Nach langem Zögern erlaubt die Türkei dem Nato-Partner USA, den strategisch wichtigen Stützpunkt Incirlik für Luftangriffe auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu nutzen. Dies erfuhr die Deutsche Presse-Agentur in der Nacht auf Freitag von einem Vertreter des US-Verteidigungsministeriums. Die Zeitung «New York Times» berichtete, Präsident Barack Obama habe sich mit dem türkischen Staatsoberhaupt Recep Tayyip Erdoğan auf die Nutzung Incirliks verständigt. Von türkischer Seite gab es noch keine offizielle Stellungnahme.
Die Türkei gehört zwar dem US-geführten Bündnis gegen den IS an, hat aber die Nutzung Incirliks für Luftangriffe gegen die Dschihadisten bislang verweigert. Die Regierung in Ankara hatte gefordert, den Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zum Teil der Strategie des Bündnisses im Nachbarland zu machen.
Die Basis liegt in der Nähe der südosttürkischen Stadt Adana, etwa gut 100 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Von Incirlik aus könnten die USA nicht nur mit Flugzeugen, sondern auch mit Kampfhubschraubern im Norden Syriens eingreifen. Die Basis liegt außerdem näher an der nordirakischen Grenze als Stützpunkte in den Golfstaaten, von denen aus die Allianz Angriffe gegen IS-Stellungen fliegt. Der IS beherrscht große Teile der Nachbarländer Irak und Syrien.
Sowohl im In- als auch im Ausland wurde Ankara eine zu passive Haltung vorgeworfen. Bei einer großangelegten Polizeiaktion gegen mutmaßliche Anhänger des IS und der PKK sind am Freitag in der Türkei 251 Verdächtige festgenommen worden. Die Regierung erklärte, die Razzia habe am Freitag in 13 Provinzen stattgefunden. Unklar blieb, wie viele der Festgenommenen mutmaßlich dem IS und wie viele der PKK angehören.
Drei Tage nach dem Anschlag wurden bei Gefechten im türkisch-syrischen Grenzgebiet zudem ein türkischer Soldat und mindestens ein IS-Kämpfer getötet. Das gaben die Streitkräfte der Türkei am Donnerstag bekannt.