Finanzen

China will bei europäischen Telekom-Unternehmen einsteigen

China sieht die Euro-Krise positiv: Chinesische Banken wolle über die geplanten EU-Fonds bei Telekom- und Technologie-Projekten einsteigen. Zudem würde China durch das Engagement seinen politischen Einfluss ausbauen. Die USA sehen die Zahlungen kritisch.
15.06.2015 00:58
Lesezeit: 1 min

China will Insider-Informationen zufolge einen Milliardenbeitrag zum neuen Infrastrukturfonds der EU leisten. Das geht aus einem Entwurf für das Abschlusskommuniqué eines Gipfeltreffens in Brüssel am 29. Juni hervor, den Reuters einsehen konnte. Der genaue Beitrag der Chinesen zum Investitionsplan von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker bleibt in der Vorlage noch offen, doch laut einem EU-Diplomaten wird er „in die Milliarden“ gehen. Banken der Volksrepublik seien vor allem an Telekom- und Technologie-Projekten interessiert. Sollte China wie geplant in den Fonds einsteigen, würde die Pekinger Führung so ihren politischen Einfluss durch finanzielles Engagement ausbauen.

Eine endgültige Vereinbarung werde bei einem weiteren Treffen im September getroffen, heißt es in dem Entwurf weiter. Am 29. Juni werde der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang nach Brüssel reisen und dort den Fonds als Chance für chinesische Investitionen in Europa bewerben. Es wird damit gerechnet, dass die chinesische Regierung im Gegenzug finanzielles Engagement der EU beim Infrastrukturausbau des aufstrebenden Schwellenlandes erwartet.

Unterhändler von EU-Parlament, EU-Staaten und EU-Kommission hatten sich erst Ende Mai auf die Details des strategischen Investitions-Fonds der EU (EFSI) geeinigt, der binnen drei Jahren 315 Milliarden Euro freisetzen soll. Ein Einstieg Chinas wäre ein Erfolg für Juncker, weil sein EFSI-Vorstoß im vergangenen Jahr auf Skepsis stieß. Kritiker führten an, dass sich die EU-Länder mit der Grundfinanzierung zurückhielten. Zu dem Investitionsplan steuern Deutschland, Frankreich, Italien und Polen je acht Milliarden Euro bei. Spanien beteiligt sich mit 1,5 Milliarden Euro.

Die EU-Kommission drohte dem EU-Parlament zuletzt damit, Einschnitte beim Erasmus-Programm vorzunehmen, um die europäische Investitions-Initiative zu finanzieren. Das Parlament hatte sich zuvor geweigert, einen Gesetzestext zur Initiative wegen Einschnitten bei Forschungs- und Arbeitsmarktprogrammen zu unterschreiben.

Allerdings könnte das Engagement der Volksrepublik Fragen über das Management des Fonds aufwerfen, das bisher allein in europäischer Hand ist. Zudem dürften die USA der chinesischen Scheckbuch-Diplomatie kritisch gegenüberstehen, weil sie um ihren internationalen Einfluss bangen. Erst unlängst hatten sich mehrere EU-Länder - darunter Deutschland - gegen den Widerstand aus Washington an der von China angestoßenen Asiatischen Entwicklungsbank (AIIB) beteiligt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Zinssenkung: Drückt Fed-Chef Powell den Notrufknopf?
21.04.2025

Das Risiko, dass im Finanzsystem etwas ausbrennt, wächst zunehmend. Sollte dies eintreten, könnte die US-Notenbank gezwungen sein, eine...

DWN
Panorama
Panorama Vererbter Reichtum: Der jüngste Milliardär der Welt ist ein 19-jähriger Deutscher
21.04.2025

In der Regel dauert es viele Jahre, oft Jahrzehnte, bis Menschen ein Milliardenvermögen aufbauen – meist durch harte Arbeit,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Personalbeschaffung: So erkennen Sie Lügen im Vorstellungsgespräch
21.04.2025

Fast jeder vierte Bewerber schummelt im Lebenslauf oder beim Vorstellungsgespräch – die Dunkelziffer könnte noch höher sein....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU investiert Milliarden in eigene KI-Gigafabriken: Brüssel will Abhängigkeit von US-Datenmonopolen beenden
21.04.2025

Die Europäische Kommission plant eine industriepolitische Offensive von historischer Dimension: Mit bis zu 20 Milliarden Euro sollen...

DWN
Politik
Politik Tech-Milliardäre planen libertäre Parallelstadt – und haben Grönland im Visier
21.04.2025

US-Tech-Milliardäre planen eine eigene Stadt – mit Grönland als möglichem Standort. Hinter dem Projekt stehen Namen wie Peter Thiel...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lohntransparenz: geheimes Gehalt - das letzte große Tabu?
21.04.2025

Ein dänischer Berater teilt sein Gehalt auf LinkedIn – und löst eine Welle an Reaktionen aus. Warum bleibt das Thema Gehalt in Europa...

DWN
Panorama
Panorama Die bestbezahlten Bank-CEOs in Europa: Auf der Liste steht ein Deutscher
21.04.2025

Im Jahr 2024 war Sergio Ermotti, CEO von UBS, der bestbezahlte Bank-CEO Europas mit einem Gesamteinkommen von 15,6 Millionen Euro. Auf der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ukraine-Krieg: Frieden zwischen Ukraine und Russland kann neue Aktienrallye in Europa auslösen
20.04.2025

Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas leidet in besonderem Maße unter den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs. Hohe...