Politik

Protest gegen Russland-Sanktionen: Spanische Bauern verbrennen Ernte

Katalonische Bauern haben aus Protest gegen die Politik aus Brüssel ihre Ernte öffentlich verbrannt. Sie halten die EU-Strategie gegen das russische Import-Verbot für EU-Gemüse für unzureichend und verfehlt. Brüssel will Bauern finanziell entschädigen, wenn diese ihre Ernte verschenken oder vernichten.
24.08.2014 00:27
Lesezeit: 1 min

Landwirte aus dem katalanischen Bauern-Verband JARC haben gegen die EU-Politik im Bezug auf die russischen Import-Sanktionen demonstriert. Aus Protest luden sie in der Provinzhaupstadt Lleida tonnenweise Pfirsiche vor das Gebäude der regionalen Regierungsvertretung und zündeten die Früchte zusammen mit einer EU-Fahne an. Auch Ausgaben der aktuellen Gesetzestexte zu den geplanten EU-Hilfen wurden mit verbrannt, wie die spanische Zeitung El País berichtet.

Die Landwirte lehnen den EU-Entwurf über Finanz-Hilfen von 155 Milionen Euro für den Agrarsektor ab. Brüssel hatte denjenigen Landwirten finanzielle Hilfen in Aussicht gestellt, die angesichts der russischen Sanktionen ihre Ernte vernichten, verschenken oder die Früchte ungeerntet auf den Feldern liegen lassen (hier die EU-Pressemitteilung). Nach erfolgter Ernte-Beseitigung könnten sich die betroffenen Bauern für die EU-Hilfen bewerben.

Die Bauern befürchten, dass die ohnehin unzureichenden Finanzhilfen nicht bei den Erzeugern ankommen. „Es ist egal ob Brüssel 155 Millionen oder 1500 Euro dafür vorsieht, vorherige Krisen haben gezeigt, dass das Geld nur wieder zwischen Zulieferern, Zentralen, Abfüllern und den Sozialkassen aufgeteilt wird – nichts davon kommt beim Erzeuger an“, sagt David Bordas, der JARC-Verantwortliche für Obst. Er bemängelte zudem, dass die Hilfen nur dafür gut seien, die Früchte am Baum verrotten zu lassen zu kompostieren oder den Tieren zu verfüttern.

Auch in anderen Regionen Spaniens gab es ähnliche Proteste: In Granada stellten empörte Bauern tonnenweise Kartoffeln vor einen Supermarkt. Die Kartoffel-Anbauer werfen den Händlern vor, die Sanktionen als Vorwand für massive Preiskürzungen zu missbrauchen, berichtet die spanische Wirtschaftszeitung El Economista. Die Dumping-Preise kämmen allerdings nicht einmal bei den Verbrauchern an, sondern landeten in den Taschen der Supermärkte.

Die EU hatte die Entschädigung für die Landwirte angeboten, um einen Preisverfall durch das entstehende Überangebot von Gemüse auf dem europäischen Markt zu verhindern. Auch in den Niederlanden klagen die Bauern bereits über den Preisverfall, die Regierung plant ein Programm zur Kurzarbeit für die Landwirte (mehr hier).

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