Finanzen

Trotz niedriger Hürden: Beim EZB-Test drohen viele Banken zu scheitern

Der Stresstest der EZB wird am Sonntag zu Tage fördern, dass knapp 40 Prozent aller europäischen Banken im Kern nicht krisenfest sind. Angesichts der Milliarden, die die EZB in den vergangenen Jahren in den Markt gepumpt hat, stellt das Ergebnis ein Desaster für die europäische Geld- und Bankenpolitik dar.
25.10.2014 23:29
Lesezeit: 2 min

Bei einigen Banken-Vorstandsmitgliedern dürften sich deshalb derzeit Schweißtropfen auf der Stirn befinden. Die Spekulation darüber, wer bestanden hat und wer nicht, hat längst den Aktienmarkt erreicht. Die Kurse von Banken, bei welchen ein Nicht-Bestehen wahrscheinlich ist, gerieten unter Druck. Insgesamt sollen 25 Finanzinstitute aus Italien, Belgien, Zypern, Portugal und Griechenland betroffen sein.

Nicht überraschend teilte ein Sprecher der EZB mit, dass dies rein spekulative Überlegungen seien, zu denen die Zentralbank vor Sonntag 12 Uhr keine Stellung beziehen werde. Außer den Banken selbst –welche am Donnerstag informiert worden waren – seien noch keine Informationen herausgegeben worden.

Es wird am Sonntag nicht nur darum gehen, wer durchgefallen ist. Wenn einige Banken in Zypern oder Griechenland den Stresstest nicht bestanden haben, wird das den Markt voraussichtlich nicht erschüttern. Ein solches Ergebnis sollte bereits in den Kursen eskomptiert und deshalb keine wirkliche Überraschung sein. Überraschend wäre es eher, wenn alle griechischen und zypriotischen Banken klar bestehen würden Wichtiger könnte es deshalb sein, welche Banken äußerst knapp gerade noch bestanden haben. Mit der HSH Nordbank könnte auch ein deutsches Finanzinstitut zu dieser Kategorie gehören.

Philippe Bodereau von PIMCO erwartet, dass 18 der 130 Banken beim Stresstest komplett gescheitert sind. PIMCO ist die mit Abstand größte private Fondsgesellschaft der Welt mit knapp 2 Billionen Dollar Vermögen unter Verwaltung. Bodereau selbst verwaltet davon rund 4,3 Mrd. Dollar.

Der Fondsmanager prognostiziert, dass auch jeweils mindestens eine deutsche und österreichische Bank den Stresstest nicht geschafft haben werden. Anders als vorige Stresstests sei dieser dem Fondsmanger zufolge durchaus halbwegs glaubwürdig. So bezeichnet Bodereau den Test als „Anfangspunkt“ zur Bewertung europäischer Banken. Allerdings hatten die Banken 6 bis 9 Monate Zeit, ihre Bilanzen im Hinblick auf den Test in Ordnung zu bringen. Zahlreiche Banken könnten die Kennzahlen so optimiert haben, dass sie gerade eben bestehen.

Das Fazit ist ernüchternd: Von 130 untersuchten Banken werden voraussichtlich 25 Banken scheitern. Etwa 40 weitere Banken werden nur knapp bestehen. Damit sind rund 30-40 Prozent der größten Banken der Euro-Zone nicht oder nicht hinreichend krisenfest. Im Stresstest wird sogar im zweiten Krisen-Szenario davon ausgegangen, dass die Bilanzen der beteiligten Banken gegenüber dem Stichtag 31.12.2013 unverändert bleiben. Diese Annahme ist allerdings unrealistisch und verfälscht die tatsächlichen Probleme zusätzlich.

Wenn trotz jahrelanger sehr laxer Geldpolitik der EZB sowie Anleihenkäufen und Niedrigstzinspolitik 30-40 Prozent der europäischen Großbanken einen sowieso nicht übermäßig realistischen Stresstest nicht oder gerade so bestehen, ist dies sechs Jahre nach der Finanzkrise ein Armutszeugnis nicht nur für die Banken, sondern auch für die Aufseher und vor allem für die EU-Politik, die ganz offenkundig ein bürokratisches Regelwerk verfasst hat, das in der Praxis wirkungslos ist.

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