Gemischtes

VW stellt in Abgasaffäre Lösungen für 1,6-Liter-Motor vor

VW hat offenbar für einige seiner vom Abgas-Skandal betroffenen Fahrzeuge eine technische Lösung. Experten sollen sich am Montag davon überzeugen, dass die Grenzwerte für Stickoxide bei Modellen mit 1,6-Liter-Motor jetzt eingehalten würden. Die Umrüstung soll technisch und finanziell überschaubar sein.
16.11.2015 00:54
Lesezeit: 2 min

Volkswagen will in der Abgasaffäre am Montag eine technische Lösung für einen Teil der betroffenen Wagen vorstellen. Eine Gruppe von Wissenschaftlern und Experten aus dem Bundesverkehrsministerium und vom Kraftfahrt-Bundesamt reise nach Wolfsburg und werde ein Testfahrzeug mit einem 1,6-Liter-Motor Probe fahren, berichtete der Rechercheverbund von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR am Wochende.

Volkswagen kündigte zudem Informationen für Kunden von Autos mit falschen CO2-Angaben an. VW hatte im September zugegeben, dass in etwa elf Millionen Dieselfahrzeugen eine Software eingesetzt wurde, die den Ausstoß von Stickoxiden im Testbetrieb als zu niedrig auswies. In Deutschland sind 2,4 Millionen Autos betroffen, die meisten mit 2,0-Liter-Motor, dann folgen Fahrzeuge mit 1,6-Liter-Motor. Beim kleinsten Modell mit 1,2 Litern sind nur einige hunderttausend Autos betroffen.

Die von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) eingesetzte Untersuchungskommission solle sich bei Probefahrten mit einem Testauto davon überzeugen, dass die Grenzwerte für Stickoxide nunmehr eingehalten würden,

ohne dass dies Auswirkungen auf das Fahrverhalten habe, berichtete der Rechercheverbund. Bei dem 1,6-Liter-Motor sind laut Bericht nach Angaben aus Konzernkreisen sowohl Änderungen an der Software als auch am Motor selbst

vorgesehen.

Die Eingriffe am Motor fielen allerdings klein aus. Volkswagen sei zuversichtlich, dass die gefundene Lösung von der Regierungskommission akzeptiert werde, hieß es in dem Bericht weiter. Die Umrüstung der Fahrzeuge mit den 1,6-Liter-Motoren sei technisch, handwerklich und finanziell überschaubar. Gleiches gelte für den Werkstattbesuch. Die dafür nötige Zeit sei ebenfalls "überschaubar".

Anfang November hatte das Wolfsburger Unternehmen zudem eingestanden, dass bei vermutlich rund 800.000 seiner Autos der tatsächliche Ausstoß des klimaschädlichen Gases CO2 höher ist als angegeben. Betroffen sind nach Angaben des Unternehmens vor allem Neuwagen aus dem Modelljahr 2016. Es handle sich um 430.000 von insgesamt rund 800.000 Fahrzeugen, teilte Volkswagen am Freitagabend mit.

Im Laufe der kommenden Woche sollen die betroffenen Kunden informiert werden, erklärte Volkswagen. Sie könnten dann ihre Fahrzeug-Identifikationsnummer eingeben und sehen, ob das Unternehmen für ihr Auto falsche Angaben zum CO2-Ausstoß gemacht hat. Mögliche Steuermehrbelastungen der Halter sollen direkt Volkswagen in Rechnung

gestellt werden und nicht den Kunden, bekräftigte das Unternehmen. Die Sicherheit sei aber in keinem Fall betroffen, daher seien auch keine technischen Maßnahmen erforderlich.

Inwieweit Modelle der Vorjahre betroffen seien, werde noch untersucht. Volkswagen gehe aber weiterhin von rund 800.000 Fahrzeugen aus. Volkswagen-Betriebsratschef Bernd Osterloh wandte sich in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" vom Samstag gegen den Vorwurf, beim Autobauer herrsche ein Klima der Angst, was zu dem Abgas-Skandal geführt habe. "Hier muss niemand Angst haben, mit seinem Vorgesetzten zu diskutieren", sagte Osterloh. Die Manipulationen bei den Abgaswerten seien "das Werk einer Gruppe von Personen" - dies habe "nicht generell" etwas mit dem Klima im Unternehmen zu tun. Eine Mitverantwortung für die Affäre wies der langjährige Betriebsratschef zurück. "Wir als Betriebsrat haben immer laut Kritik geübt und Veränderungen eingefordert", sagte Osterloh.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...