Politik

Fatwa: Terror-Miliz IS verurteilt Erdogan zum Tode

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat sich erneut direkt gegen den türkischen Präsideten Recep Tayyip Erdoğan gewandt. Nur wenige Wochen nach einer Video-Drohung, wurde jetzt ein islamisches Rechtsgutachten (Fatwa) erstellt. Darin verurteilt der IS Erdoğan als „Verräter des Islam“ zum Tode.
05.09.2015 02:39
Lesezeit: 2 min

Schon im jüngsten Terrorvideo bezeichnete der Islamische Staat Präsident Erdoğan als Satan und warf ihm vor, den Islam verraten zu haben. In einer entsprechenden Fatwa spricht die Terrormiliz ihm und seinen Anhängern dafür nun das Todesurteil aus.

Erdoğan wird in der Botschaft mit Abtrünnigen des siebten Jahrhunderts verglichen, die damals Muslime bekämpft hätten und so zu Ungläubigen wurden. Nach Ansicht der Terroristen verfahre auch der türkische Präsident so. Denn: Er unterstütze sowohl Juden als auch Nicht-Muslime. „Er vergießt muslimisches Blut in islamischen Ländern, und deshalb verurteilen wir ihn zum Tode“, heißt es im Text der Fatwa.

Das Todesurteil könne einzig vom IS zurückgezogen werden. Möglich sei das aber nur unter zwei Bedingungen: Erdoğan müsse sich für die Angriffe auf den IS entschuldigen und Verhandlungen mit dem internationalen Anti-IS-Bündnis abbrechen, so die türkische Zeitung Sabah.

Der Nachrichtenseite Middle East Eye zufolge wurde die Fatwa bereits am Montag von der dem IS nahestehenden Al-Battar Medienstiftung veröffentlicht. Verfasser soll ein gewisser Scheich Abu Khabab al-Iraqi sein, ein Richter des provisorischen Gerichtssystem des Islamischen Staates. Mit dem Tode bedroht werde darin nicht nur Erdoğan, sondern auch all jene, die es ihm gleich täten.

Erst Mitte August bedrohte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in einem neuen Video erstmals direkt die Türkei und ihren Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Die Terroristen forderten ihre Anhänger darin zur Eroberung Istanbuls auf. Gleichzeitig beschimpften sie Erdoğan als Satan. Nur wenige Tage später stellte sich heraus, dass die Drohungen von einem türkischen Landsmann geäußert wurden.

In den Augen der Terroristen habe Erdoğan den Islam verraten. Er sei ein Mann, der sein Land an die USA und den Westen verkaufe und die US-geführte Anti-IS-Koalition gegen den IS unterstütze, berichtete die Sabah. Es sei jedoch notwendig, dass sich die Türken dem IS anschließen, um gegen die Atheisten, Kreuzfahrer und Teufel vorzugehen, die sie täuschten und so zu Sklaven der Kreuzfahrer machten.

„Die Türken sollten sich weigern, Demokratie, Säkularismus, menschliche Gesetze und alle Arten von anderen Übeln zu akzeptieren“, so der zunächst unbekannte Terrorist in dem rund sieben Minuten langen Clip. Sie kämpfen im Namen Gottes, während die Ungläubigen im Namen Satans kämpfen“, zitierte ihn auch The Independent. Wer dem Weg Atatürks folge und die Scharia missachte, werde selbst zum Satan.

Die Türkei flog bereits im Juli vereinzelte Luftschläge gegen die Terrormiliz IS in Syrien. Vor allem aber konzentrierte sich die Armee auf den Kampf gegen die PKK. Ende August hat sich Ankara schließlich dem US-geführten Bündnis gegen den IS mit Luftangriffen angeschlossen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...

DWN
Politik
Politik Gasförderung Borkum: Kabinett billigt Abkommen mit den Niederlanden
02.07.2025

Die Bundesregierung will mehr Gas vor Borkum fördern und stößt damit auf heftigen Widerstand von Umweltschützern. Das Vorhaben soll...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...