Nach einer Gewinnwarnung haben Investoren am Dienstag die Leoni -Aktie in hohem Bogen aus ihren Depots geworfen. Die im MDax notierten Papiere des Autozulieferers brachen um bis zu 28,9 Prozent ein - es war der größte Kurssturz der Unternehmensgeschichte. In den ersten 30 Handelsminuten wechselten rund vier Mal so viele Leoni-Papiere den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag. Mit 38,05 Euro waren sie so billig wie zuletzt vor rund einem Jahr. Im Sog des Leoni-Kurseinbruchs gerieten auch andere Autozulieferer unter Verkaufsdruck: Continental, ElringKlinger, Hella und Grammer gaben bis zu 3,8 Prozent nach.
Am Montagabend hatte Leoni eine Gewinnwarnung herausgegeben. Als Grund nannte der Nürnberger Konzern am Montagabend überraschend starke Belastungen im Bereich Bordnetz-Systeme. Daher seien 2015 beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) die angepeilten 200 Millionen Euro nicht zu erreichen.
Der Umsatz werde jedoch wie erwartet bei 4,3 Milliarden Euro liegen. Im kommenden Jahr würden die Erlöse aber auf nur rund 4,6 anstatt der geplanten 4,8 Milliarden Euro steigen. Die anvisierte Ebit-Marge von sieben Prozent werde deutlich unterschritten. Im dritten Quartal sei das Ergebnis vor Steuern mit etwa 30 Millionen Euro „deutlich schwächer“ ausgefallen als angenommen“, so das Unternehmen.
Erst Mitte September hatte Leoni bereits seine Ziele für 2016 wegen des Verkaufs der Hälfte an seinem chinesischen Bordnetz-Werk gesenkt. Außerdem hätten die im Rahmen der weiteren Globalisierung eingeleiteten Strukturmaßnahmen noch nicht wie vorgesehen gegriffen:
„Verstärkt wird dies durch nunmehr erwartete Umsatzeinbußen und daraus resultierende fehlende Deckungsbeiträge: Die Geschäftsaussichten des Unternehmens werden durch verschlechterte wirtschaftliche Rahmenbedingungen in China und Russland getrübt, die voraussichtlich zu Nachfragereduzierungen führen; auch das US-Geschäft mit der Nutzfahrzeugindustrie sowie das Umsatzvolumen einzelner Kunden werden sich wahrscheinlich nicht auf dem bislang geplanten Niveau bewegen.“
Im Bordnetz-Segment hätten vor allem im September beschleunigte Hochläufe komplexer Projekte in Verbindung mit unerwartet angehobenen Stückzahlen zu vermehrten Aufwendungen und einer verminderter Effizienz geführt, teilte Leoni mit. Diese negativen Effekte würden auch im kommenden Jahr das Ergebnis belasten. Zudem habe die schwächelnde Wirtschaft in China und Russland negative Auswirkungen auf das Geschäft von Leoni. Derzeit werde an Maßnahmen gearbeitet, um der Entwicklung gegenzusteuern. Details dazu will Leoni mit dem Zwischenbericht zum dritten Quartal am 10. November vorlegen.