An der türkisch-griechischen Grenze befinden sich derzeit über 1.000 Flüchtlinge. Die türkischen Behörden bezeichnen sich als überfordert und die Lage spitzt sich immer weiter zu. „Sie können nicht hier bleiben. Vielleicht werden wir ihnen noch erlauben, zwei bis drei Tage zu verweilen. Doch dann müssen sie diesen Ort verlassen“, zitiert die Economic Times den türkischen Gouverneur Dursun Ali Sahin. Die Behörden wollen, dass die Flüchtlinge zurück in die türkischen Lager gehen.
Die Überfahrt von der türkischen Stadt Edirne nach Griechenland gilt für viele Flüchtlinge sicherer als der Seeweg über die Ägäis nach Lesbos oder Kos. Vergangene Woche hätten die Behörden etwa 7.500 Flüchtlinge davon überzeugt, zurückzukehren. Die türkischen Behörden und das Rote Kreuz hätten die Menschen mit Nahrungsmitteln und Wasser versorgt. Währenddessen sind am Mittwoch 800 Flüchtlinge in den Hunger-Streik getreten, berichtet die Nachrichtenagentur Anadolu.
Am selben Tag hat Kanzlerin Angela Merkel vor dem Hintergrund des andauernden Flüchtlingsandrangs mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan telefoniert. Es sei vereinbart worden, die Zusammenarbeit bei der Bewältigung der Krise zu intensivieren, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin mit. Besondere Bedeutung habe dabei die Bekämpfung der Schleuserkriminalität.
Merkel würdigte laut Seibert „die enormen türkischen Leistungen zur Unterbringung und Versorgung der inzwischen knapp zwei Millionen syrischen Flüchtlinge“ in dem Land. Beide Politiker seien sich einig gewesen, dass es zur Linderung der Krise einer solidarischen Kraftanstrengung der internationalen Gemeinschaft bedürfe.
Es ist unbekannt, ob Deutschland und die Türkei in diesem Zusammenhang darüber verhandeln, Flüchtlinge in die EU weiterzuschicken. Deutschland könnte als Aufnahmeland in Frage kommen.
Die Türkei führt im Irak und in Syrien ihren eigenen Krieg gegen die PKK. Sie ist damit direkt mitverantwortlich für die Vertreibungen aus der Region.
Eine Verschärfung der Lage droht auch an der bulgarisch-türkischen Grenze: Bulgarien verstärkt seine Truppen zur Sicherung der Grenze zur Türkei. Bis zu 1.000 zusätzliche Soldaten sollen dafür entsendet werden. Das EU-Land will damit nach Darstellung des Verteidigungsministeriums auf neue mögliche Flüchtlingsrouten reagieren. Zudem werden die Zäune an der Grenze zur Türkei verstärkt, meldet AFP.