Finanzen

HSH Nordbank: Showdown in Brüssel

Auch die aktuelle Sitzung in Brüssel hat noch nicht endgültig über das Schicksal der HSH-Nordbank entschieden. Faule Kredite sollen nun abgeschoben werden. Über die genaue Verteilung der Schulden wird jedoch noch verhandelt.
23.09.2015 10:47
Lesezeit: 1 min

Bei den Verhandlungen zwischen der EU-Kommission und den HSH Nordbank-Eigentümern Schleswig-Holstein und Hamburg geht es in den nächsten Wochen ans Eingemachte. Am Donnerstag trafen sich Experten beider Seiten zu einer weiteren Verhandlungsrunde in der belgischen Hauptstadt, es wird nicht die letzte gewesen sein.

Um die HSH Nordbank von ihren drückenden Altlasten zu befreien, sollen faule Kredite im Volumen von 14 bis 28 Milliarden Euro in eine staatliche Bad Bank abgeschoben werden. Da für diese Kredite teilweise bereits Risikovorsorge gebildet wurde, die auf die Länder übertragen werden soll, dürfte das auszulagernde Netto-Volumen deutlich geringer ausfallen.

Neben der Höhe des Kredit-Volumens, das von der HSH Nordbank genommenwerden soll, wird in Brüssel vor allem über die Konditionen für die Auslagerung gefeilscht. Schon jetzt zeichnet sich jedoch ab, dass die Länder kräftig bluten müssen, da weitere Abschreibungen auf die Buchwerte notwendig sind.

Finanzieren wollen die Länder die Kredit-Auslagerung über ihre bestehende Garantie von 10 Milliarden Euro. Für die entschlackte HSH Nordbank könnte am Ende eine Rest-Garantie zwischen Null und 5 Milliarden Euro übrig bleiben. Die Gebühren für diese Garantie sollen dann noch einmal angepasst werden. Die bisherigen Garantie-Kosten gelten als nicht tragbar für das Institut. Für die Länder bedeutet das (teilweise) Ziehen der Garantien, dass diese Gelder unwiederbringlich verloren sind.

Die jüngsten Fortschritte bei den Verhandlungen in Brüssel deuten freilich darauf hin, dass in den nächsten drei bis fünf Wochen eine Grundsatzvereinbarung stehen könnte. Darauf drängt nicht zuletzt auch die EZB-Bankenaufsicht, die bei einem Scheitern der Brüsseler Verhandlungen kaum verhohlen mit einer Abwicklung der HSH Nordbank gedroht hat. Da die Länder als Eigentümer für die HSH Nordbank bei der Haftung an vorderster Front stehen, dürfte für sie eine Abwicklung noch teurer als eine Einigung mit Brüssel werden.

***

In Kooperation mit PLATOW Medien. Seit 70 Jahren steht der Name PLATOW für unabhängige Berichte und Exklusivrecherchen aus Wirtschaft, Kapitalmarkt und Politik. Der PLATOW Brief liefert Ihnen 3x pro Woche auf je 4 Seiten aktuelle Hintergrundinformationen aus der Finanzwelt, Analysen zu den internationalen Kapitalmärkten, zur Konjunktur und zu Zinsen. Für ein 4-wöchiges Probeabonnement können Sie sich hier anmelden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektronikboom im Netz: Droht Europa die Billigflut aus China?
09.07.2025

Europas Verbraucher kaufen Elektronik immer öfter online – doch ausgerechnet ein drohender Zollkrieg der USA könnte Europa mit einem...

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Huthi-Angriff im Roten Meer zerschlägt Hoffnung auf Wiedereröffnung des Suezkanals
09.07.2025

Ein neuer Angriff der Houthis auf ein griechisches Frachtschiff lässt alle Hoffnungen auf eine Wiedereröffnung des Suezkanals zerplatzen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Politik
Politik Corona: Breite Mehrheit für Enquete-Kommission zur Corona-Aufarbeitung
09.07.2025

Lockdown, Impfpflicht, Schulschließungen und Abstandsregeln – in der Corona-Pandemie wurde eine Vielzahl von unverhältnismäßigen...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Unternehmen
Unternehmen IT-Sicherheit in der Urlaubszeit: Wenn der Chef im Urlaub ist, beginnt für die IT der Ernstfall
09.07.2025

Der Sommer beginnt, das Management reist ab – für Hacker ist das die ideale Gelegenheit. Lesen Sie, wie Unternehmen für IT-Sicherheit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OPEC+ erhöht Förderung deutlich – Ölpreise unter Druck
09.07.2025

Die OPEC+ überrascht mit einer weit stärkeren Förderausweitung als erwartet – mit möglichen Folgen für die Weltwirtschaft,...