Politik

Merkel setzt Österreich wegen Flüchtlings-Zügen unter Druck

Lesezeit: 1 min
29.09.2015 01:27
Angela Merkel will, dass ein Großteil der Flüchtlinge in Österreich bleibt. Die Zahl oder wenigstens die Frequenz der Züge nach Deutschland soll reduziert werden. Die Regierung in Wien ist nervös: Zwischen beiden Ländern hat es offenbar eine geheime Absprache gegeben, dass Österreich die Flüchtlinge nach Deutschland durchwinken darf.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die österreichische Bundesregierung gerät unter Zugzwang. Unter der Überschrift „Flüchtlingskrise: Merkel macht Druck auf Wien“ berichtet die Wiener Tageszeitung Die Presse, dass Merkel hinter den Kulissen fordert, dass Österreich keine weiteren Flüchtlingszüge mehr nach Deutschland schickt. Merkel hat die Bewegung Richtung Deutschland mit der Aussage ausgelöst, es gäbe in Deutschland keine Obergrenzen für Asylbewerber. Die Zeitung schreibt, Merkel habe am Wochenende mit dem österreichischen Bundeskanzler Werner Faymann telefoniert. Es sei nur „eine Frage der Zeit“, bis Deutschland seine Grenzen für Flüchtlinge dichtmachen könnte, die via Bahn einreisen wollen.

Interessant in diesem Zusammenhang: Offenbar hat es eine geheime Vereinbarung zwischen Merkel und Faymann gegeben, die Züge nach Deutschland zu schicken. Diese Vereinbarung habe aber nur bis Freitag gegolten, am Wochenende habe man sich auf eine Verlängerung um ein paar Tage verständigt. Ob Faymann die Regionalwahlen in Oberösterreich als Argument verwendet hat, ist nicht bekannt. In Österreich war am Samstag Nervosität ausgebrochen, weil durchgesickert war, dass Deutschland keine Züge mehr durchlassen könnte. Wäre dann in Salzburg das Chaos ausgebrochen, hätte dies bundesweit Schlagzeilen gemacht und der FPÖ noch mehr Stimmen gebracht. Die FPÖ feierte trotzdem einen Erdrutschsieg in Oberösterreich.

Für den SPÖ-Kanzler wäre es allerdings günstig, wenn Österreich noch bis zum 8. Oktober Flüchtlinge nach Deutschland schicken könnte: Dann wählt die Bundeshauptstadt Wien, wo jüngste Umfragen einen Sieg der FPÖ für möglich halten.

Teil des Deals soll es gewesen sein, dass Österreich die Praxis abstellt, Züge mit Bussen an die deutsche Grenze zu bringen. Von dort haben sich in den vergangenen Tagen Tausende Flüchtlinge über die grüne Grenze nach Deutschland begeben. Offizielle Zahlen gibt es nur noch in eingeschränktem Maß: Die bayrische Polizei hat beschlossen, nur noch die Zahl der offiziell erfassten Illegalen zu kommunizieren.

Die Bundesregierung hat die Pläne nur halbherzig dementiert: Von einer Grenzschließung sei derzeit nichts bekannt, sagte ein Sprecher der Bundesregierung laut dpa.

Merkel hat bereits in Bulgarien für eine Beinahe-Regierungskrise gesorgt. Sie hatte in einer Pressekonferenz ausgeplaudert, dass Bulgarien bereit sei, einen „Hot Spot“ für Flüchtlinge einzurichten. Der bulgarische Premier sah sich genötigt, die Merkel-Aussage zu dementieren.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Ukrainekrieg: Selenskyj und Putin rüsten weiter auf. Steht die Herbstoffensive bevor?
19.09.2024

Die Aufrüstung geht weiter: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die westlichen Partner erneut zu mehr Tempo bei den...

DWN
Politik
Politik Millionen-Strafe soll Ungarn von EU-Geldern abgezogen werden
19.09.2024

Ungarn liegt schon lange im Clinch mit Brüssel. Ein Streit um die Asylpolitik des Landes könnte Budapest nun teuer zu stehen kommen.

DWN
Politik
Politik Niederlande beantragen Ausstieg aus EU-Asylregeln
19.09.2024

Die neue rechte Regierung in Den Haag plant die strengsten Asylregeln in Europa. Und sie will aus den EU-Regeln aussteigen. Ein eher...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldminenaktien im Aufwind: Jetzt mal anders in das Edelmetall investieren?
19.09.2024

Goldminenaktien haben lange Zeit praktisch nicht vom Anstieg des Goldpreises profitiert. Dank stabiler Produktionskosten, hoher...

DWN
Politik
Politik Fed setzt mit US-Zinsentscheid deutliches Zeichen: Aktien-Kurse ziehen an
18.09.2024

Die US-Notenbank hat eine neue Phase in ihrer Geldpolitik eingeläutet. Fed-Chef Jerome Powell senkte den Leitzins um gleich einen halben...

DWN
Immobilien
Immobilien Ist jetzt ein attraktiver Zeitpunkt für den Immobilien-Kauf?
18.09.2024

Nach dem Zinsschock im September 2021 sind die Hypothekenzinsen dieses Jahr gefallen. Wenn man auf den online Immobilienportalen unterwegs...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krankheitsausfälle auf Rekordniveau: Die Kosten explodieren
18.09.2024

Der Krankenstand in Deutschland ist auf Rekordniveau und kostet die Arbeitgeber viele Milliarden Euro. Die Kosten für den Arbeitsausfall...

DWN
Politik
Politik Nicht vom Kreml bekommen: Millionenspender des BSW haben „Geld verdient“
18.09.2024

Ein Ehepaar hat dem Bündnis Sahra Wagenknecht mehr als fünf Millionen Euro gespendet. Nun gibt es Auskunft über die Herkunft des Geldes.