Politik

Sanktionen gegen Russland: Schwerer Schaden für deutsche Wirtschaft

Die Sanktionen gegen Russland nehmen für die deutsche Wirtschaft verheerende Ausmaße an. Nun brechen auch die Exporte in die Nachbarländer Russlands ein. Die deutsche Wirtschaft fürchtet um „in Jahrzehnten aufgebaute Geschäftsbeziehungen und gemeinsame Perspektiven“.
23.07.2015 16:29
Lesezeit: 1 min

Von Januar bis Mai 2015 sind die deutschen Exporte nach Russland gegenüber dem bereits schwachen Jahr 2014 um weitere 34 Prozent eingebrochen. Nach den nun vorliegenden Mai-Zahlen des Statistischen Bundesamtes, die der Ost-Ausschuss ausgewertet hat, summierten sich die Exportverluste in den ersten fünf Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bereits auf 4,4 Milliarden Euro. Isoliert betrachtet, lag das Monatsergebnis für Mai mit einem Rückgang der Exporte um 35 Prozent dabei sogar noch unter dem bisherigen Monatsdurchschnitt. „Der negative Trend setzt sich unvermindert fort.

Aufs Gesamtjahr 2015 hochgerechnet müssen wir von einem Rückgang der deutschen Exporte nach Russland um zehn Milliarden Euro auf dann insgesamt nur noch 20 Milliarden Euro ausgehen“, sagte der Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft Eckhard Cordes. 2014 hatten deutsche Unternehmen noch Waren für rund 30 Milliarden Euro und im Rekordjahr 2012 sogar Waren für 38 Milliarden Euro nach Russland geliefert.

Ähnlich stark eingebrochen sind auch die deutschen Exporte in die Nachbarländer Russlands: Die Exporte nach Kasachstan sanken in den ersten fünf Monaten 2015 um 26 Prozent, nach Belarus um 31 Prozent und in die Ukraine um 29 Prozent. „Angesichts dieser dramatischen Entwicklung dürfte es nachvollziehbar sein, dass die deutsche Wirtschaft die Politik eindringlich bittet, die Anstrengungen zur Lösung der Ukraine-Krise weiter hochzuhalten“, sagte Cordes. „In Jahrzehnten aufgebaute Geschäftsbeziehungen und gemeinsame Perspektiven brechen gerade weg, die Wirtschaftssanktionen sind dabei ein wesentlicher Faktor. Es muss alles dafür getan werden, dass wir aus dieser Sackgasse möglichst schnell wieder herauskommen.“

Der Ost-Ausschuss plädiert daher für eine baldige Nachfolgekonferenz zum Minsk-Friedensprozess auf höchster Ebene, auf der auch Fragen der wirtschaftlichen Stabilisierung der Ukraine gemeinsam behandelt werden sollten. „In diesem Jahr ist ein zweistelliger Einbruch des Bruttoinlandsprodukts der Ukraine zu befürchten. Das Land kann nur in einer gemeinsamen Anstrengung von EU und Russland dauerhaft wirtschaftlich stabilisiert werden, da es beide Märkte benötigt und auf Investitionen und Kredite von beiden Seiten angewiesen ist. Gespräche darüber sollten im Normandie-Format rasch aufgenommen werden.“

Entgegen der negativen Entwicklung des Handels mit Russland und seinen Nachbarländern ist der Handelstrend in Südosteuropa weiter positiv. So nahmen die deutschen Exporte nach Rumänien in den ersten fünf Monaten um 11,5 Prozent zu, nach Bulgarien wurden sogar 18 Prozent und nach Kroatien 15 Prozent mehr Waren geliefert. Insgesamt bleibt der Trend für ganz Osteuropa gesehen jedoch negativ.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Sparen für Kinder: Welche Anlagen sich wirklich lohnen
04.07.2025

Eltern wollen ihre Kinder finanziell absichern, doch viele verschenken Chancen. Statt renditestarker Anlagen dominiert Vorsicht, oft ohne...

DWN
Technologie
Technologie KI im Jobmarkt: Die große Lüge von der Objektivität
04.07.2025

Algorithmen sollen neutral entscheiden – doch KI entlarvt sich im Personalbereich als versteckter Türsteher: Diskriminierung,...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...