Politik

Frankreich: Geheimdienst meldet Verhinderung von Terror-Anschlag

Lesezeit: 1 min
11.11.2015 12:34
In Marseille wird ein Mann verhaftet, weil er laut Behörden-Angaben ein Attentat auf einen Militärstützpunkt geplant haben soll. Einen konkreten Anschlagsplan habe er aber noch nicht gehabt. Offenbar setzt sich in Europa das Vermutungsstrafrecht durch: Leute werden verhaftet, weil sie in Zukunft etwas tun könnten.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der französische Geheimdienst DGSI hat nach eigenen Angaben einen Anschlag auf Soldaten der Marine im Süden des Landes vereitelt. Wie der französische Innenminister Bernard Cazeneuve am Dienstag mitteilte, wurde am 29. Oktober ein mutmaßlicher Dschihadist festgenommen, der seit einem Jahr unter Beobachtung stand. Wenige Tage später wurden gegen den 25-Jährigen Ermittlungen wegen geplanter Anschläge auf Marine-Soldaten in Toulon nahe Marseille eingeleitet, wie die Justiz mitteilte.

Der Mann war ins Visier der Ermittler geraten, weil er Ende vergangenen Jahres versucht hatte, nach Syrien zu gelangen. Danach stand er unter Beobachtung, weil er sich radikalisierte und öffentlich dschihadistische Ansätze unterstützte. Ihm wird nun vorgeworfen, sich Material für Attentate auf den Marinestützpunkt in Toulon beschafft zu haben, unter anderem ein Messer und eine Maske.

Einen konkreten Anschlagsplan habe er aber noch nicht gehabt, hieß es aus Ermittlerkreisen. Allein diese Begründung ist ein klarer Verstoß gegen rechtsstaatliche Grundsätze: Bürger werden verhaftet, weil die Polizei mutmaßt, dass diese Bürger in der Zukunft gegen das Gesetz verstoßen könnten. Auch in Deutschland hat es in München vor kurzem einen ersten Fall eines solchen Vermutungsstrafrechts gegeben.

In Gewahrsam soll der 25-Jährige aus Toulon zugegeben haben, zuletzt in Kontakt mit einem anderen Franzosen gewesen zu sein, der sich derzeit in Syrien an der Seite der Terrormiliz IS aufhält. Dieser soll ihn zu den Anschlägen animiert und ihn aufgefordert haben, sich eine Waffe zuzulegen. Gegen den Dschihadisten in Syrien war ebenfalls schon einmal ermittelt worden, weil er laut Polizei-Angaben 2012 Drohungen gegen das Satiremagazin Charlie Hebdo ausgesprochen hatte.

Ob die Vorwürfe stimmen, ist von unabhängiger Seite nicht festzustellen. Seit den Anschlägen auf die Redaktion der Satirezeitung Charlie Hebdo und einen jüdischen Supermarkt im Januar hat Frankreich die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Es ist durchaus denkbar, dass die Behörden den Vorfall nutzen, um eine Gefährdung der Sicherheitslage darzustellen. Der Plan könnte sein, dass die Bevölkerung so von der Sinnhaftigkeit verstärkter polizeistaatlicher Maßnahmen überzeugt werden könnte.

Innenminister Cazeneuve berichtete von 370 Festnahmen im Zusammenhang mit dem Kampf gegen den Terrorismus, nannte dafür aber keinen Zeitraum.


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen fallen erneut deutlich
17.09.2024

Die wirtschaftlichen Perspektiven für Deutschland haben sich im September weiter verschlechtert. Die ZEW-Konjunkturerwartungen der...

DWN
Politik
Politik Sozialabgaben und Bemessungsgrenzen steigen kräftig: Lauterbach will Beitragszahler blechen lassen
17.09.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat es angedroht: Gutverdiener müssen sich 2025 auf deutlich höhere Kosten einstellen. Neben...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ein neuer China-Schock? Wie neue Exportwellen aus China die deutsche Industrie treffen könnten
17.09.2024

Chinas Wirtschaft scheint dieser Tage unberechenbar. Nun könnte ein neuer China-Schock die Kernindustrie Europas bedrohen. Wie groß ist...

DWN
Finanzen
Finanzen DSV ist ein Börsenwunder: Gewinn von rund 76.100 Prozent
17.09.2024

Keine andere dänische Aktie kann es mit der DSV-Aktie aufnehmen, wenn es um die Rendite geht. Eine Übernehme von DB Schenker baut diese...

DWN
Politik
Politik Merz wird Kanzlerkandidat der Union
17.09.2024

CDU-Chef Merz und CSU-Chef Söder haben sich in der Kanzlerkandidatur für Merz entschieden. Für den Mittag haben sie zu einer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Intel stoppt Megaprojekt: Zweifel an Staatshilfen wachsen
17.09.2024

Der US-Chiphersteller Intel stoppt den Bau seiner Fabrik in Magdeburg, trotz zugesagter Staatshilfen im Umfang von 9,9 Milliarden Euro....

DWN
Politik
Politik Netzentgelte: Bundesnetzagentur plant vorzeitig steigende Gaspreise – bis zu 40 Prozent Erhöhung möglich
17.09.2024

Preistreiber Energiewende: Erdgasnetze werden überflüssig und sollen schrittweise bis 2045 abgebaut werden, doch die Endnutzer müssen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fachkräftemangel: Weg frei für Fachkräfte aus Kenia – eine „Win-win-Situation“?
17.09.2024

Mit der Begründung, dass Deutschland Fachkräfte am Arbeitsmarkt fehlen, hat die Bundesregierung ein Anwerbungsabkommen mit Kenia...