Politik

Spanien: Neue Protest-Partei schafft auf Anhieb den Sprung an die Spitze

Die spanische Podemos-Partei hat das erste Mal in Umfragen die beiden großen etablierten Parteien geschlagen. Der Unmut vieler Spanier über das Sparprogramm und die massive Korruption kommt der neuen Partei zugute. Im kommenden Jahr wird ein neues Parlament gewählt.
03.11.2014 23:47
Lesezeit: 1 min

Spaniens Regierungspartei hat einen erneuten Dämpfer erfahren. Die aktuellen Umfragen zeigen, wie stark Rajoys Partido Popular (PP) das Vertrauen der eigenen Bürger verspielt hat. Ministerpräsident Mariano Rajoy muss an immer mehr Fronten kämpfen. Zwar ist die Separatismus-Bewegung um Katalonien zumindest erst einmal vom Tisch. Aber neben den Korruptionsvorwürfen sorgt nun noch eine neue politische Bewegung für Aufsehen: Die Partei Podemos („Wir können“) ist erst vor acht Monaten gegründet worden. Und schon hat sie den etablierten Parteien in Spanien schwer zugesetzt.

In der aktuellen Umfrage des Instituts Metroscoipia für El Pais zeigt,  erreichte die links ausgerichtete Partei 27,7 Prozent. Damit liegt sie noch vor den oppositionellen Sozialisten (PSOE), die 26,2 Prozent der Befragten für sich gewinnen konnten. Rajoys Partei kam sogar nur auf 20,7 Prozent, so El Pais.

In sieben Monaten finden kommunale und regionale Wahlen in Spanien statt. Im kommenden Jahr stehen die Parlamentswahlen an. Spanien befindet sich einer „Ära politischer Zersetzung“, zitiert EL Pais Iñigo Errejón, einen der Parteigründer. Man wolle die politische Kaste des Landes von der Landkarte fegen, versprach jüngst der Anführer der Partei, Pablo Iglesias. Die Podemos hatte es bei den Europawahlen bereits auf Anhieb ins EU-Parlament geschafft und schon Ende August in einer Umfrage der Zeitung El Mundo ebenfalls mehr als 20 Prozent erreichen können.

Rajoys Partei hat seit über einem Jahr mit Korruptionsvorwürfen zu kämpfen. Immer mehr Fälle verdichten sich, selbst Rajoy wurde damals beschuldigt. Die zunehmende Popularität der neuen Podemos-Partei und die gleichzeitig steigende Unzufriedenheit in der Bevölkerung setzen die Regierungspartei zusätzlich unter Druck. Nach Esperanza Aguirre hat nun auch Rajoy die Gelegenheit genutzt, sich für den Korruptionsskandal zu entschuldigen. „Ich entschuldige mich im Namen der Partido Popular bei allen Spaniern dafür, verantwortungsvolle Positionen an Personen vergeben zu haben, die diese nicht würdig ausfüllen konnten“, sagte der Ministerpräsident vergangene Woche. Einen Tag zuvor waren 51 Politiker, Geschäftsleute und Beamte in Spanien festgenommen worden. Es ging um Bestechung bei der Vergabe von Dienstleistungs- und Bauaufträgen.

Die Verbindung von unrechter Bereicherung der politischen Kräfte mit der gleichzeitigen Durchsetzung von Sparmaßnahmen gegenüber der Bevölkerung lassen die Beliebtheit der neuen Partei  größer werden. Während Politiker und Beamte sich bereichern, werden die Bürger immer stärker belastet. Die Steuern wurden erhöht, mehr als 4 Millionen Menschen sind  arbeitslos. Der Unmut ist groß. Die Proteste im Land werden lauter, die Polizei hat sich bereits aufgerüstet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerentlastungen: Bundesregierung will Investitionen ankurbeln
05.06.2025

Steuerliche Anreize sollen die deutsche Wirtschaft aus der Flaute holen. Die Bundesregierung setzt auf Abschreibungsmöglichkeiten und eine...

DWN
Politik
Politik Showdown in Washington: Merz trifft Trump – Annäherung oder Abrechnung?
04.06.2025

Bundeskanzler Friedrich Merz reist nach Washington, um Donald Trump die Hand zu reichen – doch der Empfang dürfte frostig werden....

DWN
Politik
Politik Bulgarien bekommt den Euro - nicht alle freuen sich darüber
04.06.2025

Die EU-Kommission macht den Weg frei: Bulgarien darf 2026 den Euro einführen. Doch im Land regt sich massiver Widerstand. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell auf Rekordkurs: Doch deutsche Anleger bleiben zurückhaltend – die Gründe
04.06.2025

Der Goldpreis steigt erneut auf ein beeindruckendes Niveau – doch die deutsche Nachfrage sinkt. Was steckt hinter dieser paradoxen...

DWN
Politik
Politik Zinswende mit Risiko – Steuert Lagarde Europa in die Deflation?
04.06.2025

Christine Lagarde will am Donnerstag erneut die Zinsen senken – trotz globaler Unsicherheiten, Handelskonflikten und überraschend...

DWN
Politik
Politik NATO fordert 5 Prozent fürs Militär – doch Europas Regierungen spielen weiter auf Zeit
04.06.2025

Während Russland aufrüstet und zum Gegenschlag bereitsteht, warnt die NATO vor einem historischen Sicherheitskollaps – doch viele...

DWN
Politik
Politik Grenzkontrollen: Dobrindt und Frei verteidigen Linie der Bundesregierung
04.06.2025

Ein Gerichtsurteil stellt die Rechtmäßigkeit aktueller Grenzpraktiken infrage – doch Innenminister Dobrindt und Kanzleramtschef Frei...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Firmen vor Engpässen bei seltenen Erden aus China
04.06.2025

China verschärft seine Exportkontrollen bei strategisch wichtigen Mineralien – mit direkten Folgen für die deutsche Industrie. Vor...