Politik

„Frankreich befindet sich in einer beispiellosen Abwärts-Spirale“

Lesezeit: 3 min
31.05.2014 02:57
Langfristig kann Frankreich eine Staatspleite nicht vermeiden, so die Ökonomen Matthias Weik und Marc Friedrich. Das Land befindet sich seit Jahren in einer beispiellosen Abwärtsspirale. Die Gefahr: Je schlechter es Frankreich wirtschaftlich geht, umso stärker wird der Front National politisch profitieren.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Sie haben in Ihrem neuen Buch alle europäischen Staaten untersucht. Welches Land ist am gefährlichsten für die Stabilität?

Matthias Weik und Marc Friedrich: Unser Favorit ist ganz klar Frankreich. Das Land ist eine der Säulen Europas und des Euros und seit Jahren in einer beispiellosen Abwärtsspirale gefangen ausgelöst durch Sarkozy und verstärkt durch Hollande.

Zwischen 2008 und 2014 stieg die Staatsverschuldung von 65 Prozent auf über 94 Prozent. Die Arbeitslosenquote hat mit 11 Prozent den höchsten Stand seit 1996 erreicht. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt mittlerweile bei 25,4 Prozent. Parallel schmiert die Wirtschaft ab. Die Industrieproduktion ist gegenwärtig auf dem Stand von 1994 und damit lassen sich schwer die Schulden von 2014 bezahlen.

Eine der Schlüsselindustrien des Landes – die Automobilindustrie - gibt ein erbärmliches Bild ab. Frankreich produziert heute 51,1 Prozent weniger PKW als 2005. Zum Vergleich: Deutschland produziert 15 Prozent mehr. Das Land geht jeden Tag mehr in die Knie und es ist nur eine Frage der Zeit bis die Menschen dort auf die Straße gehen und sich ihr Recht auf eine bessere Zukunft einfordern. Die Europawahl hat uns ganz klar aufgezeigt wohin die Reise geht. Jeder Tag an dem es Frankreich wirtschaftlich schlechter geht, wird die Front National stärker machen.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Wie sehen Sie das starke Abschneiden des Front National?

Matthias Weik und Marc Friedrich: Wir haben dies in unserem neuen Buch folgerichtig prophezeit. Aus diesem Grund hat uns das Ergebnis keineswegs überrascht, denn es war für uns leider abzusehen.

Jetzt ist die Zeit der populistischen Menschenfänger, Extremisten jeglicher Couleur und Separatisten angebrochen.

Diese Wahl sollte einem jeden eine Warnung sein. Frau Le Pen hat ja bereits Neuwahlen gefordert. Ihre klare Ansage ist: Sollte sie Präsidentin werden, wird sie als erstes aus dem Euro austreten, dann ist der Euro Geschichte und wir alle haben kein Geld mehr.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Kann Frankreich die Staatspleite vermeiden?

Matthias Weik und Marc Friedrich: Langfristig gesehen, denken wir nicht. Selbstverständlich tendieren Politiker in extremen Situationen auch zu extremen Maßnahmen. Sie werden alles Erdenkliche durchführen, um am Status Quo festzuhalten. Das heißt Enteignungen, Abgabenerhöhungen, Leistungen kürzen, restriktive Gesetze, Steuererhöhungen, Immobiliensteuer...

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: IWF-Chefin Lagarde äußert sich besorgt, weil die Groß-Banken keine Reformen durchgeführt haben. Sehen Sie gefährdete Banken?

Matthias Weik und Marc Friedrich: Warum sollten die Großbanken auch Reformen durchführen, wenn sie wissen, dass sie im Krisenfall auf Grund ihrer Systemrelevanz vom Steuerzahler und den Staaten sowieso gerettet werden? Die Finanzbranche hat bisher Unvorstellbares erreicht - sie ist die einzige Branche die außerhalb von Recht und Gesetz steht! Sie kann tun und lassen, was sie will.

Durchaus sehen wir zahlreiche gefährdete Banken, welche die nächste Krise nicht überleben werden, es sei denn, sie werden abermals mit Steuer- und Kundengeldern gerettet. Aber dann ist es abermals nur wieder ein Spiel auf Zeit, bei dem die Probleme wieder in die Zukunft verschoben werden, wo sie sich weiter monströs auftürmen, bis schließlich der finale Kollaps kommt. Schauen Sie etwa die Deutsche Bank an mit 2 Billionen Euro Bilanzsumme. In ihrem Portfolio schlummern 55 Billionen an Derivaten und sie ist damit Weltmarktführer. Lehman hatte beim Konkurs gerade mal eine Bilanzsumme von 600 Milliarden Dollar – und die Nachbeben spüren wir bis zum heutigen Tag. Ein jeder kann sich gut ausmalen, was passiert wenn ein Koloss wie JP Morgan Chase oder die Deutsche Bank umkippen.

Betrachtet man die Fakten, dann sind die Banken seit 2008 noch größer, noch mächtiger und dadurch vor allem noch „systemrelevanter“ geworden, und haben damit ihr Erpressungspotential gegenüber der Staaten und Politiker bei der nächsten Krise weiter erhöht. Wobei wir betonen möchten: Banken sind niemals systemrelevant – sie sind das System!

Matthias Weik und Marc Friedrich sind Ökonomen, Querdenker, Finanzexperten, gefragte Redner, Honorarberater und Bestsellerautoren.

Am 16. Mai 2014 ist ihr neues Buch „Der Crash ist die Lösung – Warum der finale Kollaps kommt und wie Sie Ihr Vermögen retten“erschienen (Es kann hier bestellt werden). Das Buch hat es auf Anhieb auf die Spiegel-Bestsellerliste geschafft und sorgt für Aufsehen. So haben die beiden z.B. den Ausgang der EU-Wahlen in ihrem neuen Buch richtig prophezeit.

Ihr Erstlingswerk „Der größte Raubzug der Geschichte: Warum die Fleißigen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden“ ist seit 2 Jahren auf allen wichtigen Bestsellerlisten vertreten (Spiegel, Manager Magazin…). Im Manager Magazin war es sechsmal auf Rang 1 und auf der Spiegel Sachbuchbestsellerliste (Paperback) elfmal auf Rang 2. In Ihrem ersten Buch haben Marc Friedrich und Matthias Weik vorhergesagt: dass die “dot.com 2.0″ Aktien (Zynga, Groupon etc.) massiv korrigieren werden, sowie dass die nächste Bankenrettung unter Einbeziehung der Sparer (bail in) über die Bühne gehen wird. Sie haben somit die  Entwicklungen z.B. in Zypern und der EU in Ihrem Buch folgerichtig vorhergesagt.

Im April 2014 erschien die aktualisierte Version als Taschenbuch bei Bastei Lübbe. Das Buch etablierte sich auf Anhieb in der Spiegel-Bestsellerliste und ist dort mittlerweile seit 6 Wochen vertreten.

Zur Homepage hier.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...