Gemischtes

US-Politikerin posiert für Weihnachtskarte mit bewaffneter Familie

In den USA wird nach dem jüngsten Massaker die Diskussion um den Waffen-Besitz verschärft. Viele Republikaner wollen nicht einsehen, warum sie für angebliche islamistische Extremisten bestraft werden sollen. Eine Abgeordnete hat ihre gesamte Familie in Waffen gesteckt, um für den Waffenbesitz zu protestieren.
05.12.2015 14:16
Lesezeit: 2 min
US-Politikerin posiert für Weihnachtskarte mit bewaffneter Familie
Militärische Weihnachtsgrüße der US-Abgeordneten Michele Fiore. (Foto: Facebook)

Die republikanische Abgeordnete Michele Fiore aus Nevada hat auf Facebook eine Weihnachtskarte verschickt, die ihre ganze Familie unter Waffen zeigt. Zwar ist nicht klar, ob es sich wirklich um ihre eigene Familie handelt, weil sich Karte eher wie ein Auszug aus dem Waffenkatalog liest. Links oben stehen, statt der Legende für die Namen, die Waffen-Typen, die die Familien präsentiert.

Fiore ist eine der energischsten Verfechterin des Rechts der Amerikaner auf privaten Waffengebrauch. In Amerika kann man, wie man bei dem Massaker gesehen hat, auch militärische Schusswaffen legal erwerben. Die Befürworter eines liberalen Waffenrechts vertreten die Position, dass jeder Amerikaner das Recht habe, sich selbst zu verteidigen. Viele von ihnen stehen dem Staat misstrauisch gegenüber und vermuten hinter der leidenschaftlichen Forderung strengerer Waffengesetze den Versuch, die Bürger besser unter Kontrolle zu bringen.

Nach dem Massaker von San Bernardino hat der öffentliche Druck auf die Waffenbesitzer zugenommen. In ihrem ersten Leitartikel auf der Titelseite seit fast 100 Jahren fordert die New York Times nach dem Massaker von San Bernardino eine Verschärfung der US-Waffengesetze. Die Schusswaffen-Epidemie in Amerika müsse beendet werden, heißt es in dem am Samstag veröffentlichten Meinungsbeitrag. Es sei eine "nationale Schande", dass Zivilisten legal Waffen kaufen dürften, die dazu gemacht seien, "Menschen mit brutaler Geschwindigkeit und Effizienz umzubringen". Es müsse verboten werden, dass Zivilisten bestimmte Waffen, wie etwa die Sturmgewehre, die in Kalifornien zum Einsatz gekommen seien, erwerben könnten.

Die New York Times kritisierte, dass gewählte Politiker für die Opfer von Waffengewalt beteten, nur um anschließend die "einfachsten Einschränkungen für Massentötungswaffen" abzulehnen. So hätten sie auch nach dem Vorfall in San Bernardino umgehend ablenkend auf Terrorismus verwiesen. Dabei müsse klar sein: „Diese Amokläufe sind alle, auf ihre eigene Weise, Akte des Terrors.“

Zuletzt hatte die NYT1920 auf Seite eins einen Leitartikel veröffentlicht. Damals äußerte sie sich bestürzt über die Nominierung von Warren G. Harding zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner. Harding gewann noch im selben Jahr die Wahl.

Auch US-Präsident Barack Obama forderte nach dem Attentat erneut eine Verschärfung der Waffengesetze. Die Attentäter in San Bernardino hätten Sturmgewehre wie beim Militär, also "Kriegswaffen" verwendet, "um so viele Menschen wie möglich zu töten", kritisierte der Präsident.

Das Attentat sei also eine weitere "tragische Erinnerung" daran, "dass es hier in Amerika für gefährliche Leute viel zu einfach ist, an Waffen zu kommen", erklärte Obama. Sogar Menschen, die auf einer Flugverbotsliste stünden, könnten einfach "in einen Laden gehen und eine Waffe kaufen". "Das ist wahnsinnig", sagte Obama. "Wenn jemand zu gefährlich ist, um in ein Flugzeug zu steigen, ist er definitionsgemäß auch zu gefährlich, um eine Waffe zu kaufen."

Obama war in der Vergangenheit immer wieder mit Initiativen für schärfere Waffengesetze im Kongress gescheitert, wo vor allem die Republikaner nicht am in der US-Verfassung verankerten Recht auf Waffenbesitz rütteln wollen.

Die konkrete Aufklärung des Massakers verläuft dagegen äußerst seltsam: Am Freitag haben sich Dutzende Journalisten auf eigene Faust die Wohnung der mutmaßlichen Killer von San Bernardino durchwühlt. Das FBI hatte die Wohnung an die Vermieter ohne ausreichende Sicherung zurückgegeben.

Das Bild in der US-Öffentlichkeit, das sich in den vergangenen Tagen verfestigt hat: Es handelt sich bei den Mördern um islamistische Terroristen. Wirklich handfeste Belege für diese Hypothese liegen nicht vor.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Dividendenstrategie: Für wen sie sich im Aktiendepot lohnen kann
14.06.2025

Mit einer Dividendenstrategie setzen Anleger auf regelmäßige Erträge durch Aktien. Doch Ist eine Dividendenstrategie sinnvoll, wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krisenmodus in der Industrie: Autohersteller weichen Chinas Regeln aus
14.06.2025

Weil China den Export kritischer Magnetstoffe drastisch beschränkt, geraten weltweite Lieferketten ins Wanken. Autohersteller suchen eilig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft H&M baut Milliardenhandel mit Secondhand-Mode aus
14.06.2025

H&M will das Image der Wegwerfmode abschütteln – mit gebrauchten Designerstücken mitten im Flagshipstore. Wird ausgerechnet Fast...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Atomkraftgegner fordern Ende der Uran-Geschäfte mit Kreml
14.06.2025

Atomkraftgegner wenden sich an die Bundesregierung: Sie fordern einen Stopp russischer Uranlieferungen nach Lingen. Auch die hybride Gefahr...

DWN
Finanzen
Finanzen Teuer Wohnen in Deutschland: Rund jeder Siebte zahlt mehr als halben Monatslohn für Miete
14.06.2025

Nach der Mietzahlung ist bei manchen nicht mehr viel übrig für den Rest des Monats, zeigt eine Studie. Jedoch haben viele Menschen auch...

DWN
Technologie
Technologie Autoren fragen, ob ihre Werke für künstliche Intelligenz genutzt werden können – eine unmögliche Mission?
14.06.2025

Ein Ex-Spitzenmanager von Meta warnt: Wenn KI-Unternehmen vor jedem Training urheberrechtlich geschützte Werke lizenzieren müssten,...

DWN
Politik
Politik Datenerpressung statt Freihandel: China nutzt seltene Erden als Waffe
13.06.2025

China verlangt sensible Betriebsgeheimnisse, bevor es seltene Erden exportiert – ein klarer Machtzug im Handelskrieg. Der Westen liefert,...

DWN
Politik
Politik Deutschlands herrenlose Konten: Bundesregierung will auf Gelder von Privatkonten zugreifen
13.06.2025

Auf deutschen Bankkonten schlummern Milliarden Euro, die anscheinend niemandem gehören. Union und SPD möchten jetzt an die Ersparnisse...