Unternehmen

Österreichs Bankensystem in der Krise

Die österreichischen Banken stehen vor großen Problemen. Die Schwierigkeiten in den osteuropäischen Nachbarländern halten an, das Finanzloch der Heta steigt stetig, Raiffeisen muss seine Kosten senken und die Bank Austria sitzt auf unkündbaren Mitarbeitern. Hinzu kommen Startups, die das Kreditkartengeschäft der Banken bedrohen. Dem Wifo zufolge wackelt jeder dritte Bankenjob.
23.10.2015 10:26
Lesezeit: 1 min

In den vergangenen Monaten haben sich die schlechten Nachrichten für Österreichs Bankenlandschaft gehäuft. Der Druck wächst, Sparmaßnahmen und Gewinneinbrüche sind die Folge. Am Donnerstag hat die Raiffeisen-Bankengruppe angekündigt, größere Umstrukturierungen vorzunehmen. Ziel sei es, die Kosten um 25 Prozent zu senken, so Erwin Hameseder bei einem Funktionärstreffen in St. Pölten. Auch der Verkauf der Polen-Tochter soll wieder forciert werden. Für 2015 soll es zudem keine Dividende geben.

Schwierigkeiten gibt es auch bei der Bank Austria. Bei den Verhandlungen über einen Teilverkauf an den US-Hedgefonds Cerberus machen derzeit teure Altverträge Probleme. Etwa ein Drittel der 9.400 Mitarbeiter in Österreich soll unkündbar sein, so Die Presse. Sämtliche Ansprüche, die sich aus diesen Verträgen ergeben kosten zwischen drei und vier Milliarden Euro. Davon will der Hedgefonds Cerberus aber zukünftig nicht zahlen. Cerbereus plant eigentlich, das Privatkundengeschäft der Bank Austria mit dem der Bawag zu fusionieren. Das wiederum könnte zahlreiche Entlassungen nach sich ziehen.

Der Bankenexperte des Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), Franz Hahn schätzt, dass durch Filialschließungen, Fusionen und Auslagerungen in den kommenden vier bis fünf Jahren mehr als ein Drittel der Bankenjobs in Österreichs Banken verschwinden könnten. Das wären schätzungsweise mehr als 25.000 Arbeitsplätze, wobei Kündigungen genauso wie freiwillige Ausstiege und nicht neu besetzte Stellen darunter fielen. In den letzten fünf Jahren seien es bereits 4.000 Stellen gewesen, zitiert der Kurier Hahn.

Hohe Pensionsverpflichtungen, ein großer Personalaufwand und verschlafene Strukturanpassungen seien die großen hausgemachten Ursachen für die Krise im österreichischen Bankensektor. Bereits im vergangenen Jahr, sagte der Bank Austria Chef Willibald Cernko, dass europaweit in den kommenden fünf bis zehn Jahren etwa ein Drittel der Filialen geschlossen werden. Im vergangenen Jahr hatten bereits zahlreiche österreichische Banken Filialen geschlossen.

Doch die österreichischen Banken kriegen nun auch von einer ganz anderen Seite Gegenwind. „Vehement attackieren internationale Hightech-Giganten und Start-ups mit ihren Finanz- und Serviceprodukten die lukrativen Einnahmequellen unabhängiger Kreditkartenunternehmen und Banken - weltweit und in allen Kundensegmenten“, heißt es in einer Beurteilung einer Studie der internationalen Managementberatung Bain & Company.

Demzufolge wird der weltweite Umsatz im Online-Payment von derzeit 15 Billionen Dollar auf fast 20 Billionen im Jahr 2020 ansteigen. Banken und Kreditgesellschaften müssen auf Kundenbindung setzen und ähnlich innovative Zahlungsmöglichkeiten anbieten, um mit den neuen Konkurrenten auf dem Markt auch zukünftig mithalten zu können.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...