Weltwirtschaft

Deutsche Maschinenbauer melden schwere Verluste in Russland

Lesezeit: 1 min
30.07.2015 11:10
Die Exporte der deutschen Maschinenbauer nach Russland sind um 30 Prozent eingebrochen. Der Verband der Maschinenbauer sieht nicht nur die EU-Sanktionen als Problem. Offenbar gibt es in Russland ein grundsätzliches Problem: Die russische Wirtschaft gerät in den Sog der stürzenden Rohstoffpreise.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Exportzahlen des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus nach Russland sind weiterhin stark rückläufig. Nach minus 17 Prozent im Jahr 2014 liegen die Rückgänge aktuell (Stand: Mai 2015) bei fast minus 30 Prozent. Sollte dieser Trend anhalten, würden die deutschen Maschinenexporte für das gesamte Jahr 2015 auf rund 4,5 Milliarden Euro sinken.

„Rubelverfall, Ölpreis und die schlechte Wirtschaftslage in Russland sind die Hauptursachen für den Einbruch im Russlandgeschäft des Maschinenbaus“, analysiert Ulrich Ackermann, Leiter VDMA Außenwirtschaft, die Situation. Die Sanktionen der EU haben daran offenkundig einen hohen Anteil, wenngleich der VDMA glaubt, dass der Einbruch stärker ist als nur ein Nachfrageloch wegen der Sanktionen: „Mit den Gütersanktionen direkt ist dieser Einbruch definitiv nicht zu erklären.“ Neben den hausgemachten, schon im Jahr 2013 erkennbaren Strukturproblemen der russischen Wirtschaft machen sich vor allem die Sanktionen im Finanzsektor negativ bemerkbar.

Die Rubelabwertung, der hohe Leitzins und die Sanktionen im Finanzbereich machen die Projektfinanzierung sowie fehlende Investitionen zu den drängendsten Problemen im Russlandgeschäft. Kredite sind für die russischen Kunden unerschwinglich und außerdem kaum zu erhalten. Einkaufen können nur Kunden, die über ausreichend Eigenmittel verfügen oder staatlich gefördert werden. Aber auch der Staat muss sparen und investiert zurzeit weniger als nötig wäre.

Tatsächlich bekommt die russische Wirtschaft nun die ersten Auswirkungen des globalen Rohstoff-Baisse zu spüren. Neben die Ölpreisen sind auch alle anderen wichtigen Rohstoffe deutlich im Preis gefallen. Die russische Wirtschaft hat sich in den Zeiten des Erdöl-Booms zu einseitig auf den Rohstoff-Export fokussiert und eine Diversifizierung verabsäumt.

In einer VDMA-Umfrage aus dem Mai 2015 gaben mehr als 50 Prozent der beteiligten Unternehmen an, unter fehlenden Finanzierungen zu leiden. Das ist ein ganz klarer Trend, der sich im Laufe des Jahres fortgesetzt hat.

Ein Großteil der Handhabungs- und Auslegungsfragen zum Russland-Embargo wurde durch eine Veränderung der Embargo-Bestimmungen im vergangenen Dezember gelöst. Schwierigkeiten machen aber weiterhin Ausfuhr-Genehmigungsanträge für Dual-Use-Güter, wenn diese für Empfänger in Russland bestimmt sind, die neben zivilen Produkten auch Rüstungsgüter in ihrem Programm haben.

Weiterhin gibt es, wenn auch in relativ geringer Zahl, Probleme mit dem Krim-Embargo. Hier kommt es zu Beschwerden ukrainischer Unternehmen mit Produktionsstätten auf der Krim, dass dort dringend benötigte Ersatzteile oder Maschinen unter Exportverbot stehen. Dem Embargo fehlt eine generelle Ausnahmeklausel, um im Einzelfall Nachteile für Zielgruppen zu vermeiden, die durch die Annexion der Krim durch Russland ohnehin schon geschädigt oder sogar in ihrem Fortbestand gefährdet sind.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Der betagte Präsident? Joe Bidens Zustand beim G7-Gipfel sorgt für Gesprächsstoff
15.06.2024

Das Alter von Joe Biden spielt eine zentrale Rolle im US-Präsidentschaftswahlkampf. Auch beim G7-Gipfel in Italien wird über seinen...

DWN
Politik
Politik Inflationsausgleichsprämie: Bis zu 3.000 Euro steuerfrei - wer bekommt sie tatsächlich?
15.06.2024

Seit dem 26. Oktober 2022 können Arbeitgeber ihren Beschäftigten steuer- und abgabenfrei einen Betrag bis zu 3.000 Euro gewähren. Das...

DWN
Politik
Politik Unser neues Magazin ist da: Das neue digitale Gesundheitswesen – Fluch oder Segen für Deutschland?
15.06.2024

Das deutsche Gesundheitssystem kriselt. Lauterbachs Krankenhausreform ist womöglich nicht der Ausweg, stattdessen könnte eine umfassende...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Weinbauern reüssieren im Export - starke Nachfrage aus China 
15.06.2024

Deutschland ist berühmt für seine vorzüglichen Riesling-Weine. Das wird auch international anerkannt. Und es scheint so, als ob...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung bedrohen den ehrlichen Mittelstand: Welche Lösungen gibt es?
15.06.2024

Der Zoll geht aktuell deutschlandweit gegen Schwarzarbeit vor - und das ist dringend notwendig: Deutschen Unternehmen gehen jährlich 300...

DWN
Politik
Politik Deutsche Investitionen bedroht: Würth äußert sich besorgt über AfD-Erfolg
15.06.2024

Der Unternehmer Reinhold Würth äußerte Enttäuschung über das Abschneiden der AfD bei der Europawahl, insbesondere in Künzelsau, wo...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt weiter - Hoffnung auf Trendwende schwindet
15.06.2024

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland steigt weiter an, ohne Anzeichen einer baldigen Trendwende. Experten prognostizieren...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hauptquartier: Amerikaner übergeben Nato-Mission ausgerechnet Deutschland
14.06.2024

Die Nato plant, die internationalen Waffenlieferungen und Ausbildung der ukrainischen Streitkräfte zu koordinieren. Deutschland fällt...