Deutschland

Neue Bahn-Streiks möglich: Lokführer nennen noch keinen Termin

Lesezeit: 1 min
03.11.2014 11:28
Kunden der Deutschen Bahn müssen erneut mit einem tagelangen Streik rechnen: Diesmal könnte der Ausstand bis zu vier Tagen dauern. Reisende sollten sich schon mal vorsorglich Alternativen überlegen.
Neue Bahn-Streiks möglich: Lokführer nennen noch keinen Termin

Dieser Bescheid der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) gefiel der Bahn überhaupt nicht. Nachdem nochmals ein Versuch gescheitert war, zumindest in die Nähe einer Tarifeinigung zu kommen, folgte am Montag nicht etwa der erwartete Streikaufruf. Nein - die GDL ließ die Deutsche Bahn erst einmal zappeln.

Über weitere Arbeitskämpfe werde man «rechtzeitig informieren», hieß es lediglich. Damit ließen die Lokführer zwar kaum einen Zweifel, dass demnächst wieder gestreikt wird - nur wann, sagten sie eben nicht.

Es wäre der sechste Streik im aktuellen Konflikt. Nach Informationen der «Bild»-Zeitung berieten Hauptvorstand und Tarifkommission, ob sie noch einmal aufstocken sollten - von 61 Stunden, die der Streik Mitte Oktober gedauert hatte, auf 91 Stunden, also fast vier ganze Tage. Noch konnten sich die Spitzengremien offensichtlich nicht dazu durchringen. Hinter dem Zögern könnte auch Taktik stehen.

Die Deutsche Bahn jedenfalls reagierte genervt. Die GDL lasse «Millionen Bahnkunden in Deutschland weiterhin im Ungewissen», mache sie zu ihrem Spielball. Erst habe sie am Sonntagabend «aus unbegreiflichen Gründen» die Verhandlungen kurz vor dem Durchbruch platzen lassen. Jetzt verweigere die GDL-Spitze «jede Aussage, wie es weitergeht». Das sei «unverantwortlich und schadet den Bahnkunden, der Wirtschaft und nicht zuletzt der großen Mehrheit der DB-Mitarbeiter», schimpfte der Konzern.

Zu dem, was bei den zunächst geheimen Gesprächen am Wochenende geschehen war, gab es am Montag erstaunlich unterschiedliche Darstellungen. Die Bahn sprach wie schon bei früherer Gelegenheit davon, sehr nah an einer Verständigung mit der GDL gewesen zu sein. Die habe aber eine überraschende Kehrtwende vollzogen. Der vorgeschlagene Tarifvertrag hätte der GDL ermöglicht, wie gewünscht auch für Zugbegleiter einen eigenständigen Tarifvertrag zu bekommen.

GDL-Chef Claus Weselsky interpretierte den von der Bahn vorgelegten Entwurf ganz anders. Unterm Strich habe eben doch die rivalisierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) das Sagen. Es bleibe dabei: Die Bahn wolle einem Teil der GDL-Mitglieder das Recht nehmen zu streiken - eben jenen Beschäftigten, die keine Lokführer sind.

So befindet sich der Tarifkonflikt nach mehr als vier Monaten quasi wieder am Anfang - mit dem Unterschied, dass inzwischen eine viel höhere Eskalationsstufe erreicht ist. Nach der bisherigen Logik dürfte die GDL die Dauer der Streiks verlängern. Der jüngste Ausstand hatte im Personenverkehr 50 Stunden gedauert. Die Lokführer legten die Arbeit an einem Wochenende nieder - und zum Start der Herbstferien in vielen Bundesländern.

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Technologie
Technologie Infineon vor herausforderndem Quartal: Augenmerk auf Zukunftsaussichten
02.05.2024

Der Chiphersteller Infineon sieht schwieriges Quartal voraus, mit moderaten Rückgängen und angespanntem Automobilmarkt. Wie geht es...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...