Politik

„Russische Hacker“ haben Obamas Emails gelesen: Was weiß Putin?

Die Amerikaner beschuldigen russische Hacker, in das Email-System des Weißen Hauses eingedrungen zu sein. Interessant: Offiziell vermeidet Washington eine direkte Attacke gegen Moskau. Die US-Regierung hat erst kürzlich ein Gesetz verabschiedet, das sie ermächtigt, gegen Cyber-Kriminelle auch militärisch vorzugehen. So weit möchte man im Verhältnis mit Russland offenbar noch nicht gehen.
27.04.2015 02:00
Lesezeit: 1 min

Die New York Times berichtet, dass sich die Regierung in Washington sicher sei, dass russische Hacker hinter einem Angriff auf die Emails von Präsident Barack Obama stehen. Die Times kann allerdings über das offenkundig lancierte Gerücht nicht berichten, dass der Kreml hinter den Angriffen steckt. Die Zeitung wundert sich über die Zurückhaltung der anonymen „Offiziellen“, die ihr das Gerücht gesteckt haben, und schreibt: Es sei auffallend, dass die Regierung keine eindeutigen Schuldigen benenne. Schließlich habe Washington auch bei den gehackten Sony-Emails nach kurzer Zeit festgestellt, dass Nordkoreas Diktator Kim Jong-un dafür verantwortlich sei.

Im Fall der „russischen Hacker“ wollte die Quelle jedoch nicht sagen, wer die Hacker seien und ob sie Beziehungen zum Kreml oder gar in Putins Auftrag gehandelt hätten. Regierungssprecher Josh Earnest (diese Namen!) sagte, die Regierung wisse, wer hinter den Angriffen steckt, sei jedoch zu der Entscheidung gelangt, die öffentliche Nennung der Täter sei „nicht in unserem besten Interesse“.

Die Amerikaner sind jedoch voll heimlicher Bewunderung über die technischen Fähigkeiten und nannten den Angriff auf Obamas Emails den bisher professionellsten Ansatz, den man im Weißen Haus gesehen habe.

Tatsächlich dürfte die Geschichte vor allem dem Zweck dienen, der amerikanischen Öffentlichkeit weiter vor Augen zu führen, wie gefährlich „die Russen“ sind. In der Wahrnehmung der Amerikaner sind „die Russen“ in der Regel ein Staat, in dem Putin alles direkt steuert.

Offiziell kann Washington Putin aber nicht direkt beschuldigen, ohne weitreichende Konsequenzen ziehen zu müssen: Erst vor wenigen Wochen hatte die Regierung ein Gesetz verabschiedet, wonach Staaten, die Cyber-Angriffe auf US-Behörden oder Unternehmen starten, Schurkenstaaten vom Range terroristischer Vereinigungen seien – mit der Folge, dass militärische Aktionen gegen solche Staaten legitim seien.

Im Falle des Hacker-Angriffs hat die Regierung sogar ein Kopfgeld gegen den Täter ausgesetzt, von dem man zu wissen glaubt, dass er Russe ist.

Die offenen Konfrontation mit Moskau scheut Washington noch, hofft aber offenbar, das Feindbild „Putin“ weiter aufzubauen: In den vergangenen Tagen waren bereits massive Vorwürfe gegen angebliche militärische Aktivitäten der Russen in der Ukraine lanciert worden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rubio drängt Lawrow: „Beenden Sie diesen sinnlosen Krieg“ – USA forcieren neue Friedensdynamik
29.04.2025

Die USA erhöhen den Druck auf Moskau: Rubio verlangt ein schnelles Ende des Ukraine-Krieges.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsches Wachstumspaket sorgt für Jubel – im Ausland
29.04.2025

Inmitten der weltwirtschaftlichen Unsicherheiten, angefacht durch Donald Trumps aggressiven Zollkurs gegenüber China, sorgt ausgerechnet...

DWN
Panorama
Panorama Fast alle haben in Spanien und Portugal wieder Strom
29.04.2025

Ein massiver Stromausfall stürzt die Iberische Halbinsel ins Chaos. Erst nach vielen Stunden können die meisten aufatmen. Eine wichtige...

DWN
Politik
Politik Kanada-Wahl: Liberale siegen knapp – Trump mischt sich ein
29.04.2025

Auf dem Wahlzettel stand Trump in Kanada nicht – trotzdem wirbelte der US-Präsident die Parlamentswahl im Nachbarland durcheinander. Den...

DWN
Politik
Politik Trumps nächster Coup: Tiefseebergbau in internationalen Gewässern
29.04.2025

US-Präsident Donald Trump verfolgt eine neue wirtschaftspolitische Linie, die das umstrittene Thema Tiefseebergbau in den Fokus rückt....

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Jetzt in Gold investieren – warum Edelmetalle unbedingt ins Portfolio gehören
29.04.2025

Goldpreis aktuell? Weiterhin auf Rekordkurs! Während der US-Dollar und die Weltwirtschaft unter Druck geraten, ist das gelbe Edelmetall...

DWN
Politik
Politik Ehemaliger NATO-Generalsekretär Rasmussen warnt: Der Westen steht vor dem Kollaps – Europa muss sich von den USA emanzipieren
29.04.2025

Der frühere NATO-Generalsekretär und dänische Premierminister Anders Fogh Rasmussen warnt vor dem endgültigen Bruch der...

DWN
Technologie
Technologie AI Continent Action Plan: Wie Europa die USA und China vom KI-Thron stoßen will
28.04.2025

Die Europäische Kommission hat einen ehrgeizigen Plan vorgestellt, um Europa zur führenden Kraft im Bereich der Künstlichen Intelligenz...