Politik

Persischer Golf: Iran beschlagnahmt Frachtschiff, USA sind alarmiert

Im Nahen Osten droht eine ernste Zuspitzung der Lage: Washington hat die Entführung eines Frachters durch die iranische Marine bestätigt. Der Frachter mit 24 Seeleuten soll sich aktuell am iranischen Hafen von Bandar Abbas befinden. Die US-Marine hat den Zerstörer USS Farragut losgeschickt, um den Frachter zu befreien. Am Mittwoch meldete die Reederei Maersk, dass sie über den Grund für die Beschlagnahmung bislang nicht informiert wurde.
28.04.2015 17:24
Lesezeit: 2 min

Die iranische Marine soll nach Angaben des Pentagon-Sprechers Colonel Steve Warren im Persischen Golf Warn-Schüsse auf den Frachter MV Maersk Tigris, der unter der Flagge des Marschall-Inseln fuhr, gefeuert haben, berichtet die Washington Post. Anschließend hätten die Iraner das Schiff eingenommen und an den iranischen Hafen Bandar Abbas gebracht. Die USA sollen den Zerstörer USS Farragut in den Persischen Golf geschickt haben. Der Charterer des Schiffs ist die Maersk Line und der Inhaber des Schiffs die Reederei Rickmers Group. Die MV Maersk Tigris befand sich auf dem Weg von Jeddah in Saudi-Arabien nach Jabal Ali in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Rickmers Group ist am Hamburger Hafen registriert.

Amy Hauser, eine Sprecherin der Maersk Line, sagte der Washington Post, man habe keine Kenntnis über die Nationalität der Besatzung, weil die Besatzung von einer externen Firma gestellt werde. Maersk Line transportiert nach Aussage von Hauser „Frachtgut für die US-Regierung und das Militär“.

Die iranische Nachrichtenagentur Fars meldet, die iranische Marine habe einen Frachter „konfisziert“, weil sich das Schiff illegal in iranischem Hoheitsgewässer befunden habe. Laut dem russischen Staatssender RT soll das Schiff zunächst eine Warnung ignoriert haben und nach Warnschüssen aufgegeben haben. RT nennt als Quelle den US-Offizier Colonel Steve Warren.

Auch ABC-Journalist Jon Williams meldete zuvor per Twitter, dass das Pentagon den Vorfall bestätigt hat:

Das dänische Unternehmen Maersk meldete am Mittwoch, dass die 24-köpfige Besatzung des Schiffs in Sicherheit und in einer guten Stimmung befinde. Sie seien „unter den gegebenen Umständen“ im Hafen von Bandar Abbas. Der Grund der Beschlagnahmung sei auch dem Unternehmen noch unklar. „Wir setzen unsere Bemühungen fort, um mehr Informationen von den iranischen Behörden über die Beschlagnahme in internationalen Gewässern zu erhalten“, zitiert die Deutsche Welle Maersk.

Der Iran hatte im April ein Kriegsschiff in den Golf von Aden entsandt. Der Konflikt könnte sich wegen des Kriegs im Jemen signifikant zuspitzen: Die USA unterstützen Saudi-Arabien im Kampf gegen die Rebellen im Jemen und werfen dem Iran vor, die Rebellen zu unterstützen. Der Iran hat sich bisher eher zurückgehalten. Die meisten Waffen für die Houthi-Rebellen sind amerikanischer Provenienz: Die Rebellen haben die Waffen erbeutet, die die Amerikaner den früheren Regierungen geliefert haben.

Der Zwischenfall ist bereits der zweite dieser Art, doch offenbagr gravierender. Bereits vor einigen Tagen war die Maersk Kensington von iranischen Marine-Booten über eine längere Strecke begleitet worden. Allerdings seien keine Warnschüsse abgegeben worden. Man sei über die Vorfälle "sehr alarmiert", sagte Colonel Warren den Washington Post. Auf den ersten Blick scheine es sich um "provokatives Verhalten" der Iraner zu handeln, aber man habe noch keine genaueren Erkenntnisse.

Pikantes Detail am Rande: Seit einem Jahr ist der ehemalige Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen Manager bei Maersk Line.

Saudische Kampfjets haben den Flughafen der jemenitischen Hauptstadt Sanaa angegriffen, um die Landung eines angeblich iranischen Flugzeugs zu verhindern. Die Maschine habe den Luftraum des Jemens verletzt und der Pilot mehrere Warnungen ignoriert, sagte der Sprecher der von Saudi-Arabien geführten Koalition am Dienstag. Deswegen sei die Landebahn bombardiert worden.

Ein Offizieller des Flughafens erklärte hingegen, es habe keine iranische Maschine in Sanaa landen wollen. Die Koalition habe einen Fehler begangen, sagte er. Die Landebahn sei nun so zerstört, dass keine Flugzeuge mit Hilfsgütern mehr aufsetzen könnten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Kurs wird zur Gefahr: Europas Exporte brechen ein
06.07.2025

Ein starker Euro, schwaches Wachstum, neue US-Zölle – Europas Wirtschaft gerät unter Druck. Die EZB warnt, doch die Lage droht zu...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...