Finanzen

EZB: Banken verdienen an der Verschiebung von Finanz-Schrott an die Steuerzahler

Lesezeit: 2 min
14.10.2014 00:09
Die EZB beabsichtigt, das Kaufprogramm für Asset Backed Securities und faulen Krediten aus Griechenland und Portugal durch private Banken in die Wege zu leiten. Bei einer neuerlichen Ausschreibung sollen dem Vernehmen nach die Deutsche Bank und die französische Großbank BNP Paribas zum Zug kommen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Um das neue „Maßnahmenpaket“ der EZB zu veranlassen, nämlich den Banken ABS-Papiere abzukaufen (Asset Backed Securities), um diese zu deutlich mehr Kreditvergaben an Unternehmen und Verbraucher zu motivieren, beauftragte die EZB im August diesen Jahres mit einem „ersten Mandat“ die BlackRock-Solutions, einer Sparte des weltweit größten Vermögensverwalters und Hedgefonds, mit dem „Desgin“ des Programms für die genannten Kredit-Verbriefungen.

Mit anderen Worten: die EZB engagiert den weltweit größten privaten Hedgefonds, um in der Eurozone die Probleme zu bereinigen. In den USA steht die Firma BlackRock hauptsächlich für Kreditverbriefungen aus eigenen Immobilien-Portfolios und notleidende Studentenkrediten.

Darüber hinaus ist BlackRock wegen seiner Rendite-Orientierung gefürchtet. Wie die FAZ berichtete, ist BlackRock der mächtigste Investor und die einflussreichste Fondsgesellschaft der Welt.

Die EZB beteuerte, BlackRock habe sich verpflichtet, jeden Interessenskonflikt auszuschließen. Das soll in der Theorie bedeuten, dass BlackRock verantwortlich dafür sei, „zwischen den Aktivitäten des Projektteams, das für die EZB arbeitet, und seinen sonstigen ABS-Aktivitäten eine Trennung vorzunehmen”, wie Bloomberg berichtete.

Informationsbarrieren zwischen der Beratungstochter, die von der EZB engagiert wurde, und den Investment-Einheiten des Konzerns? Das ist kaum glaubhaft.

Doch da die EZB selbst offenbar nicht nur das „Design“ der ABS-Papier nicht stemmen kann, sondern auch den Ankauf selbst, wird nun in einem „Zweiten Mandat“ mittels einer Ausschreibung auch dieses Segment vergeben.

Im Gespräch sind dabei die Deutsche Bank und die französische Großbank BNP Paribas, wie die FAZ nun berichtet. Dadurch profitieren die Banken, vom ABS-Programm der EZB gleich zweifach. Einerseits nimmt ihnen die EZB Teile der risikoreichen, bereits vergebenen Kredite ab – andererseits machen sie Profite, indem sie den Ankauf der Papiere aus den Banken in der Eurozone für die EZB einsteuern und die Rechnung für selbige „Dienstleistung“ der EZB schicken. Schätzungen sprechen von 400 bis 800 Milliarden Euro, die die EZB für das ABS-Programm und die Covered Bonds also Pfandbriefe, nun über private Banken am Finanzmarkt ausgeben will.

Darunter befinden sich auch Ramschpapiere aus Griechenland und Zypern. Denn die EZB möchte den Banken auch toxische Kredite aus diesen Staaten abkaufen, um sie für die Bankenunion fit zu machen. In Juni dieses Jahres erhöhte sich der Anteil der faulen Kredite allein bei den Banken auf Zypern auf 45 Prozent. Konkret wird damit beinahe jeder zweite Kredit nicht zurück bezahlt. BlackRock soll nun offenbar dabei helfen, die toxischen Kredite bei der EZB unterzubringen.

Wie das Procedere für den Ankauf der Papiere durch die nach der Ausschreibung beauftragten Banken konkret aussieht, ist noch nicht bekannt. Wenn sie nur den Ankauf ausführen, wäre das eine Sache. Eine andere jedoch, wenn ihre spezifischen Erfahrungen genutzt werden, um das Risiko abzuschätzen und vor allem, um den Preis für diese Papiere festzulegen. „Man würde den Bock zum Gärtner machen“, sagte dazu Hans-Peter Burghof, Inhaber des Lehrstuhls für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen an der Universität Hohenheim.

Bei den Erwägungen im EZB-Direktorium stimmten Bundesbank-Chef Weidmann, aber auch der französische Chef der Banque de France, Christian Noyer, gegen das ABS-Ankaufprogramm. Noyer begründete dies damit, er halte es für „heikel“, mit den Ankäufen private Banken zu beauftragen.

Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn forderte unlängst die Bundesregierung zu einem aktiven Einschreiten gegen den Kurs der Europäischen Zentralbank auf. Und warnte: „Die EZB wird damit vollends zu einer Bail-out-Behörde und einer Bad Bank Europas. Die EZB will offenbar auch Schrott kaufen und erhöht auf diese Weise die Belastung für die Steuerzahler, wenn es Ausfälle gibt, denn sie müssen für die reduzierten Gewinnausschüttungen der EZB aufkommen.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...