Der russische Botschafter in Dänemark, Michail Wanin, hat in einem Beitrag für die Tageszeitung «Jyllands-Posten» geschrieben, Dänemark sei sich anscheinend über die Konsequenzen nicht im Klaren, sollte es sich dem geplanten Nato-Raketenabwehrschirm anschließen. «Wenn dies passiert, werden dänische Marineschiffe Ziele russischer Atomraketen», schrieb Wanin. Russland hat in der Vergangenheit immer wieder damit gedroht, bestimmte Orte im Westen als mögliche Ziele für einen Angriff einzuprogrammieren. Russland sieht sich von dem westlichen Raketenschild in seiner Sicherheit bedroht.
In einem Gespräch mit der russischen Staatsagentur Tass erklärte Wanin, Ziel der Veröffentlichung sei es gewesen, die dänische Öffentlichkeit auf die Probleme des Abwehrschildes hinzuweisen. Die dänische Bevölkerung wisse offenbar nicht, was die Teilnahme an dem Raketenabwehrsystem für die Sicherheit des Landes bedeute. Wanin sprach von einer Verschwendung dänischer Steuergelder. Er habe das Thema auf die Tagesordnung bringen wollen, weil die Finanzierung für 2017 geplant und deshalb noch Zeit zur Diskussion sei.
Außenminister Martin Lidegaard wies die Äußerungen von Russlands Botschafter Wanin als «inakzeptabel» zurück. Der Nato-General Philip Breedlove verurteilte am Sonntag in Brüssel den «diplomatischen und politischen Druck», den Russland auf alle Länder ausübe, die sich an dem Verteidigungssystem beteiligen wollen. Auch Rumänien und Polen hätten dies zuvor gespürt, behauptete Breedlove ohne nähere Belege.
Dänemark hatte im August angekündigt, eine Fregatte mit einem Radar für den Raketenschutzschild auszustatten. «Russland weiß sehr gut, dass der Nato-Raketenschutzschild defensiv und nicht auf sie gerichtet ist», sagte der dänische Außenminister. Der Nato-Schutzschild war zur Abwehr von Raketen aus «Schurkenstaaten» wie dem Iran erdacht worden. Allerdings scheint sich Russland mit dem Gedanken abzufinden, dass man selbst von den Amerikanern als Schurkenstaat klassifiziert werden könnte, wodurch sich die Bedrohungslage ändern würde.
Auch europäische Militärexperten haben schon vor einiger Zeit eingeräumt, dass Russland bei einem Raketenstart durch das in Europa stationierte System nicht erkennen könne, welches Ziel das Geschoss anfliege, berichtet die dpa. Im Fall eines Raketenstarts würden deshalb russische Abwehrsysteme aktiviert - samt Atomarsenal.
Russland hatte den USA den gemeinsamen Aufbau einer Raketenabwehr angeboten. Alle Versuche einer Kooperation waren letztlich gescheitert. Russland hatte vom Westen keine schriftliche Garantie erhalten, dass das System nicht gegen die Atommacht gerichtet ist. Außerdem hatten russische Militärs gefordert, beim möglichen Betrieb einer in Europa stationierten Anlage selbst dort ein Recht auf Anwesenheit zu haben.