Gemischtes

Buhlen um Aufmerksamkeit: Junge Frauen kaufen sich Internet-Freunde

Lesezeit: 2 min
14.08.2015 11:54
Unternehmen und Prominente kaufen sich gerne hunderttausende gefälschte „Freunde“ für den Auftritt in den Sozialen Medien. Die Zahlen der „Freunde-Verkäufer“ - meist in Entwicklungsländern angesiedelt - zeigen aber: Die große Mehrheit der Abnehmer sind junge Frauen zwischen 14 und 20 Jahren, die durch viele „Freunde“ ihre eigene Attraktivität steigern möchten.
Buhlen um Aufmerksamkeit: Junge Frauen kaufen sich Internet-Freunde

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Eine gute Präsentation in den Sozialen Medien ist für Unternehmen und bekannte Persönlichkeiten entscheidend. Im Wettlauf um das möglichst schnelle und umfassende Erreichen potentieller Kunden und Fans ist für sie jeder Like, jeder Klick, jeder Re-Tweet wichtig. Für ihren Erfolg im Netz nehmen sie jede Menge Geld in die Hand. Doch auch Privatpersonen scheuen davor offenbar nicht mehr zurück.

Die Leute kaufen sich gefälschte Anhänger, weil es die Nachfolge von echten erhöht“, zitiert der Blog Motherboard ein Mitglied des Unternehmens Rantic, das sich auf den Verkauf von Fake-Profilen spezialisiert hat. „Eine Person mit mehr Anhängern ist attraktiver.“ Vor allem junge Frauen scheint dieses Thema zu interessieren. Insgesamt soll Rantic eigenen Angaben zufolge mehr als 75.000 Instagram-Kunden haben. 85 Prozent von ihnen seien demnach Frauen zwischen 14 und 20 Jahren.

Der Markt für Fake-Profile hat ein enormes Potential. Mit dem Kauf von Freunden erzielten Verkäufer auf Twitter jährlich 40 bis 75 Millionen Dollar. Auf Facebook seien es um die 100 Millionen und auf Instragram mehr als auf den beiden anderen zusammen, so Motherboard weiter.

Ähnliches berichtete auch die New York Times im Jahr 2013. Eine Million Instagramm-Follower soll es damals zum Preis von 3700 US-Dollar gegeben haben. Das potentielle Geschäft mit gefälschten Twitter-Accounts wurde auf ein Volumen von 40 bis 360 Millionen Dollar geschätzt. Die Facebook-Fake-Industrie soll allein im Jahr 2014 200 Millionen US-Dollar eingebracht haben. Nach Einschätzung von Rantic sei Instagram gerade jedoch der „heißeste Markt“. Für fünf bis 25 Millionen Anhänger würden leicht sechsstellige Summen fließen.

Die meisten Anbieter säßen in Entwicklungsländern wie Bangladesch und auf den Philippinen. Rantic hat seine Verkäufer eigenen Angaben zufolge in Europa stationiert, einen darüber hinaus in den USA. Mittlerweile sei ihr Job jedoch etwas härter geworden, berichtet Motherboard weiter. Instagram etwa hätte Spam-Filter eingebaut. Die Folge, rund 18 Millionen Profile wurden gelöscht. Davon betroffen waren auch Promis wie Justin Bieber, der auf einen Schlag mehr als drei Millionen Anhänger einbüßte. Doch nach wie vor sollen dort, auch Dank neuer Strategien, rund 45 Millionen Fake-Accounts vorhanden sein. Tendenz steigend. Doch die Plattformen halten dagegen und engagieren mittlerweile ganze Teams, die sich um nichts anderes als Spam, Fake-Profile und Missbrauch kümmern.

Ein Durchbrechen des Kreislaufs scheint nur durch eine Änderung des Regelwerks möglich. Denkbar wäre etwa, die Zahl der Anhänger nicht mehr anzuzeigen, um den Markt auszubremsen. Ob die User dann allerdings noch in Scharen strömen, bleibt fraglich. Immerhin würde dann niemand mehr sehen, wie beliebt man ist.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - das Angebot der Essenskuriere ist kaum noch überschaubar. Wer am Markt letztlich bestehen wird,...

DWN
Politik
Politik Bericht: Habeck-Mitarbeiter sollen Kritik am Atom-Aus missachtet haben
25.04.2024

Wichtige Mitarbeiter von Bundesministern Habeck und Lemke sollen laut einem Bericht interne Zweifel am fristgerechten Atomausstieg...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...