Unternehmen

Facebook beantragt Bank-Lizenz in Irland

Facebook plant den Einstieg ins Bankengeschäft. Nachdem bereits eine Bank-Lizenz in Irland beantragt wurde, holte das Unternehmen nun PayPal-Chef Marcus. Künftig sollen Facebook-Nutzer auch Konzerttickets kaufen oder einen Tisch im Restaurant reservieren können.
10.06.2014 14:38
Lesezeit: 2 min

Facebook hat eine Banklizenz in Irland beantragt, womit der Konzern Bankdienstleistungen vermutlich in ganz Europa anbieten könnte, so die Financial Times.

Facebook verpflichtet zudem den Chef des Online-Bezahldienstes PayPal und schürt damit Spekulationen über eine bevorstehende Offensive im Bankgeschäft. David Marcus wird den Chefsessel der schnell wachsenden Ebay-Tochter am 27. Juni räumen und anschließend beim weltgrößten Online-Netzwerk anheuern. Dort soll er für Messenger-Dienste zuständig sein. Marcus könnte diese künftig so erweitern, dass Facebook-Nutzer darüber auch Konzerttickets kaufen oder einen Tisch im Restaurant reservieren können, wie Analyst Brian Blau von der Beratungsfirma Gartner sagte. „Angesichts seiner Expertise in den Bereichen E-commerce und Zahlungsverkehr ist es naheliegend, dass er viele dieser Dinge bei Facebook einführen wird.“

Internetkonzerne wie Google, Amazon oder Ebay machen Banken bereits seit einiger Zeit im Zahlungsverkehr Konkurrenz. Bisher bieten die Konzerne ihren Kunden vor allem Dienste an, mit denen sie im Internet bezahlen können - und verlängern damit quasi ihre Wertschöpfungskette. Künftig könnten sie nach Einschätzung von Experten jedoch auch in andere Bereiche des Bankgeschäfts vordringen.

Im Gegensatz zu Ebay oder Amazon ist es Facebook bisher nicht gelungen, E-Commerce-Angebote in großem Stil auf seiner Seite zu integrieren. Dies könnte sich nach der Verpflichtung von Marcus jedoch ändern. „Ich freue mich darauf, meine Hände wieder schmutzig zu machen und etwas Neues und Bedeutendes in großem Ausmaß auf die Beine zu stellen“, erklärte er auf seiner LinkedIn-Seite. Er habe sich für den Wechsel zu Facebook entschieden, nachdem er sich mit Firmenchef Mark Zuckerberg über „überwältigende Visionen bei mobilen Messenger-Diensten“ ausgetauscht habe.

Bei Banken, die im Zahlungsverkehr schon seit einiger Zeit die Konkurrenz von branchenfremden Wettbewerbern zu spüren bekommen, dürften die Sorgen nun größer werden. Bereits bei Paypal hat der Manager die Entwicklung eines Unternehmens vorangetrieben, das innerhalb kurzer Zeit zum Marktführer im E-Commerce aufgestiegen ist. Ein Viertel aller Internet-Einkäufe in Deutschland werden laut Schätzung der Unternehmensberatung Bain über die Ebay-Tochter bezahlt. Weltweit hat PayPal 148 Millionen aktive Nutzer.

Marcus hatte bei PayPal seit zwei Jahren das Sagen und das Geschäft zuletzt stark auf Angebote für Mobilgeräte ausgedehnt. In den Bereich drängt auch Facebook immer stärker und hofft auf steigende Einnahmen durch Werbung auf Smartphones und Tablets. Um seinen Messenger-Dienst voranzubringen, hat Facebook jüngst für 19 Milliarden Dollar den aufstrebenden Konkurrenten WhatsApp übernommen. Über das weltgrößte Online-Netzwerk werden täglich rund zwölf Milliarden Nachrichten versendet, die mobile Messenger-App hat mehr als 200 Millionen Nutzer. Für beides werde Marcus künftig zuständig sein, sagte eine Facebook-Sprecherin, jedoch nicht für WhatsApp.

Für Ebay ist der am Montagabend angekündigte Abgang von Marcus Investoren zufolge ein Rückschlag. Ebay-Chef John Donahoe erklärte zwar umgehend, Marcus hinterlasse ein starkes Management-Team und die für 2015 gesteckten Ziele seien nicht in Gefahr. Ebay-Aktien gaben in den USA nachbörslich dennoch rund zwei Prozent nach, in Frankfurt verloren Ebay-Papiere am Dienstag knapp Prozent.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gasimporte aus Russland: EU-Kommission plant komplettes Aus – welche Folgen das hat
18.06.2025

Russisches Gas fließt trotz Sanktionen weiterhin nach Europa – doch die EU-Kommission will das ändern. Ab 2028 sollen Gasimporte aus...

DWN
Politik
Politik Trump will "echtes Ende": Diplomatie oder einen Kriegseintritt der USA?
17.06.2025

Trumps vorzeitiges Verlassen des G7 Gipfels in Kanada hat viele Fragen offen gelassen. Reporter die Trump auf seiner Rückreise begleitet...

DWN
Politik
Politik Kriegswaffe Hunger? Israel greift erneut Menge bei Gaza-Hilfszentrum an
17.06.2025

Das israelische Militär hat erneut wartende Menschen in der Nähe eines Verteilzentrums für humanitäre Hilfsgüter im Gazastreifen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Slowenien verliert Glanz: Deutsche Firmen zweifeln am Standort
17.06.2025

Deutschlands Wirtschaft verliert das Vertrauen in Slowenien: Hohe Kosten, politische Unsicherheit und Reformstau treiben Firmen in Richtung...

DWN
Technologie
Technologie Starlink gegen den Rest der Welt: Wem gehört der Orbit?
17.06.2025

Während Elon Musk mit Starlink das All kolonisiert, stolpern Amazon, China und Europa hinterher. Geht es im neuen Weltraumrennen wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis bricht aus: Folgt nun eine Rallye bis 50 US-Dollar?
17.06.2025

Anfang Juni hat der Silberpreis die magische Marke von 35 US-Dollar pro Unze geknackt und hält sich seitdem beständig darüber. Damit ist...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Aus Alt wird Auto: EU will Rohstoffe besser nutzen- Mehr Recycling im Auto
17.06.2025

Autos bestehen aus wertvollen Rohstoffen – und viele davon lassen sich wiederverwenden. Damit in Europa künftig mehr Recyclingmaterial...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis vor dem Absturz? Citi warnt vor Ende der Rekordrally
17.06.2025

Der Goldpreis steht auf wackligen Füßen: Nach einem Höhenflug von über 30 % warnt Citigroup vor dem Absturz – kommt jetzt der...