Deutschland

Flucht aus dem Rubel: Reiche Russen kaufen Londoner Immobilien

Lesezeit: 2 min
21.12.2014 00:40
Je mehr der Rubel an Wert verliert, desto mehr wohlhabende Russen ziehen ihre Gelder aus ihrer Heimat ab. Sie investieren ihr Kapital hauptsächlich in Londoner Immobilien. Doch Großbritannien hat eine Immobilien-Blase, die nach Angaben des Jerome Levy Forecasting Center früher oder später platzen wird.
Flucht aus dem Rubel: Reiche Russen kaufen Londoner Immobilien

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Wohlhabende Russen versuchen verzweifelt ihre Gelder aus Russland abzuziehen, um im Londoner Immobilien-Sektor zu investieren. Das Chaos in Russland hat die russischen Käufe in der britischen Hauptstadt beschleunigt.

Der weltweite Luxusimmobilien-Verkäufer Beauchamp Estates meldet seit einem Jahr, also seit dem Verfall des Rubels, einen zehnprozentigen Aufwärtstrend bei den Verkäufen in London. Die Kunden sind fast ausschließlich reiche Russen, in ihrer Heimat als Oligarchen umschrieben werden.

Der Telegraph zitiert den Beauchamp Estates-Gründer Gary Hersham:

„Im Moment habe ich ein halbes Dutzend russischer Kunden, von denen jeder dringend mehr als 20 Millionen Dollar ausgeben möchte, um in der Londoner Innenstadt einen neuen Sitz zu kaufen. Für sie muss die Adresse Belgravia, Knightsbridge, Mayfair und Regents Park lauten. Es muss eine renommierte Postleitzahl im Grünen oder an einem Park sein.“

Es gebe auch einen Anstieg an russischen Interessenten, die in Immobilien gehaltene Finanzinvestitionen vornehmen wollen. Das Immobilien-Geschäft in London boomt. Die Immobilien-Firma Knight Frank hat im November beobachtet, dass sehr viele Russen auf ihre Webseite zugreifen, um nach Immobilien zu suchen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gebe es eine Erhöhung der Web-Aktivität von 13 Prozent, sagt Knight Frank-Mitarbeiterin Katya Zenkovich.

Die Chefin der Immobilien-Firma Rokstone, Becky Fatemi, sagt:

„Es hat seit dem Zusammenbruch des Rubels und der Abschwächung der russischen Wirtschaft durch die internationalen Sanktionen einen großen Aufschwung bei den russischen Käufern gegeben. Die Weihnachtszeit hat deren Immobilien-Suche nicht stoppen können. Zurzeit habe ich einige russische Kunden, die in London nach Immobilien im Wert von etwa 100 Millionen Pfund Ausschau halten.“

Die Käufer sind im Regelfall Geschäftsleute oder Familien, die aus Moskau stammen. Sie kaufen große freistehende Häuser. Auf Erdgeschoss-Wohnungen oder Wohnungen mit Keller wird aus Sicherheitsgründen verzichtet.

Doch der Chef-Ökonom der britischen Notenbank, Spencer Dale, sagt, dass die ausufernden Käufe von Luxus-Immobilien in mehreren Hauptstädten Europas äußerst riskant sind. Der Immobilienmarkt müsse die Geldpolitiker nervös machen.

Es wird befürchtet, dass es zu einer Preisblase kommt. In London hat der Preisverfall im Immobiliensektor - trotz hoher Nachfrage aus dem Ausland – im dritten Quartal 2014 angesetzt. 2013 waren die Londoner Immobilienpreise noch um rund 20 Prozent gestiegen.

Der Forschungs-Direktor des in New York ansässigen Jerome Levy Forecasting Center sagte in einem Interview mit den Deutschen Wirtschafts Nachrichten:

„In zahlreichen Ländern wie Australien, Kanada und Großbritannien haben wir Immobilien-Blasen. Diese Blasen werden platzen. Deshalb ist der Deflations-Druck sehr hoch. Wenn die Immobilien-Branche in die Deflations-Phase eintritt, werden wir einen zügigen Preisverfall bei den Immobilien beobachten.“

Die Finanzkrise vor sieben Jahren begann in den USA damit, dass die Häuserpreise nach rasanten Zuwächsen plötzlich fielen und viele Kredite platzten.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...