-Institut zufolge wird der Mindestlohn bei der Jugendarbeitslosigkeit „voll durchschlagen“. Zusammen mit der geplanten Rente mit 63 warnen die Wirtschafts-Institute von dramatischen Folgen für den Arbeitsmarkt.
06.04.2014 13:17
Lesezeit: 1 min

Die Rente mit 63 und der geplante Mindestlohn der großen Koalition werden nach Berechnungen führender Wirtschaftsexperten zu einem Arbeitsplatzabbau im hohen sechsstelligen Bereich führen. Ökonom Hans-Werner Sinn vom ifo-Institut warnt vor einem Jobabbau durch den Mindestlohn von 8,50 Euro: „Der Mindestlohn gefährdet bis zu 900.000 Arbeitsplätze.“

Sein Kollege Börsch-Supan vom Max-Planck-Institut für Sozialpolitik kritisiert, dass der Mindestlohn bereits ab 18 Jahren gelten soll: „Der Mindestlohn wird bei der Jugendarbeitslosigkeit voll durchschlagen. Dort werden die Zahlen signifikant ansteigen. Der Mindestlohn darf erst ab 25 Jahre gelten."

Börsch-Supan sagte, „die Rente mit 63 wird den Facharbeitermangel spürbar verschärfen. Sie wird uns circa 250.000 Beschäftigte kosten, im Vergleich also fast zehn Prozent der derzeitigen Arbeitslosen. Das bremst die Wirtschaft." 50 Abgeordnete der Union machen aus diesem Grund derzeit gegen die Rentenpläne von Andrea Nahles Stimmung (mehr dazu - hier).

Auch Lutz Goebel, Präsident des Verbandes der Familienunternehmer, kritisiert die Bundesregierung in dem Blatt: „Die große Koalition verspielt unsere Wettbewerbsvorteile und schickt unser Land auf den abschüssigen Weg von Frankreich, dem Sorgenkind Europas" (mehr zur desaströsen Lage in Frankreich – hier).

Der Mindestlohn soll ab 2015 für alle Arbeitnehmer gelten. Auf der Grundlage bestimmter Tarifverträge darf er bis Ende 2016 noch unterschritten werden. Für Minderjährige, Auszubildende und die meisten Praktikanten soll die Lohnuntergrenze nicht gelten. Auch Langzeitarbeitslosen muss in den ersten sechs Monaten einer neuen Beschäftigung kein Mindestlohn gezahlt werden (mehr hier).

Katja Kipping, Bundesvorsitzende der Partei Die Linke, hat die von der Großen Koalition vereinbarten Ausnahmen beim Mindestlohn für Langzeitarbeitslose und Jugendliche heftig kritisiert. “Das degradiert Langzeiterwerbslose zur Niedriglohnreserve”, sagte sie der Mitteldeutschen Zeitung.

Im Anschreiben von Arbeitsministerin Andrea Nahles zum Gesetzentwurf sichert die Ministerin zu, dass vor allem die von Saisonarbeit geprägten Bereiche der Landwirtschaft sowie des Hotel- und Gaststättengewerbes bei der Anpassung an den Mindestlohn unterstützt werden sollten.

Auch für den Bereich der Zeitungszustellung sind Ausnahmen geplant, zum Vorteil der großen Verlagsgesellschaften (mehr zur Krise der Zeitungen – hier).

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