Finanzen

Gegen den Dollar: Der unaufhaltsame Aufstieg Chinas zur Weltmacht

Der Dollar dürfte Ende des Jahres Konkurrenz aus China bekommen: Dann will der IWF über die Aufnahme des Yuan in den Währungskorb entscheiden. Bank-Analysten haben keinen Zweifel, dass es dazu kommen wird.
20.08.2015 23:37
Lesezeit: 3 min

Der Internationale Währungsfonds (IWF) will im November entscheiden, ob die chinesische Währung Renminbi in den Korb der Reservewährungen aufgenommen werden soll. Das solle den Märkten Zeit geben, sich auf die Aufnahme des Yuans einzustellen. Ursprünglich war es für denkbar gehalten worden, dass der IWF den Schritt schon jetzt geht. China strebt seit Jahren den Status der Reservewährung an. Im Währungskorb des IWF sind bisher US-Dollar, Euro, Pfund Sterling und Yen enthalten. Die letzte Währung, die vom IWF den Status als Reservewährung erhielt, war der Euro im Jahr 1999. In dem Währungskorb sind der Dollar, der japanische Yen, das britische Pfund und der Euro.

Der Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank, Folker Hellmeyer, hält eine Aufnahme des Renminbi in den Korb der Reservewährungen für unausweichlich. Er sagte gegenüber den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „China ist auf dem Weg in den IWF. Wenn die Organisation ihre Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel setzen möchte, führt auch kein Weg daran vorbei. China ist gemessen an der Kaufkraftparität die größte Volkswirtschaft der Welt und dazu mit 3,6 Billionen US-Dollar auch der größte Halter von Devisen weltweit. Angesichts dessen ist das Land nicht angemessen im IWF repräsentiert.“

Vom IWF-Währungskorb leiten sich die sogenannten Sonderziehungsrechte (Englisch: Special Drawing Rights, SDR) ab. Dabei handelt es sich um eine vom IWF geschaffene Währung, die international als Zahlungsmittel verwendet werden kann und Teil der Währungsreserven eines Landes darstellt. Ein Staat kann sie beim IWF gegen andere Reservewährungen eintauschen, wobei der Wechselkurs vom Währungsfonds festgelegt wird. Die SDR werden nicht auf den internationalen Devisenmärkten gehandelt, sondern lediglich intern auf IWF-Konten verrechnet.

Im Mai erklärte der IWF den Renminbi überraschend für „fair bewertet“.  Die endgültige Entscheidung darüber, ob der Renminbi in den Währungskorb aufgenommen wird oder nicht, hänge laut IWF jedoch maßgeblich davon ab, ob die Währung bis dahin frei handelbar sei. Bisher werde der Wechselkurs des Renminbi noch zu stark von der chinesischen Regierung beeinflusst, berichtet die FT unter Berufung auf den IWF-Beschluss. Die chinesische Währung wurde kürzlich von der Notenbank innerhalb weniger Tage mehrfach abgewertet, was zu den größten Tagesschwankungen seit den 90er Jahren führte.

Finanzexperten sahen die Abwertung jedoch als einen Versuch Chinas an, der IWF-Forderung nach freier Konvertierbarkeit näher zu kommen. Auch der Währungsfonds selbst begrüßte diesen Schritt Chinas als einen Übergang „von einem streng kontrollierten System, das an den US-Dollar gekoppelt ist, zu einem, das offener, flexibler und bedarfsgesteuert von Marktbedingungen“ ist, zitiert Bloomberg einen IWF-Sprecher. China drängt seit geraumer Zeit auf eine Aufnahme des Renminbi in den Währungskorb und hat im Gegenzug weitreichende Reformen umgesetzt. Im IWF herrscht bei den meisten der 188 Mitgliedsländer auch Einigkeit darüber, dass eine Aufnahme angesichts der heutigen wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse unumgänglich ist. Doch die USA, die den IWF noch immer dominieren, bestehen zuvor auf weitere Reformen Chinas und zögern eine Entscheidung dadurch hinaus.

Das IWF-Gremium verkündete, dass der Renminbi auch bei einer positiven Entscheidung am Ende des Jahres nicht vor dem 30. September 2016 offiziell in den Währungskorb aufgenommen werde, wie Bloomberg berichtet. Der Währungsfonds begründete die verzögerte Entscheidung mit der Bitte einiger Mitgliedsstaaten nach „ausreichendem Zeitvorsprung zur Anpassung“ an einen neuen Währungskorb. Dennoch ließ der IWF in seinem Bericht die Tür für einen späteren Beitritt der chinesischen Währung weit offen. So hieß, dass die derzeitige Entscheidung über eine Erweiterung des Währungskorbes keine Auswirkungen auf die SDR-Überprüfung haben werde, die alle fünf Jahre ansteht und am Ende dieses Jahres vom Exekutiv-Komitee des IWF durchgeführt werde.

Die chinesische Währung verlor nach der IWF-Entscheidung zwischenzeitlich 0,4 Prozent an Wert zum US-Dollar. Und doch sind sich viele Analysten sicher, dass die Aufnahme der chinesischen Währung nur eine Frage der Zeit darstellt. „Auch wenn viele Marktteilnehmer das Sorge sehen, ist es doch der Weg, den China und der IWF befürwortet und signalisiert haben“, zitiert Bloomberg Mike Moran, Chef-Stratege der Standard Chartered Bank in New York. Die Bank erhöhte ihre Prognose für eine Aufnahme des Renminbi bis Mitte nächsten Jahres von 60 auf 80 Prozent.

Auch der Economist hatte kürzlich in einer Analyse festgestellt, dass der Aufstieg der chinesischen Währung kaum zu bremsen sein dürfte. Das 20. Jahrhundert sei vom Dollar geprägt gewesen. Auch wenn die Volumina des Dollar heute noch alle Währungsreserven klar dominieren, so hat der Yuan in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt. Der Economist schreibt, dass auch der Dollar ein Jahrhundert gebraucht habe, um seine Vorherrschaft zu erringen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Bye bye, Washington: Elon Musk will erstmal Tesla retten
23.04.2025

Elon Musk zieht sich zunehmend aus Washington zurück – und verspricht dafür Millionen autonomer Teslas. Doch die Zweifel an seiner...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China in der Zwickmühle: Handelskrieg trifft Arbeitsmarkt – Millionen Jobs in Gefahr
23.04.2025

Die chinesische Wirtschaft wächst – zumindest auf dem Papier. Doch der Schein trügt. Hinter den offiziellen Zahlen verbirgt sich ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Zölle treffen Chinas digitale Angriffsstrategie ins Mark: Temu und Shein vor Rückzug aus dem US-Markt
23.04.2025

US-Zölle beenden Chinas E-Commerce-Expansion – Temu und Shein geraten ins Wanken, Europas Märkte droht eine neue Importwelle.

DWN
Panorama
Panorama Frankreich: Luxusimmobilien machen das Land zum neuen Hotspot der Superreichen
23.04.2025

Frankreich, einst als Kulturnation verehrt, wird nun zunehmend zum globalen Epizentrum des Luxuskapitals. Wie aus dem aktuellen Bericht von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftliche Eskalation durch Trump-Zölle: Kommt jetzt die Wende für Europa?
22.04.2025

Zwei der einflussreichsten Ökonomen der Welt – Lawrence Summers und Olivier Blanchard – schlagen Alarm: Donald Trumps aggressiver...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Weltwirtschaft: IWF warnt vor Folgen von Trumps Zollpolitik
22.04.2025

Trumps neue Zolloffensive sendet Schockwellen durch die Weltwirtschaft. Der IWF sieht die globale Konjunktur in der Krise und senkt seine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Preis der Führungsdiplomatie: Zwischen Beziehung und Ergebnis
22.04.2025

Harmonie und Klarheit: Warum effektive Führung mehr verlangt als nur gutes Zuhören – und wie man den Spagat meistert.

DWN
Panorama
Panorama Wie lange können wir noch mit Bargeld zahlen?
22.04.2025

Trotz digitaler Bezahlmöglichkeiten will eine klare Mehrheit der Deutschen am Bargeld festhalten. Die Bundesbank teilt diese Haltung –...