Für die HSH Nordbank und die Helaba stehen wegen des Schuldenmoratoriums bei der österreichischen Krisenbank Hypo Alpe Adria Millionen im Risiko. Die HSH habe Hypo-Anleihen mit einem Volumen von rund 220 Millionen Euro und deshalb im Konzernabschluss 2014 eine Abschreibung im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich vorgenommen, sagte ein Banksprecher am Montag. Die Abschreibung würden aber weitgehend durch Garantien der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein kompensiert und hätten deshalb „keine signifikanten Auswirkungen“ auf das Ergebnis der HSH 2014. Die Frankfurter Helaba besitzt laut einem Sprecher Hypo-Papiere mit einem Volumen im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.
Der Zahlungsstopp der Hypo-Bad-Bank Heta sorgt zunehmend Unruhen in der internationalen Finanzindustrie. Zahlreiche europäische Banken sind mit Milliarden im Risiko. Nach Einschätzung der Ratingagentur Fitch besitzen deutsche Banken 40 Prozent der betroffenen Heta-Papiere.
Die österreichische Finanzaufsicht hat eine Kapitallücke bei der Hypo-Bad-Bank Heta entdeckt und Anfang März angeordnet, die Rückzahlung ausstehender Anleihen bis Ende Mai 2016 zu stoppen. Bei der Abwicklung der Krisenbank Hypo Alpe Adria will Österreich die Gläubiger in die Pflicht nehmen – und erhält dabei Unterstützung von der EU. Mit diesem Schritt verschafft sich Österreich Zeit, um mit den Gläubigern über einen Schuldenschnitt zu verhandeln. Der Großteil der Papiere ist von Kärnten garantiert. Das hat das Bundesland an den Rand der Pleite gebracht.
Am meisten leiden unter einem Zahlungsausfall der Hypo würde hierzulande die BayernLB, die mehr als zwei Milliarden Euro an ihre Ex-Tochter verliehen hat. Die Bayern haben Finanzkreisen zufolge deshalb 2014 hohe Rückstellungen gebildet, werden jedoch trotzdem weiter eine harte Kernkapitalquote von mehr als zehn Prozent aufweisen. Die Düsseldorfer Hypothekenbank, die rund 350 Millionen Euro in Hypo-Bonds investiert hat, musste dagegen am Wochenende vom Einlagensicherungsfonds des Privatbankenverbands BdB gerettet werden.
Gleichzeitig hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young den Vorwurf von Unregelmäßigkeiten bei der Erstellung der Bilanz der Hypo Alpe Adria für 2013 zurückgewiesen. Ernst & Young habe alle Kontrollen bei dem österreichischen Kriseninstitut „mit der gebotenen Sorgfalt durchgeführt“, erklärte das Unternehmen am Montag. Der Wirtschaftsprüfer war in die Kritik geraten, weil die Heta vor einer 7,6 Milliarde Euro großen Kapitallücke steht.
Die Wirtschaftsprüfer hatten der Hypo bei der Veröffentlichung der Bilanz für 2013 im April 2014 einen sogenannten uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt und damit versichert, das Zahlenwerk spiegle ein möglichst getreues Bild der tatsächlichen Lage der Bank wider. Doch mit der Umwandlung der Hypo in eine staatliche Bad Bank unter dem Namen Heta warnten Experten kürzlich vor der milliardenschweren Kapitallücke. Grund dafür ist unter anderem eine Abwertung vieler Teile des Instituts, weil die Bank keine Zukunft mehr hat, sondern abgewickelt werden soll.
Darauf hätten die Wirtschaftsprüfer in ihrem Bestätigungsvermerk vergangenes Jahr bereits hingewiesen, erklärte Ernst & Young jetzt. Damals hatten die Prüfer gewarnt, der Verkaufserlös für die Tochterbanken könne „deutlich unter den ausgewiesenen Buchwerten“ liegen, was für die Bank „erhebliche Verluste“ nach sich ziehen werde. Zudem hatte Ernst & Young im April 2014 erklärt, es könne zu Verlusten im Zusammenhang mit der Gründung der Bad Bank kommen.
Ihre Eröffnungsbilanz als staatliche Bad Bank will die Heta bis spätestens Ende April veröffentlichen. Auch dafür sei Ernst & Young gemeinsam mit KPMG zum Abschlussprüfer bestellt, teilte die Prüfungsgesellschaft mit. Die Finanzmarktaufsicht FMA hatte erklärt, sie habe keine Hinweise darauf, dass die Kapitallücke bei der Heta auf Bilanzfälschung zurückzuführen sei. Doch die Hypo-Bilanz für das Jahr 2009 ist mittlerweile ein Fall für die Justiz: Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien prüft seit Januar den Vorwurf der Bilanzfälschung und durchkämmt im Zuge dessen den Jahresabschluss. Die damals zuständige Prüfungsgesellschaft Deloitte hatte erklärt, sie sei von der Richtigkeit der Angaben überzeugt.