Finanzen

Osteuropa: Gelder der EU-Steuerzahler bei Banken spurlos verschwunden

Die EU-Kommission hat in den vergangenen Jahren Milliarden an Krediten in den Aufbau des öffentlichen und privaten Finanzsektors in Osteuropa bewilligt. Doch es herrscht Unsicherheit über deren zweckmäßige Verwendung. In Moldawien macht sich Protest bei den Bürgern breit. Eine Milliarde Euro an Banken-Krediten sind spurlos verschwunden.
07.05.2015 01:29
Lesezeit: 1 min

Seit der Finanzkrise 2008 hat die EU-Kommission versucht, im Rahmen der Banken-Union einen soliden Finanzsektor im EU-Binnenmarkt zu schaffen. Um die Rekapitalisierung der Banken in Osteuropa zu garantieren, haben diese in den vergangenen Jahren Milliarden an Banken-Hilfen erhalten, berichtet die Financial Times.

Doch in Polen steht fast die Hälfte der 55 Genossenschafts-Banken vor dem Konkurs. Der Branche fehlen 350 Millionen Euro. Bisher haben allein zwei Banken-Konkurse insgesamt 25 Prozent des polnischen Bankengarantiefonds aufgebraucht. Die polnische Regierung hofft auf die gemeinsame Einlagensicherung in der EU. Deutschland und Frankreich wollen zudem den Banken-Sektor im Osten der Ukraine wieder aufbauen. Die deutschen Banken sind in der Ukraine laut Bundesbank momentan mit insgesamt 654 Millionen Euro im Risiko. Der Banken-Sektor im Osten Europas leidet unter politischer Instabilität und Misswirtschaft. Undurchsichtige und informelle Strukturen erschweren den positiven Effekt von Banken-Hilfen und Krediten.

So sind in der moldawischen Hauptstadt Chisinau am Sonntag über 10.000 Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die grassierende Korruption im Land zu demonstrieren, berichtet der EU Observer. Sie fordern den Rücktritt des Generalstaatsanwalts, die Richter des Obersten Gerichtshofs und einiger Abgeordneter. Auslöser der Demonstration ist ein Banken-Skandal, der sich im vergangenen November kurz vor den Parlamentswahlen zugetragen haben soll.

Damals hatten drei der größten Banken des Landes Kredite in Höhe von einer Milliarde Euro an bisher unbekannte Personen oder Organisationen vergeben. Doch die Notenbank in Chisinau stellte im April fest, dass die Gelder in dunklen Kanälen versickert sind. Die verschwundene Summe entspricht 15 Prozent des BIPs des Landes. Die Strafverfolgungsbehörden in Chisinau versprechen den Bürgern, dass der Fall lückenlos aufgeklärt werde. Im vergangenen Jahr hatte die EU Moldawien einen Kredit in Höhe von 100 Millionen Euro für die Reform der öffentlichen Finanzen und die Landwirtschaft bewilligt. Unklar bleibt, ob die EU-Steuergelder zweckgemäß verwendet werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börse-Ausblick: Europa trotzt Trump – doch wie lange noch?
07.07.2025

Ein halbes Jahr voller Turbulenzen: Trump, Zölle, Währungskrise – die Börsen zeigen extreme Bewegungen. Welche Märkte profitieren,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Kurs wird zur Gefahr: Europas Exporte brechen ein
06.07.2025

Ein starker Euro, schwaches Wachstum, neue US-Zölle – Europas Wirtschaft gerät unter Druck. Die EZB warnt, doch die Lage droht zu...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...