Finanzen

Gegen den Dollar: Luxemburg buhlt um Yuan-Investitionen

Lesezeit: 3 min
29.07.2014 00:26
Luxemburg will sich als Zentrum für den Yuan-Handel im Ausland etablieren. Anders als in Frankfurt oder Paris gibt es für Chinas Banken im Großherzogtum deutlich weniger staatliche Regulierungen. Dies erleichtert den Aufstieg des chinesischen Yuan zur Weltwährung.
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Luxemburg will ein globales Zentrum für den Handel der chinesischen Währung Yuan werden. Das Großherzogtum mit einer halben Million Einwohner folgt dem Trend, dass die Rolle von Chinas Währung im internationalen Handel kontinuierlich wächst.

Im ersten Quartal dieses Jahres wurden 18 Prozent des chinesischen Auslandshandels in Yuan abgewickelt, so die Großbank HSBC. Sie erwartet, dass diese Zahl bis zum kommenden Jahr um ein Drittel wächst. Nun hat das Rennen darum begonnen, wo der führende ausländische Handelsplatz für Yuan entsteht.

„Die Internationalisierung des Yuan ist im Geldsektor eines der wichtigsten Ereignisse, wenn nicht das wichtigste Ereignis, seit der Schaffung des Euro. Es ist möglicherweise riesig, also wollen wir für diesen Markt positioniert sein“, zitiert das Wall Street Journal den luxemburgischen Finanzminister Pierre Gramegna.

Luxemburgische Fondsmanager, Aufsichtsbehörden und Politiker haben sich sehr darum bemüht, Chinas Finanzelite für das Großherzogtum zu interessieren. Sogar Kronprinz Guillaume hat sich im Dezember letzten Jahres an einer Delegation nach China beteiligt.

Beamte an der luxemburgischen Börse tragen Anstecker mit den Fahnen Luxemburgs und Chinas, immer wenn dort die Auflistung einer in Yuan gezeichneten Anleihe gefeiert wird. Im Mai erreichten die an der luxemburgischen Börse gelisteten Yuan-Anleihen ein Volumen von 30,6 Milliarden Yuan (3,7 Milliarden Euro).

Die Vereinigung der Luxemburgischen Fonds-Industrie hat ihre Informationsbroschüren und Wandplakate auf Mandarin übersetzt. Lokale Anwaltsfirmen, Wirtschaftsprüfer und sogar die Finanzaufsicht CSSF sagen, dass sie chinesisch sprechendes Personal einstellen. Diese Bemühungen zeigen Wirkung.

Im Juli präsentierte eine Handelsdelegation aus Luxemburg in China seinen Gastgebern eine 5-Euro-Gedenkmünze, die das Bild eines Schonsteins zeigte ähnlich dem, den ein Luxemburger vor einem Jahrhundert in Wuhan gebaut hatte.

Am Ende des Treffens unterzeichnete China eine Reihe von Abkommen, die zur Schaffung einer Yuan-Verrechnungsbank in Luxemburg führen soll und mehr Fonds, Anleihen und Aktien mit Chinabezug ins Großherzogtum holen soll.

Zugleich haben drei der größten Banken Chinas ihre europäischen Hauptquartiere in Luxemburgs Zentrum aufgeschlagen. Zwei weitere Banken haben in der vergangenen Wochen entsprechende Pläne angekündigt.

Die China Construction Bank erhielt im vergangenen Jahr eine luxemburgische Banklizenz. Ihr Europa-Chef Suosheng Li sagte, seine Bank werde mit dem Banking für Unternehmen beginnen, damit habe man Erfahrungen. „Und dann werden wir uns allmählich in verschiedene Bereiche ausdehnen, wie Privat-Banking und Vermögensverwaltung und andere Bereiche des Kundengeschäfts.“

Neben Luxemburg wollen auch London, Paris, Frankfurt und andere Standorte das globale Zentrum für den Yuan-Handel außerhalb Chinas werden. Bundeskanzlerin Angela erreichte bei ihrem Chinabesuch Anfang Juli ein Kontingent für deutsche Investoren, um in Chinas Aktien- und Anleihenmarkt zu investieren. Zudem erleichterte China der Frankfurter Börse den Handel in Yuan (mehr hier).

Im Juni war der britische Finanzminister George Osborne Gastgeber des ersten britisch-chinesischen Finanzforums in London. Er erreichte ein Abkommen mit Chinas Premier Li Keqiang, das direkten Umtausch zwischen den beiden Währungen startet, und Lizenzen für britische Fondsmanager, um direkt in Chinas Märkte zu investieren.

Auch Paris erhält eine Yuan-Verrechnungsbank, Kontingente für Investitionen bestehen bereits. Die Schweiz hat im Juli eine Swap-Vereinbarung mit der chinesischen Zentralbank unterzeichnet. Dies ist ein erster Schritt, um die Finanzsektoren der beiden Staaten zu verknüpfen.

Luxemburg verspricht der chinesischen Seite weniger staatliche Regulierungen als seine europäischen Rivalen. Beamte sagen, eine Banklizenz könne man innerhalb von weniger als sechs Monaten erhalten. In Großbritannien dauert dies doppelt so lang. Zudem müssen sich neue Manager nicht umfangreichen Prüfungen unterziehen lassen wie in anderen Staaten Europas.

Als die China Construction Bank (CCB) im letzten Jahr seine Geschäfte in Luxemburg startete, sagte Vorstand Wang Hongzhang, dies sei der schnellste Prozess gewesen, den es beim Start von Auslandsoperationen seiner Bank jemals gegeben hat. Er nannte dies die „Luxemburger Geschwindigkeit“.

Das Großherzogtum hat im Vergleich zu Deutschland oder Frankreich nur eine kleine Wirtschaft. Doch seine Finanzindustrie ist riesig. Im vergangenen Jahr hat sie 25 Prozent zum BIP beigetragen.

Seit das Wachstum der Luxemburger Finanzindustrie in den 80er Jahren begann, sind Vermögenswerte im Umfang von 2,82 Billionen Euro aus aller Welt ins Großherzogtum geflossen, sagt Mark Saluzzi, Vorstand der Vereinigung der Luxemburgischen Fonds-Industrie. Dies werde nur von den USA übertroffen.

Während China bestrebt ist, seine Währung vollständig zu internationalisieren, will Luxemburg das ausländische Zentrum für chinesische Ersparnisse und Investitionen werden. „Wir wissen, dass wir noch viele Male nach China reisen müssen, um ihnen zu zeigen, was wir zu bieten haben“, so Saluzzi. „Aber wir werden unseren Fuß auf den chinesischen Markt bekommen.“

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