Politik

Österreich: Flüchtlinge ignorieren Grenze und marschieren nach Norden

Aus der maßlos überfüllten Sammelunterkunft im österreichischen Spielfeld sind am Freitag rund 1.000 Flüchtlinge ausgebrochen. Sie marschieren in Richtung Deutschland. Die Polizei hat die Kontrolle verloren. Sie lassen die Flüchtlinge passieren.
23.10.2015 17:06
Lesezeit: 1 min

Am österreichischen Grenzübergang Spielfeld geriet die Lage am Freitag vorübergehend außer Kontrolle. Dort durchbrachen mehr als 1.000 Flüchtlinge am Mittag die Absperrung und machten sich auf eigene Faust auf den Weg in Richtung Norden, nach Deutschland. Am Vormittag war der Eisenbahnverkehr hier unterbrochen worden, nachdem Hunderte Flüchtlinge auf den Schienen entlangmarschiert waren. Allein am Freitag sind bis zu 7.000 Menschen in der Steiermark angekommen. Registrierungen und Kontrollen sind momentan praktisch nicht möglich, meldet der Kurier.

Einige der Flüchtlinge nahmen Taxis, um sich in Richtung der österreichisch-deutschen Grenze fahren zu lassen. Bereits am Mittwoch machten sich etwa 1.500 Flüchtlinge zu Fuß nach Deutschland auf. „Wir haben in den vergangenen Wochen und Monaten alles getan, um den auf der Flucht befindlichen Personen die bestmögliche Hilfe zu leisten. Wir sehen jetzt aber, dass die Angelegenheit ein Ausmaß angenommen hat, dem wir nicht mehr Herr sind“, zitiert die Kleine Zeitung den steirischen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer.

Nach Angaben der österreichischen Innenministerin Johanna Mikl-Leitner sollen am Freitag weitere 10.000 Flüchtlinge am Grenzübergang Spielfeld ankommen. Die Innenministerin ruft zum sofortigen Schutz der EU-Außengrenzen auf: „Wir müssen an einer Festung Europa bauen.“

Der österreichische Außenminister Sebastian Kurz sagte im öffentlich-rechtlichen österreichischen Rundfunksender Ö1, Zäune könnten zum wirkungsvollen Schutz der Grenzen beitragen. Er verwies auf entsprechende Erfahrungen an der bulgarisch-türkischen und spanischen Grenze.

Eine Ende der chaotischen Zustände ist nicht absehbar. Slowenien kapituliert ebenfalls vor den Andrang der Flüchtlinge. Das Land hat einen Hilferuf nach Brüssel geschickt. Täglich kommen momentan mehr als 10.000 Flüchtlinge in das Land, das selbst nur über knapp 5.000 Polizisten verfügt.

Slowenien Regierungschef Miro Cerar und Außenminister Karl Erjavec denken erstmals laut über Grenzzäune nach. „Die Offiziellen haben vorsichtig wissen lassen, dass Grenzzäune eine Möglichkeit zur Kontrolle des Migrationsflusses ins Land ist“, schrieb die slowenische Agentur STA.

Die Bundespolizei in Bayern sieht sich mit Blick auf eine womöglich hohe Zahl neu ankommender Flüchtlinge aus dem Balkan am Wochenende gerüstet. „Wir sind darauf vorbereitet“, sagte ein Sprecher der Bundespolizeidirektion am Freitag in München. Dies werde zwar sicher zu einer Mehrbelastung der Beamten führen, aber die Bundespolizei sei darauf eingestellt. Die EU hat für Deutschland Grenzkontrollen aufgrund der Gefahr für die innere Sicherheit abgesegnet.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...